2202 - Der Hyperschock
lauscht. „Sieht sehr idyllisch aus - ich kann mir vorstellen, dass die Häuser dort eine Menge kosten."
„Sieh mal, jetzt überfliegen wir den Gobi-Park mit dem Stardust-Denkmal", mache ich meinen Freund auf ein weiteres Highlight aufmerksam.
Dann müssen wir beide lachen, weil wir uns tatsächlich wie ganz normale Touristen benehmen. Aber es ist wirklich vorteilhaft, einen kleinen Rundflug genießen und sich so auf die Stadt einstellen zu können. Vielleicht wird sie ja meine neue Heimat, wer weiß.
Die DIRICI beschreibt eine Linkskurve, und nun bekommen wir den vollen Blick auf das Regierungsviertel und die architektonisch einzigartige Solare Residenz. Sie schwebt in tausend Metern Höhe über der Stadt, exakt über dem laut Reiseführer beliebten, weil romantischen Residenzpark mit See in der Mitte. „Die Solare Residenz kann am Boden von jedem Punkt Terranias aus gesehen werden", teilt die computergenerierte Stimme uns mit. „Das Bauwerk ist 1010 Meter hoch und teilweise für Besucher zugänglich."
„Und genau dorthin wollen wir", sage ich.
Mit einer Rechtskurve nehmen wir Kurs auf den im Südosten gelegenen Handels- und Zivilraumhafen, an den Atlan Village angrenzt. Ein Traktorstrahl erfasst uns wenige Minuten später und bringt uns sicher durch den Trubel auf einen freien Platz hinunter.
Die Gebühren dafür werden von meinem weißen Chip abgebucht; automatisch und nach einem sehr kurzen Gespräch.
*
„Wir nehmen nur das Nötigste mit und verstecken die Waffen", sage ich zu Mal. „Wir werden sicher gleich noch einmal gescannt, vielleicht sogar von Mutanten überprüft. Wenn wir so, aufgerüstet daherkommen, werden wir garantiert als Terroristen verhaftet."
„Vielleicht bringt dich das aber ohne Umwege zum Residenten?", meint Mal. „Unsinn, wir werden von irgendwelchen Polizisten verhaftet, und das war's dann", widerspreche ich. „Denkst du, die Mühlen der Justiz mahlen hier anders als bei uns? Sie werden uns gar nicht zuhören und entweder für immer wegsperren oder ausweisen."
Als wir aussteigen, werden wir bereits von einer Gruppe Terraner erwartet. „Willkommen", sagt eine große, grauhaarige Frau zu uns. „Wir freuen uns über Besuch aus dem Kristallimperium."
„Danke sehr", antworte ich erstaunt und halte ihr nach terranischer Sitte die Hand hin.
Sie zeigt einen leicht überraschten Ausdruck, erwidert dann aber mit einem kurzen Händedruck. „Hätte nicht gedacht, dass ihr Leute wie uns willkommen heißt", gibt Mal Detair sich wieder einmal sehr direkt.
Die Frau lächelt. „Auf Terra ist jeder willkommen, der in friedlicher Absicht kommt. Wir machen keine Unterschiede."
„Das freut uns sehr", meine ich. „Selbst für Kolonialarkoniden ist es im Imperium nicht so einfach."
Ich bin ehrlich überrascht. Und über diese Leute haben sich meine Schulkameraden lustig gemacht? So ist es, wenn man Freundlichkeit mit Dummheit verwechselt und Feindseligkeit für besonders klug hält. Das eine wird unter-, das andere überschätzt. „Gibt es irgendwelche Probleme?", erkundigt sich Mal. „Keineswegs", erwidert die Frau. „Ich brauche nur eine Bestätigung für die Zollbehörde, dass alles seine Ordnung hat. Zudem bieten wir einen kostenlosen Service zur Überprüfung des Schiffes an, denn in letzter Zeit hat es einige Probleme mit Hyperkristallen gegeben. Wir wollen nicht, dass jemand nach seinem Besuch bei uns hilflos im Raum treibt."
„Eine hervorragende Dienstleistung", sage ich überrascht. „Dieses Angebot nehmen wir gern in Anspruch. Wir hatten auf dem Herflug tatsächlich einige Probleme, und ich weiß nicht, ob wir sie fachmännisch beheben konnten."
„Sollten wir etwas feststellen, werden wir ein Kostenangebot machen, das wir dir auf deinen Bordrechner schicken."
Nach ein paar weiteren Fragen können wir endgültig einreisen. Sie geben uns sogar einen Datenkristall mit dem Stadtplan.
Derart gut versorgt, machen wir uns auf den Weg zur nächsten Rohrbahn.
Unterwegs werfe ich noch einen kurzen Blick zurück auf meine kleine 'alte Dame, die so schäbig und gebrechlich dasteht.
Sie scheint in guten Händen zu sein.
Und Verdächtiges werden die Terraner nicht finden, sollten sie die Gelegenheit nutzen. Aber ich glaube nicht, dazu ist hier zu viel los. „Wollen wir uns zuerst etwas umsehen?", schlägt Mal vor. „Außerdem könnte ich eine Kleinigkeit vertragen ..."
„Nein, wir gehen direkt zur Solaren Residenz", lehne ich ab. „Außerdem hast du kurz vor
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