2207 - Der letzte Gesang
aus, aber die Motana ging weiter, ohne auf ihn zu achten, das Tempo verlangsamt, als müsse sie eine Steigung überwinden. Lesyde erreichte das Igelwesen, packte es am metallenen Arm. Sie stieß den Kybb-Cranar zur Seite und rannte weiter. Hinter ihr schwang das Igelwesen vor und zurück, wie ein Kegel an einem Seil. „Keine Angst, der Kybb ist nur ausgestopft!", rief Hekhet beruhigend.
Keuchend, von Schweiß überströmt und am ganzen Körper aus kleinen Wunden blutend, die Zweige gerissen hatten, kam Lesyde schließlich wieder auf der Lichtung auf. Die Jungen und Mädchen begrüßten sie mit einem verhaltenen Lied.
Rhodan ging auf sie zu. „Du warst großartig! So etwas habe ich noch nie gesehen!"
„Ja, war nicht übel - dafür, dass ich die Erste war. Aber es wird nicht reichen."
Der Wettbewerb nahm seinen Fortgang. Zwei der Jungen spannten die Aste wieder und ersetzten das gerissene Seil. Die spielerische Stimmung verlor sich zusehends, als sich schweigende Anspannung über die Lichtung legte.
Was sich vor seinen Augen abspielte, erkannte Rhodan, war kein selbstvergessenes Spiel. Die jungen Motana übten die Fähigkeiten, die es ihnenspäter erlauben würden, den Jagdkommandos der Kybb-Cranar zu entkommen.
Und sie spürten den Ernst ihres Trainings: Sie wussten, dass zumindest einige von ihnen den Kybb-Cranar in die Hände fallen und ihre Tage in den Minen des Heiligen Berges beschließen würden. Die Jäger waren einfach zu zahlreich und technisch zu überlegen, als dass die Motana auf mehr hoffen konnten, als dass ein ausreichender Prozentsatz von ihnen entkam, um ihr Volk zu erhalten.
Einer nach dem anderen absolvierten die Jungen und Mädchen den Parcours mit einer Geschicklichkeit, die der Lesydes in nichts nachstand. Drei schafften den Parcours nicht: Einer der Jungen stürzte zu Boden, als er ein Seil verfehlte und der Ast, nach dem er griff, um seinen Fall abzufangen, abbrach. Ein Mädchen wurde von den herunterschnellenden Ästen von den Beinen gefegt, als es stolperte und aus dem Takt kam. Und ein Junge, der versuchte, diese Stelle des Parcours mit der doppelten Geschwindigkeit zu passieren, wurde ebenfalls von seinem Schicksal ereilt: Am Ende des Asts wartete ein Stolperseil auf ihn, dem er aufgrund seines Tempos nicht mehr ausweichen konnte.
Keines der Kinder allerdings versagte bei der vielleicht wichtigsten Prüfung: die, den toten Kybb-Cranar zu passieren.
Die Gescheiterten reihten sich wortlos in die Gruppe ein, die Köpfe gesenkt.
Hekhet speicherte die Resultate in seinem Handcomputer ab. Schließlich, das letzte Mädchen hatte den Parcours bestanden, wandte er sich an Rhodan. „So, und jetzt lass sehen, wie gut du klettern kannst, Mensch!"
„Was?"
„Du bist an der Reihe. Zeig uns, was du kannst!"
Rhodan starrte den Jungen überrascht an. Er den Parcours absolvieren?
Er würde es nicht einmal den ersten Baum hinauf schaffen! „Deine Bitte kommt überraschend", sagte er ausweichend. „Ich ..."
Lesyde trat neben ihn. „Lass ihn in Ruhe, Hekhet! Er kann es nicht. Nicht jetzt." Sie zeigte auf den blutunterlaufenen Abdruck, den der Krin Varidh auf Rhodans Hals hinterlassen hatte. „Perry ist gerade erst aus der Mine entkommen, er hat Strapazen überstanden, die bisher noch keiner ausgehalten hat. Er muss erst wieder neue Kräfte schöpfen - dann wird er euch zeigen, was er draufhat!"
Hekhet zuckte mit den Achseln. „Wie du meinst. Ich bin schon gespannt auf diesen Tag." Der Junge wandte sich den übrigen Kindern zu und verkündete die Resultate.
Der kräftige Hekhet war Erster geworden, was Rhodan nicht weiter überraschte. Der Junge war der Älteste der Gruppe und in der körperlichen Entwicklung am weitesten fortgeschritten.
Lesyde hatte den sechsten Platz errungen. Rhodan gratulierte ihr. „Pah!", wehrte sie ab. „Sechste! Was ist das schon? Wenn dieses blöde Seil nicht gerissen wäre, hätte ich den ganzen Haufen in die Tasche gesteckt!"
Rhodan und Lesyde standen abseits von der Gruppe. Niemand schenkte ihnen mehr Beachtung, als die Jungen und Mädchen sich im Kreis hinsetzten und berieten, wie sie den Parcours um neue Schikanen und Geschicklichkeitsprüfungen erweitern konnten.
Rhodan und Lesyde standen schweigend da. Der Terraner gewann den Eindruck, dass das Mädchen darauf wartete, dass jemand aus der Gruppe sie einlud, sich zu beteiligen, aber ihre Hoffnung blieb unerfüllt. Keine Hand rührte sich, keine Stimme erhob sich für Lesyde. „Verschwinden wir von
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