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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zurückkehren ist dir dann streng verboten!“
    „Mitgehen?“
    „Ja.“
    „Du meinst, mitreiten!“
    „Nein, du wirst laufen.“
    „Fällt mir nicht ein!“
    „Versuche doch, es zu ändern! Wer bewaffnet die Grenze der Dschamikun überschreitet, ohne unsere Erlaubnis zu besitzen, der ist uns mit allem, was er bei sich hat, verfallen. Es ist eine Gnade von mir, wenn ich dir die Freiheit schenke. Pferd und Waffen gehören uns. So lautet der Vertrag, den der Beherrscher mit unserem Ustad eingegangen ist. Ihr erklärtet unsere vier Pferde für eure Beute, obwohl euch von ihren Reitern nichts geschehen war. Ihr aber kamt in schlimmer Absicht zu uns; ihr wagtet es, die Herren zu spielen, mir hier befehlen zu wollen. Es ist ganz folgerichtig, daß nun wir von Beute sprechen. Der einzige Unterschied ist, daß alle eure Gäule zusammen nicht so viel wert sind wie ein einziges von unsern edlen Tieren.“
    „Was wir besitzen, gehört nicht uns, sondern dem Schah-in-Schah!“ behauptete der Rittmeister.
    „Auch alles, was ihr den Kalhuran raubtet? Ihr habt es wieder herzugeben. Man wird eure Taschen untersuchen, eure Kleider, alles, was ihr bei euch habt. Ich lasse Kalhuran kommen, welche dies tun. Ihre Herden, die ihr für euer Eigentum erklärtet, werdet ihr ihnen nun wohl lassen müssen, denn der Muhassil ist tot, und vor seinen Soldaten, welche, wenn ich sie freigegeben habe, sich ohne Pferde und Waffen von Mitleid zu Mitleid betteln müssen, braucht sich niemand mehr zu fürchten!“
    Die Offiziere sahen einander betroffen an. Das hatten sie nicht erwartet! Und nun, grad jetzt, geschah etwas, aus dem sie erkannten, daß es dem Peder sehr ernst mit seinen Worten war. Nämlich die Dschamikun hatten ihre Gefangenen untergebracht. Eine bestimmte Anzahl von ihnen war zu deren Bewachung beordert. Andere verbreiteten sich über den Platz, um zum Dienst des Peder bereit zu sein. Die übrigen aber setzten sich, als ab dies etwas ganz Selbstverständliches sei, auf die Soldatenpferde und ritten auf oder mit ihnen zum Tor hinaus und nach dem Dorf hinunter. Das war natürlich alles vorher so bestimmt worden. Es bedurfte hierzu weder eines Befehls noch irgend einer Frage. Dennoch aber hatte der Peder bei dem Entwurf seines Verteidigungsplanes einen großen Fehler, eine Unterlassungssünde begangen. Er hatte etwas nicht mit in Betracht gezogen, was von einer anderen, und zwar höchst wichtigen Person für ungeheuer wesentlich gehalten wurde. Diese Person war unsere vortreffliche Pekala.
    Eben als der letzte der Dschamikun zum Tor hinausgeritten war, leuchtete vom Garten her das weiße Gewand der ‚Festjungfrau‘ in unseren Augen. Sie nahte sich der Treppe, langsam, zögernd, jetzt bedachtsam überlegend, ob sie ihre Absicht ausführen dürfe, dann aber wieder einige sehr energische Schritte vorwärts machend. Das erregte unser aller Aufmerksamkeit. Tifl stand von seinem Sitz auf und fragte ihr entgegen:
    „Suchst du vielleicht mich, meine gute Pekala?“
    Da kam sie schnell vollends herbei und antwortete:
    „Nicht nur dich, sondern euch alle.“
    Sich hierauf an den Peder besonders wendend, fuhr sie in klagendem Ton fort:
    „Was habe ich dir getan, o Peder, daß du mich heut so ganz vergessen hast? Ich möchte meine Augen in Tränen baden, ganz so, wie mein Herz in Wehmut und Jammer gebadet ist!“
    „Warum denn solches Herzeleid?“ fragte er lächelnd.
    „Es läuft mir alles über!“
    „So laß doch das Feuer kleiner werden!“
    „Dann wird sie zu dick; sie dämpft mir ein!“
    „Wer?“
    „Die Suppe!“
    „Ah, die Suppe! Liebe Pekala, die ist jetzt Nebensache. Laß das Feuer ausgehen!“
    Da schlug sie die kleinen, fetten Hände zusammen, daß es nur so klatschte, ließ das Weiße ihrer Äuglein sehen und rief im Ton fachmännischer Entrüstung aus:
    „Das Feuer ausgehen! Da erkaltet sie mir doch zu Kleister, den ich durch keine Hitze wieder genießbar machen kann! Sie war zur Zeit des Abendessens fertig, denn ich hatte mir die größte Mühe gegeben, weil grad der Frenk maidanosu die allergrößte Pünktlichkeit verlangt. Ich richtete alles mit der größten Liebe vor. Ich freute mich auf die Bewunderung meines gelungenen Werkes. Und nun stehe ich ganz allein in meiner Küche, welche die überflüssigsten Wasserdämpfe weint, und kein Mensch hat Zeit und Lust, zu genießen, was ich mit meiner größten Kunst für alle, die ich ernähren muß, bereitet habe!“
    „Das ist nicht zu ändern, meine gute Pekala.

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