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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Gürtelschnalle gedient hatte. Auch dieses Kleinod stammte mit Sicherheit aus Nefertaris Grab.
    Sülayka setzte bei Rüstü durch, dass Nefertari als ihre Dienerin an der Fantasa teilnehmen durfte. Allerdings wollte ihr der Clanchef einen schwer bewaffneten Wächter zur Seite stellen.
    Ich werde über diese Schmach hinwegsehen, sagte Nefertari zu Aruula. Wichtig ist nur, dass wir wissen, wie es außerhalb des Lagers aussieht. Denn irgendwann, wenn unser Körper es zulässt, werden wir fliehen.
    Aruula hasste diese Art von Vertraulichkeit. Es war nicht ihr
    »gemeinsamer Körper«. Trotzdem fragte sie: Wenn uns die Flucht gelingt, wohin willst du dann gehen?
    Nach Norden in die wunderbarste Stadt des Universums, nach Pi Ramesse, wohin denn sonst? Sie ist so groß, dass man eine drittel Tagesreise gehen muss, um sie zu durchqueren und sie erstreckt sich zu beiden Ufern des Grünen Flusses weiter, als das Auge blicken kann. Tempel reiht sich an Tempel und Palast an Palast. Die Dächer glitzern golden in der Sonne, es gibt nichts Schöneres. Mein Volk wartet dort auf mich. Der Pharao wird mir einen großen Empfang bereiten, wenn er erst weiß, wer ich bin.
    Aruula begriff, dass die Königin einem verhängnisvollen Irrtum unterlag. Dein Volk… sind das die Leute, die diese wunderschönen Sachen hergestellt und die Bilder in die Steine geritzt haben?
    Kannst du noch dümmer fragen?
    Aruula schluckte die Beleidigung. Ich fürchte, dass ich dir eine betrübliche Mitteilung machen muss, Königin. Ich bin von Norden her über den Nil herunter gereist. Es gibt längst keine solche Stadt mehr, wie du sie beschrieben hast. Vor vielen hundert Jahren ist ein riesiger Stein vom Himmel gefallen und hat fast die ganze Welt zerstört. Wir nennen ihn Kristofluu.
    Aber auch schon davor war dein Volk nur noch in Legenden bekannt, wenn ich das richtig verstanden habe.
    Nefertari schwieg eine Weile. Zögernd sagte sie dann: Das kann nicht die Wahrheit sein, Aruula. Ich glaube dir nicht. Die Pharaonen sind unsterblich, das Volk der Kemeter ist es auch.
    Es klang aber nicht sehr überzeugt.
    Sülayka, die als einzige Frau den Müßiggang der Männer teilen durfte, erklärte Nefertari mit einem fast kindlichen Eifer das Fest. Fast schien es, als habe sie sie an Tochters Statt angenommen.
    Doch Nefertari hörte kaum zu. »Erzähl mir von dem mächtigen Volk, das im Norden wohnt und die wunderbaren, riesigen Tempel gebaut hat, Sülayka«, forderte sie stattdessen.
    Die Heilerin sah sie verwirrt an. »Sprichst du vom Volk der alten Egeeter, Kindchen? Aber die gibt es doch schon lange nicht mehr. Wahrscheinlich schon seit vielen tausend Jahren. Außer den Tempeln und den Pyraamids ist nichts mehr von ihnen übrig.«
    Daraufhin verfiel Nefertari in eine tiefe Depression, die sie erst nach mehreren Stunden überwand. Wie lange musste ich in diesem Sarkophag ausharren?, klagte sie. Ich habe also kein Volk mehr und bin heimatlos. Wohin soll ich mich wenden?
    Aruula hatte trotz allem das Bedürfnis, Nefertari zu trösten.
    Das Volk deiner Herkunft gibt es noch: die Hydriten, sagte sie.
    Bei ihnen findest du sicher eine neue Heimat – und einen neuen Körper!
    Nefertari schwieg lange. Aruula konnte nicht vernehmen, was sie dachte. Schließlich richtete die Königin wieder das Wort an sie: Auch wenn ich nicht weiß, woher du dieses Wissen hast – es stimmt. Gilam’esh’gad, die geheime Stadt meines Volkes, ist sicher auch heute noch von pulsierendem Leben erfüllt. Dorthin könnte ich mich wenden…
    Aruula sah ihre Chance, Nefertari ein Versprechen abzuringen. Du fragst dich, woher ich mein Wissen habe, begann sie, und ich will es dir offenbaren. Dafür aber bitte ich um eine Gegenleistung… Sie erzählte Nefertari von ihrem Sohn Daa’tan, was dieser vorhatte und dass sie ihn unbedingt an seinen Eroberungsplänen hindern müsse. Sie bat die Königin, zuerst nach Süden zu gehen, um die Fliegenden Städte und Daa’tan zu suchen, falls ihnen die Flucht gelang. Im Gegenzug würde sie ihr alles erzählen, was sie über die Hydriten wusste.
    Zu ihrer Überraschung willigte Nefertari sofort ein. Was Aruulas Misstrauen weckte; aber mehr als diese Zusage konnte sie nicht erhoffen. Vielleicht lag es ja nur daran, dass ein Umweg von ein paar Wochen oder Monate für eine Unsterbliche kaum der Überlegung wert war. Es galt also als abgemacht: Auf dem gemeinsamen Weg nach Süden würde Aruula den Schleier des Geheimnisses lüften.
    In der nahen Wüste gab es

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