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220 - Die Reise nach Taraganda

220 - Die Reise nach Taraganda

Titel: 220 - Die Reise nach Taraganda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Wenn nicht gehst mit uns Taraganda, ich glaube, du mehr liebst Aruula.«
    »Lay!« Rulfan musterte sie bestürzt.
    ***
    Porz-Wahn, Deutschland, Februar 2011
    Heftiger Wind fegte ums Haus. Am Himmel blinkten vereinzelte Sterne. Es schneite seit dem frühen Morgen. Der Straßenverkehr in Nordrhein-Westfalen war fast zum Erliegen gekommen.
    Der WDR meldete seit 13:00 Uhr nur noch Katastrophen. Auf den Bahnhöfen ging nichts mehr. Die Züge standen still. Zehntausend aufgebrachte Pendler zerlegten den Kölner Hauptbahnhof gerade in seine Bestandteile. Ein Korrespondent der Aktuellen Stunde hatte den Vorsitzenden der Deutschen Bahn in seinem peruanischen Urlaubsdomizil erreicht. Sein Kommentar: »Das ganze Leben ist ein Risiko. Muss man denn wirklich auf alles vorbereitet sein?«
    Ostwald saß trübsinnig in seinem schäbigen Reihenhaus am Nordtor des Luftwaffenamtes, drückte die vierzigste Kippe des Tages aus und murmelte Obszönitäten. Seit das Verteidigungsministerium ihn wegen seines kaputten Rückens aufs Altenteil geschoben hatte, war er auf dem absteigenden Ast.
    Ja, er hatte wirklich Probleme. Er steckte sich eine neue Zigarette an, ging in die Küche und öffnete den Kühlschank. Der Kühlschrank war bis auf einen alten Harzer Käse und eine Flasche Portugieser Weißherbst leer. Ostwald nahm die Flasche an sich, kehrte ans Fenster zurück und ließ sich auf den Schreibtischstuhl sinken. An der nikotingelben Wand hinter ihm hingen seine Beförderungsurkunde zum Hauptmann und das »Jodeldiplom«, das die Jungs seiner Staffel ihm am Tag seines Ausscheidens ausgehändigt hatten – damit er »was eigenes« hatte.
    Sehr witzig. Ostwald entkorkte die Pulle und setzte sie an die Lippen. Bevor der erste Tropfen seine Zunge berührte, schrillte das Telefon.
    Obwohl Ostwald seit Stunden auf den Anruf wartete, zuckte er zusammen. Er stellte die Pulle hin und hob ab.
    »Ostwald.«
    »Omar?«
    Die Stimme hatte keinen Akzent, doch ihr Tonfall war amerikanisch. »Ich bin’s: Matthew.«
    »Matthew? Matthew Drax?« Ostwald fühlte sich irgendwie elektrisiert. Er legte die qualmende Zigarette auf dem Kunststoffaschenbecher ab und lehnte sich zurück. »Wo, um alles in der Welt, steckst du?«
    Der Mann am anderen Ende lachte. Er hatte ein sympathisches Lachen und eine sonore Stimme. Ostwald hatte sein Bild sofort vor Augen: Commander Drax von der US Air Force war ein schlanker Mann mit blondem Haar. Er hatte Grips, hörte zu alte Musik für sein Alter und sprach mehrere Sprachen. Ob er es seiner Ähnlichkeit mit MacGyver verdankte, dass die Frauen ihn mochten, war Ostwald nicht bekannt. Aber eins wusste er: Ohne ihn hätten ein paar Skinheads bei seinem ersten Zug um die Berliner Häuser mit ihm den Boden aufgewischt. Drax’ stahlharte Fäuste hatten einem der zugesoffenen Burschen seine Grenzen aufgezeigt.
    »Ich bin in der Nähe«, sagte Drax. »Hatte im Luftwaffenamt zu tun. Du weißt ja: Manche Papiere bringt man lieber persönlich vorbei.« Er räusperte sich. »Ich such noch ‘ne Bleibe für die Nacht. Morgen flieg ich nach Berlin zurück…«
    »Du kannst bei mir pennen, Matt.« Ostwald nahm die Kippe an sich und klemmte sie in seinen linken Mundwinkel. Dann fiel ihm sein Klient ein. Scheiße, ich brauch den Auftrag. »Hör mal, Matt«, sagte er. »Ich würde sehr gern einen mit dir heben gehen, aber ich warte auf ‘nen wichtigen Anruf. Kannst du vielleicht…?«
    »Klar«, erwiderte Drax. »Versteh ich doch. Ich bin in NATO-Gundis alter Pinte.«
    »Alles klar.«
    »Gundi ist in Rente. Die neue Wirtin ist aber auch ganz nett. Melde dich, wenn du fertig bist. Ich trink schon mal einen und schau dem Schnee beim Fallen zu. Ist irgendwie romantischer als bei uns in Kalifornien. Man fühlt sich wie in ein Gemälde von Norman Rockwell versetzt.«
    »Okey-dokey«, sagte Ostwald. »Ich komm gleich. Es dauert bestimmt nicht lange.«
    »Bis dann.«
    »Gemacht.« Ostwald legte auf. Er freute sich über Matthews Anruf. Wie lange hatten sie sich nicht gesehen? Zwei Jahre?
    Er wollte gerade die Finger zu Hilfe nehmen, um es auszurechnen, als das Telefon erneut klingelte.
    Schon hatte er den Hörer wieder in der Hand. »Ostwald.«
    »Ich bin’s, Dietherr.« Der Hamburger Akzent war nicht zu überhören. Dietherr war in der Musikbranche tätig, vom Umsatz her eine große Nummer, vom Niveau her etwas für die Massen. Er war steinreich und nahm kein Blatt vor den Mund, auch nicht im Fernsehen. »Ich weiß jetzt, wo die Sau

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