2201 - Der ArkonidenjÀger
Leplanc. Wann? Bald, bei diesen beachtlichen Summen. Morgen, gegen Mittag?
Ich bin noch immer zu offen, dachte ich. Aber Mal und ich sind in furchtbarer Eile! Ich hatte auf den ersten Blick festgestellt, dass Leplanc zu den gut gekleideten Gesetzlosen mit vorzüglichen Umgangsformen zählte; besondere Vorsicht war geboten.
Also fügte ich hinzu: Einverstanden. Umtausch nur in einer erstklassigen Bank, in der Stadt ... Ich deutete in die Richtung Bethanys.... in den besten Geschäftsstunden, unter öffentlicher Kontrolle. Und deine Prämie ist außerhalb der 100.000 Galax. Verstehen wir uns? Perfekt. Wir haben das gleiche Ziel. Dein Name?
Tyr Lesim, antwortete ich. Vatername. Brauchen wir aber nicht für den weißen Chip.
Meine Freunde arbeiten mit der Interstellar-Paraban-Bank zusammen, sagte Leplanc. Im Bankenviertel, in der Port-Kabico-Allee. Altehrwürdiges Gebäude, schwer zu übersehen.
Morgen bin ich in der Schalterhalle. Dreieinhalb Toritas nach Öffnung. Ich suchte den Blick der roten Arkonidenaugen und hoffte, der andere möge ein Mindestmaß an Ehrlichkeit mitbringen. Nein. Nicht Ehrlichkeit: Zuverlässigkeit auf dieser halb legalen Ebene des Geldumtausches. Leplanc stand auf, wechselte einige Worte mit dem Kellner und winkte seiner Begleiterin.
Deine Mahlzeit ist bezahlt. Überraschend karg für einen reichen Nicht-Arkoniden.
Immerhin sättigend. Wir Fremdlinge auf Taloris haben nur wenige Ansprüche, antwortete ich lächelnd. Danke für die Einladung. Also ... zur ausgemachten Zeit in der IP-Bank. Versprochen.
Die Begleiterin Leplancs, eine ausnehmend gut aussehende junge Springerin mit dunkelbraun gefärbtem Haar, warf mir einen schwer zu deutenden Blick zu. Vielleicht hatte sie Mitleid mit mir. Ich setzte mich, bestellte ein zweites Glas Wein und zwang mich zu einer harten, schonungslosen Beurteilung unserer Lage.
Offensichtlich betrieb die SENTENZA nicht nur vielfache Aktivitäten auf Taloris, sondern beschäftigte sich auch mit Geldwäsche. Der Kurs, den ich vorgeschlagen hatte, musste jeden Angehörigen der Organisation reizen. Nichts anderes hatte ich erwartet. Ein Tausch in öffentlicher Umgebung war eine zusätzliche Sicherheitsvorkehrung; nachts in dunklen Gassen würde ich einen Überfall förmlich herausfordern. Für die größere Bewegungsfreiheit, die ich mit einem weißen Chip voller Galax erhielt - die Überprüfung der Individualimpulse des Besitzers während des Zahlvorgangs entfiel -, lohnte sich zusätzliches Risiko.
Die SENTENZA gab sich den Anschein, legale Geschäfte zu betreiben, finanzierte sie aber mit illegal erzielten Einkünften. Ich kannte ihr Zeichen, die Tätowierungen eines schlangenähnlichen Reptils, die man meist auf der Brust fand, und wusste, dass die SENTENZA Verbindungen bis zur höchsten Ebene des Imperiums besaß. Man würde, um den Schein der Legalität zu wahren, das eigene lukrative Geschäft mit anderen Kunden der Bank sicherlich nicht durch eine Gewalttat belasten wollen.
Ich legte eine Münze auf den Tisch, leerte das Glas und machte mich auf den Weg zum Nordtor.
Während ich gegessen und mit Leplanc verhandelt hatte, waren mit dröhnenden Triebwerken zwei Schiffe gelandet. Wieder nahm meine Unruhe zu.
Mal Detair saß wartend auf einer Bank im Schatten, biss von einem undefinierbaren Fertiggericht ab und hatte einen grellfarbigen Becher eines arkonbekannten Erfrischungsgetränks neben sich stehen.
Der Rand der Gleiterpiste, die durch das Nordtor führte, war zweihundert Schritte entfernt.
Plastikabfälle hingen in den Zweigen der sorgfältig gestutzten Buschreihen. Einige hungrige Vögel pickten vor seinen Stiefelspitzen an den wohl ungenießbaren Bröseln der Teigumhüllung, die ihnen Detair zugeworfen hatte.
Am gegenüberliegenden Rand des Raumhafens schwebte ein riesiges Raumschiff auf seinem energetischen Prallfeld. Auf dem gegenüberliegenden Teil des Tores sah ich die Stationszeichen einer Gleiterbuslinie. Ich näherte sich mit langen Schritten, hüstelte und setzte mich neben Detair.
Eine Zentitonta zu spät, sagte ich, kaum schwer atmend. Ich habe eine Tauschgelegenheit. Morgen Mittag.
Mal Detair schluckte den letzten Bissen hinunter, schlürfte einen Schluck und zog einen Packen handgroßer Hologramme aus der Brusttasche.
Vom letzten Geld, sagte er sorgenvoll, hab ich diese billige Wegwerfkamera gekauft. Die Bilder - sie bedeuten nichts Gutes, Kant.
Ich aktivierte das erste Holo. Jedes Bild hatte eine Laufzeit von drei
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