2221 - Die Sekte erwacht
eingehen.
Gedämpft vernahm sie die Schreie einer Frau. Zugleich wurde das Rauschen über ihr stärker. Sie schloss die Tür, hastete durch den Raum und die gegenüberliegende Tür hinaus in den Zuschauerraum. Mehrere Frauen flüchteten schreiend durch die Ausgänge hinaus. Mondra ahnte, was geschehen war. Sie wandte sich dem Aquarium mit den Marepiren zu.
Von dem Wissenschaftler war nicht mehr viel übrig. Mehrere Marepire waren über ihn hergefallen und saugten ihm das Blut aus dem Leib. Andere Fische bissen sich an ihm fest oder fetzten ihm das Fleisch von den Knochen.
Ihr wurde übel. Sie kehrte in den kleinen Versorgungsraum zurück, weil sie das Bedürfnis hatte, allein zu sein.
Sie setzte sich auf einen Hocker und brauchte eine Weile, um sich von dem Schrecken und dem Ekel zu erholen, der sie erfasst hatte. Über das Multifunktionsgerät informierte sie die Polizei. „Ich bin sicher, dass der Mann ermordet wurde", sagte sie. „Jetzt sind die Spuren verschwunden, aber wir können sie sicherlich rekonstruieren. Vielleicht finden wir denjenigen, der ihn ins Wasser getrieben hat."
„Wie kommst du zu einer derartigen Einschätzung?", fragte der Beamte, der ihre Meldung aufnahm. „Das Opfer hat mir verraten, wo ich Bre Tsinga finde. Und das scheint jemandem nicht gepasst zu haben. Dass er Selbstmord begangen hat, kann ich mir nicht vorstellen. Nie hätte er sich durch Marepire töten lassen. Er selbst hat mir gesagt, dass es ein grauenvolles Sterben ist."
Die Spezialisten für die Spurensicherung kamen und übernahmen den Fall. Sie fischten die sterblichen Überreste des Mannes aus dem Wasser. Mondra verließ den Park. Nachdenklich ging sie auf ihren Gleiter zu, den sie unter Bäumen im Schatten geparkt hatte. Der Tod des Forschers ging ihr nahe.
Die Frage drängte sich ihr auf, wie sich Bre mit solchen Menschen identifizieren konnte und weshalb sie gar Adjunktin geworden war, mithin jemand, der neue Anhänger für diese Sekte gewann. Es mussten ungewöhnliche Mittel im Spiel sein, da sich die Erfolge der Sekte sonst nicht erklären ließen. Besaß Carlosch Imberlock eine Psi-Begabung?
Je länger Mondra über diese Frage nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien ihr, dass dem so war. Mit Hilfe paranormaler Kräfte konnte er ohne weiteres die Massen ebenso wie einzelne Persönlichkeiten beeinflussen.
Kaum anderthalb Meter von ihrem Gleiter entfernt blieb sie stehen und blickte zu den Kronen der Bäume hoch, unter denen sie geparkt hatte. Einige Affen, die offenbar aus dem Zoo geflohen und noch, nicht wieder eingefangen worden waren, zankten sich laut kreischend um ein paar Nüsse. Sie sah, wie mehrere Früchte herunterfielen und auf den Gleiter prallten. „He, ihr da oben!", rief sie belustigt. Sie streckte die Hand nach dem Türverschlag der Maschine aus. „Seid ihr ausgerissen? Es ist wohl besser, wenn ihr in den Zoo zurückkehrt."
Einer der Affen ließ sich fallen. Mit federnden Armen und Beinen landete er auf dem Gleiter. Er streckte eine Hand aus, um nach den Nüssen zu greifen, erstarrte jedoch plötzlich mitten in der Bewegung. Seine Augen quollen weit aus den Höhlen hervor. Er öffnete den Mund und röchelte laut. Dann begann er am ganzen Körper zu zucken. Seine Muskeln verkrampften sich so sehr, dass er sich nicht mehr aufrecht halten konnte. Erschrocken beobachtete Mondra, wie er auf die Seite fiel und sein Leben aushauchte.
Langsam zog sie ihre Hand zurück. Sie war sicher, dass sie jetzt bereit tot gewesen wäre, wenn sie den Gleiter berührt hätte.
Jemand hatte einen Mordanschlag auf sie verübt.
Eine unsichtbare Faust schien ihr rechtes Bein zu treffen und sie herumzuwerfen. Sie reagierte blitzschnell, indem sie sich zu Boden fallen ließ und zur Seite rollte. Dabei beobachtete sie, wie das Gras neben ihr zu Boden gedrückt wurde und sich eine flache Mulde bildete.
Jetzt war sie sicher.
Irgendwo in der Nähe hielt sich jemand mit einem Prallfeldprojektor auf, zielte auf sie und wollte sie gegen den mit Kontaktgift präparierten Gleiter werfen.
Der Mann war groß, kräftig und muskulös. Ein dunkler Vollbart umrahmte sein Kinn. Er passte zu dem ebenfalls dunklen Haar, das ihm lang bis auf die Schultern herabfiel.
Carlosch Imberlock war fraglos ein Mann von imponierender Erscheinung. Selbst von seiner Holografie, die mitten im Wohnraum Mondra Diamonds entstand, ging eine gewisse Faszination aus. Sie registrierte sie, ließ sich jedoch nicht von ihr gefangen nehmen.
Sie
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