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2207 - Der letzte Gesang

Titel: 2207 - Der letzte Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Strich, dass Rhodan ihr vorgab, wohin sie ihn führen sollte. Der Terraner zerbrach sich nicht weiter den Kopf über ihren Trotz. Lesyde konnte es offenbar nicht ausstehen, dass ihr jemand etwas vorschrieb. Sie würde noch eine ganze Weile schmollen und sich dann fügen. „Hier lang!", sagte Lesyde und rannte in kurzen Tippelschritten los.
    Rhodan folgte ihr. Dank seiner längeren Beine genügte es ihm, schnell zu gehen, um mit ihr Schritt zu halten. Der Boden der Residenz wimmelte jetzt von Motana. Einige von ihnen waren damit beschäftigt, das Fleisch der Goytani haltbar zu machen. Sie schnitten es in dünne Streifen und hängten es zum Trocknen auf oder wälzten es in einer zähflüssigen weißen Masse, die Rhodan für eine hochkonzentrierte Salzlösung hielt. Die meisten Motana hatten sich aber um die großen Säcke versammelt, die mit ihren Nestern verbunden waren.
    Rhodan drehte im Gehen den Kopf, um zu sehen, wie die Motana weiter vorgingen. Außer lebhaften Diskussionen, die ihn an vielstimmige Gesangsduelle erinnerten, und dicken Trauben von Motana bekam er aber wenig mit.
    Als sie einen Sack in nächster Nähe passierten, entschloss sich Rhodan, seiner Neugierde nachzugeben. „Lesyde, warte einen Augenblick!", rief er und hielt neben einem Sack an, der über ein Bündel von Seilen das Gegengewicht zu einem der größten Nester der Residenz bildete.
    Eine Gruppe Motana, zwei, drei Dutzend Männer und Frauen, hatte sich vor ihm versammelt. Rhodan kam gerade rechtzeitig, um das Ende der Diskussion zu erleben. Unter beifälligem Gesang nahm eine ältere Frau eines aus einer Reihe unterschiedlich dicker Rohre auf.
    Es war aus rostigem Metall und wirkte wie die übrigen Rohre sehr alt, als sei es seit vielen Generationen in Benutzung.
    Ein Ende des Rohrs war schräg abgeschnitten und angespitzt. Die Frau rammte es in das Gewebe des Sacks.
    Beim ersten Versuch prallte es ab, doch der zweite gelang: Das Rohr bohrte sich durch den rauen, festen Stoff. Die Frau sang zufrieden einige Worte und hielt die flache Hand über das andere Ende des Rohrs.
    Die übrigen Motana hatten in der Zwischenzeit geflochtene Eimer ergriffen und sich in einer Reihe vor dem Rohr angestellt. Die Frau hob die Hand, und ein Strahl aus Nußschalen und Kernen ergoss sich in den ersten Eimer. „Bist du verrückt, hier rumzustehen?", zischte eine helle Stimme neben Rhodan. Eine Kinderhand umfasste die seine, so gut sie konnte, also an Zeigeund Mittelfinger, und zog ihn weg.
    Rhodan gab Lesydes Drängen nach.
    Als sie sich etwas von dem Sack entfernt hatten, fragte Rhodan flüsternd: „Was hast du? Habe ich etwas Ungehöriges angestellt? Eine religiöse Handlung gestört?"
    „Quatsch!" Lesyde spuckte einen Pflanzenkern der zwetschgenähnlichen Früchte aus, die sie ständig kaute, ähnlich wie ein terranisches Kind einen Kaugummi. „Du hast dich wie der letzte ..." Das Mädchen bremste sich im letzten Augenblick. „Na ja, du hast dich nicht gerade geschickt angestellt. Sieh doch hin!"
    In der kurzen Zeit, die vergangen war, seit Lesyde ihn weggezogen hatte, hatten die Motana bereits mehrere Dutzend der geflochtenen Eimer mit Kernen und Hülsen gefüllt. Sie stellten sie in einigen Schritten Entfernung ab und nahmen einen neuen Eimer auf, von einem Haufen, auf dem einige hundert oder mehr Behältnisse darauf warteten, gefüllt zu werden.
    Die Motana arbeiten routiniert und zügig. Innerhalb weniger Minuten war der Berg der leeren Eimer beinahe völlig zusammengeschmolzen. Ein unübersehbares Feld von gefüllten hatte sich an seiner Seite gebildet. Schließlich ging ein Ruck durch den Nestsack. Die ältere Frau drückte die Hand gegen das Rohr, legte den Kopf in den Nacken und rief hinauf in die Baumkrone hoch über ihr.
    Eine Antwort erscholl, und die Motana nahmen die Arbeit wieder auf, wenn auch langsamer.
    Schließlich war es so weit: Knarrend ruckte der Sack hoch, kam nach einem halben Meter zum Halten. Die ältere Frau streckte sich. Auf den Zehenspitzen stehend, gelang es ihr gerade noch, die Öffnung des Rohrs mit der Hand zu bedecken. Sie füllte einen weiteren Eimer - den letzten, wie sich herausstellte.
    Der Sack, jetzt leichter als das mit ihm verbundene Nest, setzte sich in Bewegung, glitt mit majestätischer Langsamkeit der Krone entgegen. Die Frau hielt das Rohr fest, das Loch in dem elastischen Stoff des Sacks zog sich zusammen.
    Fröhliche Gesänge begrüßten das Nest, das sich den Motana entgegensenkte. Einen Meter über

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