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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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erreichte Nefertari eine kleine Stadt, die Semwes hieß. Zwischen den rund einhundert zum Teil elend aussehenden Gebäuden, die allesamt aus Nilschlammziegeln errichtet waren, waren Dutzende von Leinen gespannt, auf denen die Bewohner ihre Wäsche trockneten. Bunte Kaftaans und Unterkleider wehten im leichten Wind. Auch ansonsten herrschte ein buntes Treiben, vor allem auf dem zentral gelegenen Basaarplatz.
    Obwohl es viele Händler verschiedener Hautfarbe hier gab, erregte Nefertaris Einzug doch beträchtliche Aufmerksamkeit.
    Stolz erhobenen Hauptes ritt sie auf dem Zarak ein und musterte die Anwesenden hochmütig. Das verfilzte schwarze Haar hing ihr offen über die Schultern, ihre Körperbemalung wurde verschiedentlich für Schmutz gehalten. Trotzdem machte sie einen äußerst anziehenden Eindruck.
    Wir müssen schneller vorankommen, drängte Aruula. Im Hafen liegen mehrere Nilschiffe. Verkauf den Zarak, Königin, und sichere uns einen Platz auf irgendeinem Schiff, das nach Süden fährt. Das große Schiff am unteren Ende ist das, welches an uns vorbeigefahren ist. Es fährt sicher weiter nach Süden.
    Nefertari stimmte zu. Sie ritt zum Hafen und fragte sich durch. Tatsächlich würde das von Aruula benannte Schiff, das STOLZ DES NILS hieß, am nächsten Tag wieder ablegen und nilaufwärts bis nach Kartheem fahren. Der Schiffsführer hatte nichts dagegen, sie mitzunehmen, wenn die Pjaster stimmten.
    Der Mann hieß Sükar und verlangte zweihundert davon, wahlweise nur die Hälfte, wenn Nefertari während der Reise seine Geliebte würde. Sie lehnte mit dem Hinweis ab, dass sie momentan mit einer anderen Frau zusammen sei, was Sükar mit einem breiten Grinsen quittierte.
    Nachdem das geklärt war, ritt Nefertari zum Basaar zurück.
    Als sie den Zarak zum Verkauf angab, erweckte sie damit noch größeres Interesse als an ihrer eigenen Person. Rund dreißig Männer umringten sie, betasteten den Hengst, schauten ihm ins Maul und hoben seinen Schweif an. Ein pechschwarzer Hüne im blendend weißen Kaftaan, dessen Leuchtkraft nur noch von seinen großen Zähnen übertroffen wurde, machte das erste Angebot.
    »Ich biete dir einhundert Pjaster«, sagte er breit grinsend.
    »Mehr ist dieser missratene Spross einer Kamshaakuh und eines Nilrosses nicht wert.«
    Ein paar der Umstehenden lachten. Derartige Sprüche gehörten zum Geschäft. Ebenso wie ein niedriges Eröffnungsangebot, um zu testen, was der Verkäufer vom Handeln verstand. Nefertari aber hatte keine Ahnung davon.
    »Du schmutziger Nubier«, fuhr sie ihn an und ihre Augen verschleuderten Blitze. »Wie kannst du es wagen, mich mit so einem Angebot zu beleidigen? Ich sehe den Mist zwischen deinen Zehen und gehe davon aus, dass eher deine Mutter eine Kamshaakuh und dein Vater ein Nilross waren. Aber was habe ich anderes erwartet? Die Nubier waren schon immer große Lügner und Betrüger!«
    Hör sofort auf, zischte Aruula. Was tust du? Du redest uns ins Unglück!
    Es war bereits zu spät. Die Gesichtszüge des Schwarzen entgleisten. »Ich beleidige dich?«, brüllte er, und die großen weißen Augen fielen ihm fast aus den Höhlen. »Du hast mich beleidigt, du Tochter einer Straßenhure! Das kann nur mit deinem Tod gesühnt werden!«
    Auch die anderen Händler machten nun drohende Mienen.
    Nefertari legte unwillkürlich die Hand auf den Griff ihres Schwertes, das sie neben sich in den Boden gerammt hatte. Um eine Hausecke herum tauchten bewaffnete, einheitlich gekleidete Männer auf. Wahrscheinlich eine Basaarwache, wie Aruula sie schon aus El Assud und El Kahira kannte.
    Schnell, sag ihnen, dass du einen Spaß gemacht hast und dass es die Art deines Volkes hoch im Norden ist, einen Handel so zu eröffnen. Sonst müssen wir fliehen oder könnten zumindest den Zarak verlieren!
    Nefertari murrte innerlich, sah aber ein, dass sie in diesem Fall besser Aruulas Rat befolgte. Da sie es überzeugend vorbrachte, entspannte sich die Lage sofort wieder. Die Basaarwache prüfte die Situation, sah aber keinen Grund mehr, einzugreifen, und zog wieder ab. Der Schwarze, der das erste Angebot gemacht hatte und Samir hieß, schien Nefertari nun nicht mehr ans Leben zu wollen. Im Gegenteil. Jetzt, da er eine neue, wenn auch überaus derbe Art der Handelseröffnung kennen gelernt hatte, war er bester Laune und steigerte wieder fleißig mit. Für eintausendeinhundert Pjaster bekam er schließlich den Zuschlag. Er zahlte Nefertari in klingender Münze aus, die er ihr in

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