2214 - Am Sternenriff
Oberst Pragesh holte eine Vergrößerung der Ortungsdaten ins Hauptholo. Mittlerweile nicht einmal mehr zehn Lichtsekunden Distanz, doch das Bild blieb ein konturloser Schatten. Die Optiken zeigten ohnehin nur schwarzen Weltraum. Was immer da war, seine Oberfläche absorbierte den Widerschein der fernen Sterne völlig.
Die EVEREST ist soeben erschienen. Annäherung von der anderen Seite, Distanz noch neunzig Millionen Kilometer.
Der verwaschene Fleck wuchs an. Seine fließenden Konturen ließen aber weiterhin keine andere Deutung zu, als dass es sich um ein längliches Objekt handelte. Die Massewerte entsprachen ungefähr einer Korvette.
Transformkanonen Zielerfassung! Der Kommandant registrierte Timors Zusammenzucken sehr wohl. Nur für denJJaff der Fälle, fügte er hinzu. Feuerfreigabe ausschließlich von mir!
Langsam schob sich der Kugelraumer näher. Es gab keine Lebenszeichen. Erst bei weniger als einer Lichtsekunde Distanz wurde der optische Eindruck deutlicher. Ein Abgleich mit der immer noch vagen Hyperortung zeigte ein schmales, flach gedrücktes Objekt mit geschwungenen Aufbauten. Nicht einmal die angeflanschten Triebwerke und Waffensysteme wiesen klare Strukturen auf.
Unbekannte Bauart. Keine Hoheitszeichen ersichtlich.
Da drüben sind Tarnfelder aktiv. Möglicherweise in die Rumpfstruktur eingebettet und ohne eigene Energieversorgung.
Bei 500 Kilometern Abstand griffen Traktorfelder der RICHARD BURTON nach dem Schiff und zogen es langsam näher. Nach wie vor gab es kein Lebenszeichen einer Besatzung.
Wir holen das Schiff an Bord, entschied Tifflor. Sobald wir sicher sein können, dass es keine Gefahr darstellt.
Ein fünfköpfiges Enterkommando hatte den SATURN-Raumer verlassen und mit Hilfe der Tornisteraggregate das fremde Schiff erreicht. Über die optische und akustische Verbindung konnte jeder mitverfolgen, dass sich schon die Suche nach einer Schleuse schwierig gestaltete.
Endlich wurde der Zugang im vorderen Aufbau entdeckt. Ein enger Treppenschacht führte in den Schiffsrumpf Linab. Das Innere war kahl und zweckmäßig. Wo Leitungsstränge verliefen, gab es keine Wandverkleidung.
Im vorderen Schiffsbereich lag die enge Pilotenkanzel. Zwei Sitze, umgeben von einer auf den ersten Blick sinnverwirrenden Vielfalt von Mikroelementen. Aber das alles ohne Energie.
Nur eine handflächengroße Kontrollskala pulsierte.
Sie sind humanoid, murmelte jemand, als die Scheinwerfer beide Piloten der Dunkelheit entrissen. Ihre Raumanzüge waren geschlossen, doch die Transparenthelme ließen das schulterlange weiße Haar erkennen. Arkoniden.
Was suchen die hier draußen im Gebiet der Liga?, fragte sich Julian Tifflor in diesem Moment. Angesichts des seit langem angespannten Klimas zwischen Arkon und Terra lag die Antwort auf der Hand. Die Arkoniden waren mit einem Spionageauftrag unterwegs gewesen, als die Erhöhung der Hyperimpedanz zugeschlagen hatte. Vielleicht hatte die Besatzung anfangs noch auf Hilfe von außen gehofft, später aber Kurs auf das nahe Sonnensystem genommen.
Zehn Personen spürte der Rettungstrupp auf. Keiner der Arkoniden war jedoch ansprechbar.
Allem Anschein nach hatten sie medikamentös ihre Vitalfunktionen herabgesetzt, um Vorräte und wahrscheinlich auch Sauerstoff zu sparen.
Wir nehmen das Spionageboot an Bord, entschied Timor. Vielleicht erfahren wir einige Neuigkeiten. Und wenn nicht, werden sich zumindest unsere Wissenschaftler freuen.
Die Schiffbrüchigen konnten von Glück sagen, dass sie überleben würden. Zweifellos gab es in der Milchstraße Zehntausende von Raumschiffen, die seit Wochen antriebslos durch den Raum fielen. Die veränderten hyperphysikalischen Bedingungen hatten so ziemlich alle hoch stehende Technik beeinträchtigt. Metagrav-Antriebe waren keinen Galax mehr wert; Hyperfunk reichte ohne Relaissatelliten nur noch wenige Lichtjahre weit, und Energie stand ohnehin nur mehr in äußerst begrenztem Umfang zur Verfügung. In vielen Fällen mochten explodierende Gravi traf-Speicher Raumschiffe in ausgeglühte Wracks verwandelt haben.
Eigentlich wäre dies die Zeit gewesen, dass sich alle raumfahrenden Völker die Hand reichten und gemeinsame Anstrengungen unternahmen, das verlorene Terrain zurückzuerobern. Doch dagegen sprachen viele Wenn und Aber.
Es war ein schöner Traum, dass alle vernunftbegabten Intelligenzen ihre Vernunft auch endlich bewiesen. Julian Tifflor hätte diesen Traum gerne geträumt. Er glaubte nur nicht daran, dass das jemals
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