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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf der Brust und sprach, nicht etwa mit der gewöhnlichen, widerlichen Salbung dieses stets für fromm und oft sogar für heilig gehaltenen Leute, sondern im Ton ruhiger Selbstverständlichkeit.
    „Allah ist ja nur Segen, bloß Segen; er kann gar nichts anderes sein!“
    Hierauf nannte der Scheik ihm unsere beiden Namen. Als dies geschah, bemerkte ich zum erstenmal den erwähnten Aufschlag und das ebenso schnelle Niedersinken seiner Augenlieder. Es war nur ein Moment, aber in diesem raschen Blick lag eine Bedeutung, welche mir erst später klar wurde. Hierauf verhielt er sich genau so, als ob er diese Namen jetzt zum erstenmal gehört habe.
    Das Wort Fakir erklärte es zur Genüge, daß er sich hatte zu uns setzen dürfen. Selbst der vornehmste Mann wird es wenigstens öffentlich vermeiden, zu zeigen, daß er sich für etwas Besseres halte, als so ein ‚Glaubensheld‘ für den Durchschnittsmohammedaner ist. Damit wir auch in Beziehung auf unseren Gesprächsgegenstand wüßten, woran wir mit ihm seien, machte der Scheik gegen uns die Bemerkung:
    „Wir können weitersprechen. Sallab bekümmert sich nicht um die Angelegenheiten dieser Erde. Er lebt bereits das Leben, welches für andere Leute erst nach ihrem Tod beginnt.“
    „So erlaube, daß wir uns nach den Dschamikun erkundigen!“ sagte Halef. „Weißt du, wie viel Krieger sie haben?“
    „Ungefähr zweihundert, wie ich ja bereits erwähnt habe“, antwortete Nafar Ben Schuri.
    „Weißt du auch, wo sie sind?“
    „Ich habe ihnen Kundschafter nachgeschickt. Ihr hört also, daß auch ich vorsichtig zu sein verstehe. Sie haben die uns geraubten Herden zu treiben und kommen also nur langsam vorwärts. Aber wenn wir ihnen zuviel Zeit lassen, werden sie einen solchen Vorsprung gewinnen, daß sie ihren Stamm erreichen, ehe wir sie einholen, und dann bleibt uns nichts übrig, als unverrichteter Sache umzukehren. Darum hielt ich es für besser, den Ritt schon heut zu beginnen.“
    „Kennst du die Gegend, durch welche wir ihnen zu folgen haben?“
    „Sehr genau. Ich hatte die Absicht, sie im Daraeh-y-Dschib (Tal des Sackes) einzuholen. Das ist ein langes, enges Tal mit hohen, steilen Felswänden, welches kurz vor seinem Ende von einem sehr schmalen, aber auch sehr tiefen Flußbett quer durchschnitten wird. Es führt eine uralte, jetzt halb eingefallene Brücke darüber. Dieses Tal würde eine Falle sein, in welcher wir die Dschamikun fangen und zur Herausgabe ihres Raubes zwingen können, ohne daß ein Kampf stattzufinden brauchte.“
    „Sie werden sich hüten, in diese Falle zu gehen!“
    „Ich bin überzeugt, daß sie dieses Tal passieren werden, weil sie sonst einen Umweg machen müßten, welcher für sie fast zwei Tage in Anspruch nehmen würde. Kämen wir eher hin als sie, so könnten wir die Brücke besetzen. Dann ließen wir sie hinein, besetzten hinter ihnen auch das andere Ende des Daraeh-y-Dschib und hätten sie dann so fest im Sack, daß es ihnen ganz unmöglich wäre, sich zu bewegen oder gar sich zu verteidigen.“
    Da schaute Halef mich, im ganzen Gesicht lachend, an und fragte:
    „Was sagst du dazu, Sihdi? Das ist ja ganz derselbe Streich, den wir schon wiederholt den Feinden unserer Freunde gespielt haben! Und zugleich wird dadurch das vermieden, was man nicht ohne Not tun soll, nämlich das Blut von anderen Menschen zu vergießen. Ist diese Plan des Scheiks der Dinarun nicht lobenswert?“
    „Er scheint gut zu sein“, antwortete ich. „Wie aber nun, wenn die Dschamikun ebenso klug sind wie wir und uns fangen, anstatt wir sie?“
    Da lachte Nafar Ben Schuri laut auf und entgegnete:
    „Die uns? Auf einen solchen Gedanken kommen diese Dummköpfe nicht! Und wenn sie ihn hätten, so könnten sie ihn doch nicht ausführen, weil die Herden ihnen im Weg wären.“
    „So denke dir die Lage, wie sie sein würde, wenn sie wirklich in die Falle gingen! Sie würden allerdings in dem engen Tale stecken, und wir befänden uns am Eingang und am Ausgang derselben. Wir wären also geteilt. Wäre das vorteilhaft für uns?“
    „Ja, denn wir hätten sie zwischen uns und könnten sie mit unseren Kugeln zwingen, sich zu ergeben.“
    „Das bezweifle ich. Wir hätten außerhalb des Tals keine Deckung, und folglich würden ihre Gewehre uns gefährlicher werden als die unserigen ihnen.“
    „Aber das Tal ist so schmal, daß nur sehr wenige auf uns schießen könnten!“
    „Wir aber auch auf nur wenige von ihnen!“ entgegnete ich.
    „Sie sind aber

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