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2221 - Die Sekte erwacht

Titel: 2221 - Die Sekte erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Augen lagen tief in den Höhlen, und das blonde Haar fiel strähnig bis auf die Schultern.
    Die letzten Besucher verließen den Raum. Ungehindert trat der junge Mann an das Podest heran. Mondra folgte ihm mit einigen Schritten Abstand. Sie beobachtete Bre, und sie registrierte mit einiger Genugtuung, dass ihr diese Begegnung sichtlich unter die Haut ging. Mit dem Besuch ihres Sohnes hatte sie nicht gerechnet. Für einen Moment sanken ihre Schultern nach unten, doch dann fing sie sich, und ihre Haltung straffte sich. Ihre Lippen wurden schmal, und ihre Augen füllten sich mit Ablehnung und Kälte. „Was willst du?"
    „Das fragst du?" Er versuchte, die gespannte Atmosphäre mit einem Scherz aufzulockern. „Meine Freunde haben mir schon gesagt, dass man seine Eltern von einem bestimmten Alter an nicht unbeaufsichtigt lassen darf.
    Sie machen nur Unsinn."
    Die Worte verpufften. Kein Muskel bewegte sich im Gesicht Bres. „Bist du gekommen, dich Gon-Orbhon anzuschließen?"
    „Ganz sicher nicht", antwortete er. „Ich denke, wir sollten miteinander reden."
    Wortlos wandte sie sich ab und ging zu der Tür an der Rückseite des Saales. „Mutter!"
    Sie ließ sich nicht aufhalten. Gaur sprang auf das Podest und folgte ihr, doch es gelang ihm nicht, sie einzuholen.
    Blitzschnell verschwand sie durch die Tür. Die Verriegelung klickte. Erschüttert blieb der Biologiestudent stehen. Es dauerte lange, bis er sich Mondra zuwandte. „Point of no return!" Er schüttelte den Kopf. „Ich hätte es nicht für möglich gehalten. Sie ist verloren für uns.
    Oh, mein Gott, was geschieht hier?"
    Er stieg zu ihr herab, und sie legte ihm den Arm um die Schultern. Gemeinsam gingen sie hinaus. „Ich habe das alles eigentlich nicht richtig ernst genommen", eröffnete er ihr. „Ich dachte, du übertreibst. Jetzt ist mir klar, dass man Gon-Orbhon gar nicht ernst genug nehmen kann. Ich habe meine Mutter kaum mehr erkannt. So hat sie sich mir gegenüber noch nie verhalten. Sie ist vollkommen verändert. Zunächst hielt ich es für möglich, dass sie eine bestimmte Rolle spielt, vielleicht um Gon-Orbhon von innen heraus aufzurollen. Aber das war ein Irrtum. Man hat eine Art von Gehirnwäsche mit ihr durchgeführt."
    Mit dem Gleiter kehrten sie ins Zentrum von Terrania zurück. Gaur redete ununterbrochen, kaum dass er einmal Atem holte. Er brauchte es, um sich von dem Kummer zu entlasten, den der Verlust der Mutter verursacht hatte. „Um ihretwillen würde ich am liebsten hier in Terrania bleiben", sagte er schließlich. „Glaubst du, das könnte helfen?"
    „Ich fürchte, nein", erwiderte Mondra, ohne zu zögern. „Es tut mir Leid, aber du wirst nichts ändern. Ich kümmere mich um sie, versprochen. Du hörst von mir. Und wenn ich dich brauche, weiß ich, wo ich dich finden kann und dass du dort außerhalb von Gon-Orbhons Macht bist."
    Sie begleitete ihn zu einem Ferntransporter, der ihn nach Indien zurückbrachte. Die niederschmetternde Erkenntnis war, dass er Recht hatte. Bre hatte jene unsichtbare Grenze überschritten, von der aus es keine Rückkehr mehr gab.
    Müde, enttäuscht und erschöpft zog sich Mondra in ihre Wohnung zurück. Sie legte sich hin, um ein paar Minuten zu schlafen. Noch aber fand sie keine Ruhe. Julian Tifflor hatte ihr auf dem Interkom eine Nachricht hinterlassen. „Es ist nicht zu glauben, aber Carlosch Imberlock hat tatsächlich die Unverfrorenheit, eine Pressekonferenz einzuberufen. Sie findet heute um 24 Uhr auf dem Baugelände zwischen Gobi-Park und Zoo statt. Er kündigt eine für die ganze Menschheit wichtige Mitteilung an. Du solltest dorthin gehen, falls es dir möglich ist."
    Bis zum Beginn der Konferenz blieb noch etwas Zeit. Sie legte sich erneut hin und schlief fast augenblicklich ein.
    Irgendwann begann sie zu träumen. Das Bild eines hünenhaften, makellos geformten Humanoiden drängte sich in ihren Traum. Der Mann schwebte über der Fläche eines ovalen Sees. Neben ihm ragte die halbe Klinge eines riesigen Schwertes mit dem Griff daran aus dem Gewässer.
    Dies ist der Gott Orbhon!, hallte es in ihr wider. Gon-Orbhon, der Furchtbare, der Gewaltige, der Mächtige!
    Gon-Orbhons Augen waren verschlossen. Sobald seine Lider sich heben, werden seine Blicke töten und alles auslöschen, was lebt.
    Sie vernahm diese Worte, und sie drangen tief in sie ein. Erschütterten sie bis auf den Grund ihrer Seele, riefen Widerstand und Ablehnung hervor. Ihr war, als schütze sie eine Wand aus persönlicher

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