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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Zehn-Pjaster-Stücken auf die Hand zählte und in einen Lederbeutel packte.
    Nefertari nickte zufrieden. Sie drückte dem Käufer die Zügel in die Hand, nahm den Beutel entgegen und zog das Schwert aus dem Boden. Von den ersten Pjastern kaufte sie sich bei einem der Händler einen Gürtel und eine Schwertscheide. Beim nächsten sah sie schicke Lederschuhe, die ihr sofort gefielen. Sie würden von der Höhe her gerade mal ihre Knöchel umschließen. Das Besondere daran aber waren die Schäfte, die wie Schilde nur die Vorderseite der Beine bedeckten, wie breite, hethitische Speerspitzen geformt waren und Nefertari bis hoch zu den Knien reichten. Der Händler, ein verschlagen aussehender Tuurk, pries sie als
    »letzten Schrei des oberen und unteren Nils« an, kreiert und ausgeführt vom berühmten Hassan, dem besten Schuhmacher zwischen El Kahira und Kartheem. Nefertari schlüpfte hinein und war hellauf entzückt. Einhundert Pjaster wechselten den Besitzer, die Nefertari ohne zu zögern oder zu handeln bezahlte.
    Viel zu viel, protestierte Aruula. Diese Schuhe sind höchstens die Hälfte wert und außerdem unpraktisch zum Reisen. Was sollen wir damit?
    Ich mag sie. Keine andere Frau hat diese Schuhe. Nefertari ging weiter auf Einkaufstour. Sie erstand Perlenketten, einen Ring und einen Armreif. Aruula wurde fast wahnsinnig, denn die Königin gab weitere zweihundert Pjaster aus. Aber schließlich hatte sie ein Einsehen und hörte auf Aruula, die immer wieder anmahnte, dass sie das Geld vielleicht noch brauchen würden.
    Nun war Nefertari durstig. Sie beschloss eine Schänke aufzusuchen, um Wein zu trinken. Um den Basaarplatz gab es einige. An den Tischen, ob draußen oder drinnen, drängten sich die Menschen. Im »Croocschwanz« sichtete Nefertari schließlich einen freien Platz. Sie drängte sich durch den verrauchten, stinkenden Raum, in dem die Gäste dicht an dicht saßen, und ließ sich neben einem älteren Mann mit weißem Vollbart und einem Glasauge auf den grob zusammen gezimmerten Holzstuhl sinken. Zwei weitere Männer saßen an ihrem Tisch. Sie rauchten Wasserpfeife und musterten die schöne Frau unverhohlen, ließen sie aber in Ruhe.
    Nefertari musterte neugierig die Tasse mit dem dampfenden, pechschwarzen Getränk, das der Mann mit dem Glasauge vor sich stehen hatte. »Was ist das?«, fragte sie.
    Glasauge musterte sie erstaunt. »Kafi. Was denn sonst? Glaubst du etwa, ich trinke gefärbte Pferdepisse?« Die Männer am Tisch lachten brüllend.
    Lass dich nicht provozieren, warnte Aruula.
    Nefertari blieb ruhig. Statt aufzubrausen, nahm sie die Tasse mit dem Kafi, der so verführerisch roch, und trank einen Schluck.
    Glasauges Lachen verstummte abrupt. »He, was soll das? Haben sie dir ins Gehirn geschissen oder was? Das ist mein Kafi.«
    »Er schmeckt gut.«
    »Natürlich schmeckt er gut. Das ist jetzt deiner. Du bezahlst mir gefälligst einen neuen.« Er sah sie drohend an.
    »Er schmeckt wirklich gut. Aber nicht so gut wie Wein. Ich will ihn nicht.« Sie schob die Tasse zurück. »Trink ihn aus. Und berichte deinen Kindeskindern, dass einst eine Königin aus deiner Tasse getrunken hat.«
    Glasauge sah seine Tischnachbarn an. »Habt ihr das gehört? Eine Königin! Die Schlampe hält sich tatsächlich für ‘ne Königin. Oder sie will mich verscheißern. Beides wäre nicht gut.« Er kniff das gesunde Auge zusammen. »Wenn du ‘ne Königin bist, dann zeig uns doch mal deine Krone. Sitzt du vielleicht drauf?« Er kniff ihr in den Hintern und lachte derb.
    Nefertari sprang wutentbrannt auf. »Das war zu viel, du Mistkäfer«, zischte sie und zog blitzschnell das Schwert.
    Glasauge erstarrte. Mit einem Mal war es so still in der Schänke, dass man einen Pjaster hätte fallen hören können.
    Nefertari setzte ihm die Schwertspitze an die Kehle. »Los, steh auf.«
    Zitternd erhob sich Glasauge. Er musste sich an der Tischkante abstützen. »He, was soll das? War doch nur ‘n Spaß«, krächzte er und seine Stimme versagte fast. »Verstehst du keinen Spaß?«
    »Erweise mir deinen Respekt und deine Demut. Streck die Hände in Kniehöhe vor.«
    »Was? Ich soll… was?« Die Tür ging auf. Sechs schwer bewaffnete Basaarwachen drängten in den Raum, zwei von ihnen wahre Hünen. »Lass sofort das Schwert fallen, und ergib dich«, befahl der Anführer mit scharfer Stimme. »Dann kommst du mit ein paar Tagen Gefängnis davon. Huulismus ist in Semwes nicht gestattet und wird schwer bestraft. Wehrst du dich aber,

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