2220 - Tote leben länger
er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Auf einer der tiefer liegenden Terrassen schlugen soeben die brennenden Trümmer auf und rissen tiefe Furchen in das aufgeschüttete Erdreich. Ob es größere Schäden gab, konnte er nicht erkennen.
Nur wenige Meter entfernt stand ein humanoider Arbeitsroboter. Erst da erkannte der Bauleiter, dass er sein Leben dem Roboter verdankte. Die Maschine hatte mit einem Traktorstrahl eingegriffen. „Danke, RD-14. Du warst zur richtigen Zeit am richtigen Ort!"
RD stand für Rainbow Dome, die Ziffer bezeichnete die Reihenfolge der Umrüstung auf Positroniksteuerung. „Mein Name ist John", erwiderte der Roboter. „Einfach John - die Kombination dient nur dem Arbeitseinsatz im Akademie-Bereich."
„Danke, John!"
„Es war mir eine Ehre, Morgem Feburo."
Der Roboter wandte sich ab. Mit raumgreifenden Schritten, als sei nichts vorgefallen, ging er die Terrasse entlang. Feburo sah ihn Materialreste einsammeln. „Wie lautet deine Erklärung?", fragte eine raue Stimme.
Morgem Feburo wandte sich langsam um. Hinter ihm stand Roghard Shebenyer. Unter den Bauarbeitern kursierte längst das Gerücht, dass der Ressortleiter immer dort auftauchte, wo niemand mit ihm rechnete. Und dass er stets für Ärger sorgte. Shebenyer galt als Pedant, der es sich nicht nehmen ließ, sogar Raumgrößen nachzumessen. „Danke für deine Hilfe", sagte er bitter. „Die Tropfenmontage liegt in deiner Zuständigkeit!", herrschte der Ressortleiter Feburo an, ohne auf den Vorwurf in den Worten des anderen einzugehen.
Morgem zögerte einen Augenblick zu lang mit seiner Antwort. „Mir ist verdammt nicht nach Scherzen zumute!", schnaubte Shebenyer. „Der Zeitplan ist nur noch Makulatur, aber weil dir das offensichtlich vollkommen gleichgültig ist, siehst du seelenruhig zu, wie das halbe Gebäude verwüstet wird ..."
„Es gibt Schwierigkeiten da oben!"
Der Ressortleiter schnaubte abfällig. „Die es nicht gäbe, würdest du deine Aufgabe erfüllen! Die Endmontage der Tropfen sollte längst abgeschlossen sein! Worauf warten die Space-Jets?"
„Darauf, dass Anschlüsse freigelegt werden."
Shebenyer stand da wie vom Donner gerührt. „Jetzt erst?", fragte er bedrohlich leise. „Wenn uns die Zeit nicht unter den Nägeln brennen würde, wäre heute dein letzter Tag auf der Baustelle. Ich hoffe, wir sind uns in dieser Hinsicht einig."
Einen Moment lang war Morgem Feburo nahe daran, alles hinzuschmeißen. Sollte Shebenyer ruhig zusehen, wie weit er mit seinen Methoden kam. Doch Feburo konnte es nicht. Jetzt aufzuhören hätte für ihn bedeutet, Terra im Stich zu lassen. In den letzten Wochen und Monaten hatte sich ein inniges Gefühl der Zusammengehörigkeit herausgebildet. Alle sagten das und schufteten zeitweise wie die Verrückten.
Die Menschheit war schon einmal durch gemeinsame Anstrengung groß geworden. Pioniergeist sagten die Geschichtswerke dazu. Dieser Geist, fand Morgem Feburo, war zu neuem Leben erwacht.
Wir sind mehr als Spielfiguren, die die Kosmokraten nach Belieben hin und her schieben können, dachte der Bauleiter. Wir werden uns zur Wehr setzen - und wenn unsere Generation das nicht mehr schafft, werden unsere Nachkommen eines Tags stark genug sein..
5.
Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. Wie lange er schon die siedend heiße Luft atmete, wusste er nicht. Lippen und Rachen waren taub, eine unsichtbare Kraft drückte ihm die Kehle zu, und sein Brustkorb schien eine einzige brennende Wunde zu sein.
Verbissen schob er sich auf allen vieren vorwärts. Er kämpfte sich durch den brennenden Korridor, getrieben von der aberwitzigen Hoffnung, einen der Hangars zu erreichen, bevor das Schiff explodierte.
Die sengende Hitze und die Schmerzen raubten ihm schier die Besinnung. Dennoch blieb ein Hauch von Wahrnehmung, ein Dröhnen im Schädel, als müsse er von innen heraus zerspringen.
Weiter! Selbst wenn ihn die Schmerzen auffraßen. Als QuinTech war er es sich und allen anderen schuldig, schier übermenschliche Kräfte zu aktivieren. Ein USO-Spezialist ist allen anderen überlegen!, rief er sich das Credo der United Stars Organisation in Erinnerung. Ein USO-Spezialist stirbt nicht im Einsatz, sondern erzielt stets Erfolg! Ein ...
Die Hitze wurde unerträglich, ein grauenvolles Empfinden, als verschmelze der Schutzanzug mit der Haut.
Malcolm kroch dennoch weiter, unermüdlich, mit der mechanischen Routine eines Roboters. Er würde sich sogar noch im Sterben über den Boden
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