221 - Feindliche Übernahme
Huutsi nichts von Fremden sagen lassen sollten. Nur Königin Elloa stimmte vehement dagegen.
Banta war zufrieden und setzte sich wieder. Die Wawaas und vor allem Mombassa wurden anscheinend längst als Huutsi angesehen.
***
Am Nachmittag des nächsten Tages kehrte Mombassa zurück.
Er wurde bereits weit außerhalb des Lagers von Soldaten abgefangen und heimlich zu einem abgelegenen Felsen gebracht. Eine Stunde später traf General Sango dort ein und informierte den Hünen genauestens über die neue Lage. »Was schlägst du also vor, Mombassa? Wie sollen wir uns verhalten? Da König Yao dein Freund war, glaube ich zu wissen, wie du dich entscheiden wirst: den Fremden zu bekämpfen und vom Thron zu jagen. Habe ich recht?«
Mombassa sah ihn nachdenklich an, sagte aber nichts.
»Ich selbst bin auch dafür. Dieser Daa’tan ist mir unheimlich mit seiner Macht über die Pflanzen«, schob Sango nach. »Mit Hilfe der Fetischzauberer und des Schamanen sollte es uns aber gelingen, seine magischen Kräfte auszuschalten. Er ist ja immerhin kein unsterblicher Gott.«
Mombassa fixierte den Lioonschädel, den er vor sich abgelegt hatte, und vor allem die beiden grün leuchtenden Kristallfragmente in den Augenhöhlen. Dann sah er hoch, und in seinem Blick brannte ein Feuer. »Nich mal die Götter sind unsterblich«, sagte er dann. »Unser Gott Mul’hal’waak hat auch dran glauben müssen, und ich hab mir zwei Splitter von seiner Götterwohnung zum Andenken an ihn mitgenommen, als Augen in meinem Lioonschädel.«
Sango machte nicht den Eindruck, dass er wirklich verstand, wovon der hünenhafte Wawaa sprach. »Dann lass uns den Kerl bekämpfen, der deinen Freund Yao so grausam umgebracht hat!«, forderte er. »Wir alle beugen uns deinem Urteil. Und danach… Nun, ich könnte mir einen König Mombassa sehr gut vorstellen, sollte Königin Elloa sich aus irgendwelchen Gründen entscheiden, das Amt der Königin nicht mehr ausüben zu wollen.«
»Du willst ‘se umbringen?«
Sango streckte dem Hünen die Handflächen entgegen.
»Natürlich nicht. Wie kommst du auf eine derart absurde Idee?«
»Dann wirste ‘se auch nicht davon abbringen können. Die Elloa will die Macht unbedingt und auch nicht darauf verzichten.« Mombassa grinste kurz. »Das weiß doch jeder. Vor allem du, Sango. Du bist ja nicht blöd.«
»Also, abgemacht. Wir töten Daa’tan und machen danach dich zum neuen König der Huutsi. Und dann erobern wir unter deiner Führung die Fliegenden Städte.«
Mombassa grinste. »Also gut. Gehn’mers an. Reite ins Lager zurück, Sango. Ich muss noch’n bisschen über deine Worte nachdenken. War übrigens ganz schön mutig von dir, dieses Treffen. Wenn ich neuer König war, würd ich meine Augen und Ohren überall haben.«
Sango lachte auf. »König Daa’tan ist gerade mit anderen Dingen beschäftigt.«
»Mit welchen?«
Der General winkte ab. »Du würdest es mir nicht glauben, wenn ich es dir sage. Mach dir also selbst ein Bild.«
***
Absimbal, Lager der Beduuns, Mitte bis Ende März 2524
Nefertari fühlte sich von Tag zu Tag stärker. Sie bat Aruula, ihr das Arab beizubringen, das die Beduuns sprachen, und erwies sich als äußerst gelehrig. Was die Kriegerin nicht wusste, lernte Nefertari durch kleine Unterhaltungen mit den Beduuns.
Die Königin unternahm immer längere Spaziergänge durch das Lager. Dabei interessierte sie sich neben der Vervollkommnung ihrer Sprachkenntnisse für das Pferdegehege, in dem momentan fünfundzwanzig wunderbare Tiere standen. Die Wächter ließen zu, dass sie mit den Pferden, die sie Zaraks nannten, sprach und sie streichelte. Nur das Lager verlassen durfte sie nicht. Sobald sie versuchte, auf die Wälle zu steigen, verwehrten es ihr die Wächter mit barschen Worten.
Nefertari erfuhr, dass Rüstü mit zehn Männern für einige Tage unterwegs war. Als der Trupp wieder zurückkam, führte er sieben Pferde und zwei Kamshaas mit sich. Bei einigen Kriegern bemerkte sie frische Wunden. An Aruulas Schwert, das Rüstü im Gürtel stecken hatte, klebte zudem vertrocknetes Blut. Es hatte sich also wohl um einen Raubzug gehandelt.
Der Clanchef ordnete zur Feier des Tages ein großes Fest an, das er Fantasa nannte.
(Fantasa: beliebte Reiterspiele der Nordafrikaner, heute Fantasia genannt)
Die Beduuns legten Festtagsgewänder an und putzten ihre Pferde heraus. Sülayka hängte sich eine goldene Platte um den Hals, die einen Mann im Streitwagen zeigte und wohl einst einem Pharao als
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