2200 - Der Sternenbastard
den Possonkal in den Armen und drehte sich von mir fort. „Bitte warte!"
Das Mädchen schaute nicht zurück. Mit schnellen Schritten strebte sie weg von den Ständen am Kai und tauchte in den Massen der Besucher unter. Ich stand wie vom Donner gerührt.
Der Rotbart hinter dem Tresen kommentierte gallig: „Ihr habt sie verscheucht, Erhabener. Eine gute Kundin, die stets kauft! Eure Bekanntschaft verspricht ein teures Vergnügen zu werden."
Ich ignorierte den Springer. In meinen Planspielen hatte ich die Möglichkeit eines Fehlschlags ins Kalkül gezogen.
Ich schlug dieselbe Richtung ein wie sie, verringerte ihren Vorsprung, bog an derselben Ecke ab wie beim ersten Mal. Von dem Gleiterstellplatz erhoben sich zwei Maschinen. Nur dass ich dieses Mal den vorderen der Gleiter wieder erkannte.
Die silbergraue Lackierung trug keinerlei auffälliges Merkmal. Nichts, was auf Herkunft oder Besitzer schließen ließ.
Ich wartete ein paar Sekunden, dann sprintete ich zu einem Mietgleiter am Rand des Feldes. Der Gleiter gehörte einem Verleih an der Paragetha. Ich nahm immer denselben. Das Modell ließ Handsteuerung zu, sämtliche Leitvorrichtungen waren abschaltbar.
Er besaß eine Ortervorrichtung und eignete sich hervorragend, einen anderen Gleiter zu verfolgen.
Ich liftete die Kiste mit geringer, unauffälliger Beschleunigung auf zwanzig Meter, lokalisierte die silbergraue Maschine und schlug dieselbe Richtung ein.
Meine Göttin folgte einige Kilometer dem Verkehr von Shulukai. Vor der Stadtgrenze bog sie ab und zog Richtung offenes Wasser.
Ich ließ ihr einen Kilometer Vorsprung. Über dem Sichelbinnenmeer reichte ein Blick zurück, und sie hatte mich. Stattdessen verfolgte ich per Orter ihren Kurs. Sie wich einem Vogelschwarm aus, der landwärts kreuzte, und sammelte einen Pluspunkt mehr.
Andere wären durch den Schwarm gerast, ohne einen Zentimeter abzuweichen, und hätten Dutzende Vögel abgeschossen.
Die Südküste besaß einen traumhaften Schimmer.
Dicht vor der Mündung ins Meer hoben Antigravfelder den Druncen-Fluss zu einer drei Kilometer hohen, durch den Sonnenhimmel schwingenden Parabel. Drunter erstrahlte in Gold das Trichterpalais der Zoltral-Familie, das Wahrzeichen von Sha'shuluk. „Oh nein ...", murmelte ich. „Bloß nicht der Palast."
Aber ihr Kurs führte am Palais vorbei, über lichte Wälder zu einer Gruppe von Trichterbauten.
Das Gelände war von einer Art Hecke umfriedet.
Erst als ihre Maschine gelandet war, wagte ich mich näher.
Aufmerksam umkreiste ich das Anwesen, in respektablem Abstand, und lugte durch die Lücken im Bewuchs auf die Häuser.
Natürlich konnte ich das Mädchen nicht sehen. Aber wo es wohnte, wusste ich nun. Zeit, mir über meine Folgeschritte klar zu werden; ich musste rausfinden, wem Gelände und Gebäude gehörten, wer darin wohnte, und dann einen Vorwand finden, der mich als Besucher ins Innere brachte.
So weit, so gut - bis aus dem Wäldchen vier Objekte in die Höhe stoben. Es waren Kampfgleiter.
Ich zwinkerte die Tränen weg, die von einer Sekunde zur anderen meinen Blick vernebelten.
Kampfgleiter! Warum? Etwas lief unerwartet schief.
Die erste Reaktion war Paragetha-Schulung. Stets den eigenen Vorteil suchen. Panik vermeiden. Ich nahm Fahrt weg, steuerte die engste Kurve, die die Bauart zuließ, und drückte meine Maschine abwärts zwischen die Kronen der Bäume. Sie hatten das Tempo, ich hatte die Wendigkeit. Die Kampfgleiter rauschten mit hohem Fahrtüberschuss vorbei.
Nochmals eine Etage runter, unter die Kronen, wo es lichten Raum gab. Mein Herz hämmerte. Ich fühlte mich wie beim Karaketta, als ich zwischen den Stämmen Richtung Palast der Zoltrals raste.
Die Flucht führte nicht weit. Eine Wand von Bäumen ging in meinem Kurs in Flammen auf.
Die Kampfgleiter hatten Thermokanonen, und sie feuerten damit.
Mit blieb die Wahl zwischen Kampf, Tod und Aufgabe, ohne eine Ahnung zu haben, was die Fremden von mir wollten.
Ich bremste die Maschine ab und landete im Wald.
Dort stieg ich aus und wartete ab.
Einer der Gleiter löschte mit Druckluft den Brand, die anderen umkreisten mich und gingen nieder. „Schon gut!", brüllte ich mit gereckten Armen, die Hände geöffnet. „Ich gebe auf!"
Mit angeschlagenen Waffen stellten sie mich, drei Männer und eine Frau. Ihre Waffen waren Celista-Modelle. Sie trugen keine Kampfausrüstung, zumindest das nicht, doch ich erkannte im Sonnenlicht den silbrigen Schimmer, der ihre Körper umspielte. Es handelte
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