2202 - Der Hyperschock
verloren, ja, fast auch deine Identität, und jagst durch das Universum auf der Suche nach einer neuen Heimat."
„Ich habe auch etwas gewonnen", meine ich, und dann rutscht mir heraus: „Vielleicht."
Es kann natürlich ebenso sein, dass Perry Rhodan mich in hohem Bogen hinauswirft. Oder vor Gericht bringt.
Was auch immer. „Eigentlich ist es im Augenblick nur eine Hoffnung, mehr nicht", revidiere ich meine Ansicht zögernd. „Was wirst du tun, wenn die Sache schief geht?", fragt mein Freund. „Dann werde ich nicht mehr viel tun können, Mal. Entweder liefert er mich direkt aus, oder ich komme zuerst vor ein Gericht, das meinen Status feststellt, mich aufgrund der Beweislage im Sinne des Völkerrechts verurteilt und anschließend vermutlich Arkon überstellt."
„Aber du könntest deinen Vater erpressen. Ein schlichter Gen-Test bringt an den Tag, dass du Rhodans Sohn bist. Stell dir mal die politischen Konsequenzen vor!"
Ich winke ab. „Darüber will ich nicht nachdenken, nicht jetzt. Ich habe mich so entschieden, und wir bringen das bis zum Ende."
„Es ist trotzdem ganz schön mutig", brummt Mal. „Aber ich verstehe dich natürlich. Perry Rhodan ist momentan der einzige Anker, den du hast. Ansonsten treibst du ziellos irgendwohin."
Ja, das ist etwas, das ich mir einfach nicht vorstellen kann. Mit Thereme an meiner Seite wäre das vielleicht gegangen. Mein Leben wäre vermutlich in eine ganz andere Richtung verlaufen. Insofern verstehe ich die Motivation meiner Mutter, aus reinem politischen Kalkül einzugreifen und das Mädchen für ein vorgeblich höheres Ziel zu opfern. Sie sah das zugleich als „Erziehung" an, wollte mich verbittert, gefühllos, härter machen.
Nun, in einer Hinsicht ist ihr das gelungen. Ich habe sie angegriffen und ermordet, in dem Moment ohne mit der Wimper zu zucken, aus reiner Rachlust.
Mal hat Recht, ich schlingere gerade irgendwie weiter durchs Leben, ohne zu wissen, was aus mir werden soll - ja, ohne zu wissen, wer ich bin. „Wir fliegen weiter", sage ich energisch. „Aber einen Umweg nehmen wir noch."
Ich will ganz sichergehen, dass uns niemand verfolgt. Shallowain hat vielleicht unsere Spur verloren, aber es können sich inzwischen schon andere Verfolger an unsere Spur geheftet haben.
Das halte ich zwar für sehr unwahrscheinlich, dennoch will ich ganz sichergehen. Ich will um jeden Preis auf Terra landen, egal, was dann geschieht.
Mal seufzt verzweifelt. „Bald kenne ich sämtliche Sektoren im Umfeld des Solsystems, nur erreichen werde ich es nie!"
„Nur noch dieses eine Mal", bat ich und lächelte.
In der Nähe von Pinblot fliege ich bis zur Belastungsgrenze der Schutzschirme in die Korona einer Sonne und warte eine Stunde lang ab. Hier draußen gibt es nicht viel. Ein eventueller Verfolger kann sich nicht allzu viel Zeit lassen, sich aber auch nicht unbemerkt anschleichen.
Als die DIRICI durch immer lauter werdendes Ächzen kundtut, wie sehr ihr diese Misshandlung missfällt, starte ich und nehme jetzt direkten Kurs auf Sol.
Eine Relaisstation außerhalb des Kristallschirms und cher Aagenfelt-Barriere empfängt uns. Wir geben uns als Touristen aus, die unbedingt die Hochzeit von Reginald Bull und Fran Imith miterleben wollen. Nervös beobachten wir, was geschieht. Die, Sicherheitsvorschriften im Solsystem sind uns schließlich nicht bekannt.
Nach einer kurzen Wartezeit dürfen wir weiterfliegen. „Mehr nicht?", murmelt Mal.
Ich bin ebenso verunsichert, habe mich auf eine umständliche Prozedur eingestellt - beim Anflug auf die Kristallwelt wäre es zumindest so gewesen.
Im Solsystem wird man anscheinend ohne besondere Umstände willkommen geheißen. Ja, sogar willkommen!
Obwohl ich als Herkunftsort „Kristallimperium" angegeben habe und eine Fantasieadresse auf einem Kolonialplaneten. Ich beantworte die Fragen des Zolls wahrheitsgemäß (bei den Waffen schwindle ich ein bisschen) und erkläre mich bereit, für eine stichprobenartige Untersuchung jederzeit Zugang zur DIRICI zu gewähren.
Das ist alles. Gut, unser Konterfei haben wir holographisch ein wenig verzerrt. Man weiß ja nie ... Ich möchte gewiss nicht im Vorfeld scheitern, nachdem wir es bis hierher geschafft haben. Meinem Vater werde ich jedenfalls ohne Maskerade gegenübertreten. „Entweder vertrauen die ihrem Ge-, heimdienst sehr, oder hier herrscht nicht das übliche Misstrauen allen Fremden gegenüber", meint Mal erstaunt. „Ich hätte wirklich nicht ge= dacht, dass es so einfach
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