2221 - Die Sekte erwacht
und ihre Zuhörer erhoben sich von den Plätzen, um den Raum zu verlassen.
Bleich und in sich gekehrt schritten die meisten an Mondra Diamond vorbei. Es dauerte nicht lange, bis sie mit Bre allein war, von der sie längst ausgemacht worden war. „Welch hoher Besuch", begrüßte die Xenopsychologin sie mit ironischem Lächeln. „Du wirst doch nicht etwa hierher gekommen sein, um ebenfalls zu konvertieren?"
Sie blieb auf dem Podest stehen, blickte somit von erhöhter Position auf ihre Besucherin hinab. Mondra störte es nicht. Mit solchen Spielchen war sie nicht zu beeindrucken. „Natürlich nicht", antwortete sie. „Und du weißt es. Ich bin hier, um dich abzuholen und zurückzubringen. Ich werde meine Freundin nicht so ohne weiteres fallen lassen."
Bre schüttelte den Kopf. „Was für eine seltsame Formulierung", staunte sie. „Wer glaubst du zu sein? Fallen lassen! Anscheinend bist du noch nicht auf den Gedanken gekommen, dass es eine Diskussion nicht mehr gibt, weil ich meinen Gott gefunden habe! Ich bin keineswegs gefallen, ich wurde erhöht. Du bist es noch, die außerhalb der Erleuchtung steht."
Lange blickten sie einander schweigend an, und keine wich vor der anderen zurück. Mondra drängten sich tausend Fragen auf die Lippen, aber nicht eine einzige sprach sie aus. Es tat ihr weh, dass sie Bre offenbar nicht mehr erreichen konnte.
Sie wollte es nicht hinnehmen. Es konnte nicht sein, dass sie Bre verloren hatte. Viele andere mochten auf Carlosch Imberlock und seine Lehren hereinfallen, aber doch nicht die Xenopsychologin, nicht ihre Freundin, die sie seit vielen Jahren so gut kannte. „Ich glaube das nicht", sagte sie. „Ich halte es für ausgeschlossen, dass du dich mit einem solchen Unsinn identifizierst."
Plötzlich wandte Bre sich ab, und bevor Mondra sie daran hindern konnte, hatte sie den Raum verlassen. Sie lief hinter Bre her und versuchte die Tür zu öffnen, durch die sie hinausgegangen war. Es gelang ihr nicht. Sie war fest verriegelt.
Verzweifelt rief Mondra den Namen der Freundin. Doch vergeblich. Bre ließ sich nicht mehr blicken.
Zutiefst enttäuscht gab Mondra den Versuch auf, die Tür zu öffnen. Sie wich bis zu einem Stuhl zurück. Mit einem Gefühl der inneren Leere ließ sie sich darauf sinken. Alles in ihr wehrte sich gegen die Erkenntnis, dass ihre Suche sinnlos gewesen war.
In ihr erwachte nun der Hass gegen die Sekte, gegen ihren Gott, gegen Carlosch Imberlock als greifbares Symbol. Bisher war dieser Hass kaum mehr als ein Funke gewesen, leicht durch Verstand im Zaum zu halten.
Doch Bres Verhalten gerade eben war wie Öl gewesen, das jemand auf diesen Funken gegossen hatte. Als Mondra Diamond, nach außen ganz beherrscht und kühl, das Gebetshaus wieder verließ, brannte der Hass in ihr mit großer, heißer, offener Flamme
5.
Schon als sie zur Landung am Rande des Zoogeländes ansetzte, fiel ihr der Gleiter auf, der wie von der Sehne geschnellt mitten aus einer Baumgruppe im Zoo emporstieg und Kurs auf das Gewerbegebiet nahm.
Mondra Diamond verzögerte und drehte ihren Antigravgleiter, sodass sie die andere Maschine im Auge behalten konnte. Unmittelbar darauf erfasste sie, um was es ging. Sie löste Alarm aus. „Ein Anschlag!", rief sie. „Ziel ist eine der beiden Fabrikanlagen. Angriff mit einem Gleiter. Die Maschine muss abgefangen werden."
Die Sicherheitsorgane reagierten unglaublich schnell. Unweit der Baustellen stiegen mehrere mit Defensivwaffen ausgestattete Gleiter auf. Leuchtend gelbe Prallfeldblasen, von diesen Maschinen projiziert, jagten auf den Gleiter zu, erreichten ihn jedoch nicht rechtzeitig. Der Gleiter raste zwischen ihnen hindurch, kippte plötzlich steil in die Tiefe, ohne seine Geschwindigkeit zu verringern, und schlug mitten in der westlichen Baustelle ein. „Im Namen Gon-Orb...", hallte es aus den Lautsprechern ihres Gleiters.
Die in der Maschine versteckte Sprengladung explodierte. Eine gewaltige Stichflamme schoss empor und riss Staub, Steine und Bauteile mit sich. Die Druckwelle erfasste den Gleiter Mondras und schleuderte ihn mehrere Meter weit aus seiner Flugbahn.
Erschüttert blickte sie auf die Einschlagstelle, an der ein tiefer Krater entstanden war. Sie war sicher, in der Flugkabine einen Menschen gesehen zu haben. Es hatte sich also um einen Selbstmordattentäter gehandelt. Dieses Mal konnte es keinen Zweifel geben: Ein geistig verwirrter Mensch hatte sich im Namen der Sekte in den Tod gestürzt.
Mondra konnte nichts
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