2221 - Die Sekte erwacht
Energie, ein Abwehrwall gegen Gon-Orbhon.
Zugleich hatte sie die Vision einer düsteren, rätselhaften Bastion, einer Art Schloss, eines dunklen Molochs, der sich anschickte, alles zu fressen, was in seinen Bereich geriet. Die ganze Menschheit.
Der Interkom sprach an. Schweißgebadet schreckte Mondra aus dem Traum hoch. Verstört blickte sie sich im Raum um, ohne zunächst zu erkennen, wo sie war. Die Holografie Julian Tifflors baute sich über dem Gerät auf. „Überall auf dem Planeten haben die Menschen Träume, in denen Gon-Orbhon eine Rolle spielt", teilte er ihr mit. „Hörst du mich, Mondra?"
Sie stand auf und rieb sich das Gesicht mit beiden Händen, um die Benommenheit - und das Gespenst Gon-Orbhon - zu vertreiben. Je mehr sie sich dem Interkom näherte, desto mehr befreite sie sich von der Macht, die nach ihr greifen wollte. Sie wusste, dass die Sekte viele Mitglieder mit diesem geheimnisvollen Traum gewonnen hatte.
Mondra schaltete das Gerät ein und meldete sich. „Uns erreichen Nachrichten aus buchstäblich allen Ecken der Erde", berichtete Tifflor. „Die Menschen werden alle von dem gleichen Traum heimgesucht. Die Menschen faseln von Gon-Orbhon und schließen sich der Sekte an. Es ist uns allen ein Rätsel."
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Carlosch Imberlock oder Bre dafür verantwortlich sind", entgegnete sie. „Dennoch werde ich bei ihnen ansetzen. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht." Nach einer kleinen Pause setzte sie hinzu: „Ich habe ebenfalls geträumt."
„Und - bist du in Ordnung?"
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wirklich nicht. Der Traum hat mich nicht zu einer Gon-Orbhon-Gläubigen gemacht.
7.
Noch während das Feuerwerk abbrannte, schwebte Carlosch Imberlock auf einem unsichtbaren Antigravf eld aus dem Dunkel heran, und ein Raunen ging durch die Menge. Der hochgewachsene Mann bot in der Tat einen imponierenden Anblick mit seinem dunklen Vollbart und den langen, dunklen Haaren, seiner dunkelblauen Overallkombi und den wadenhohen schwarzen Stiefeln.
Als er seine Stimme erhob, um Gon-Orbhon zu preisen, verstummte die Menge in atemloser Spannung. Störend waren allein die lärmenden Stimmen einiger Demonstranten, die sich dagegen empörten, dass in einem so exponierten Bereich der Stadt Terrania ausgerechnet die Sekte ein Bauwerk errichtete, die doch ansonsten nur von Destruktion sprach.
Carlosch Imberlock war mit einer Technik ausgestattet, die es ihm ermöglichte, die Stimmen der Protestierenden mühelos zu übertönen. Nach seinen einleitenden Worten begrüßte er die Vertreter der Stadt. Seine besondere Aufmerksamkeit galt darüber hinaus den Journalisten der unterschiedlichen Trividsender. „Mondra Diamond beobachtete das Geschehen aus der Menge heraus. Sie war ebenso ahnungslos wie die anderen Besucher. Trotz aller Bemühungen der verschiedenen Organisationen hatte bisher niemand herausgefunden, was die Sekte auf dem Gelände errichten wollte. Letzte Unterlagen für die notwendigen Baugenehmigungen waren erst kurz vor Beginn der Veranstaltung eingereicht worden.
Der Verkünder Gon-Orbhons wiederholte, was die Menge schon oft von dieser Sekte gehört hatte. Dazu gehörte auch, dass er sich eindeutig gegen Gewalt aussprach. Erstaunlicherweise hörten ihm alle wie gebannt zu.
Schließlich hob er beide Arme und legte eine wirkungsvolle Pause ein. „Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, euch allen zu sagen, was an dieser Stelle entstehen wird", rief er mit sonorer Stimme. „Es wird ein Gotteshaus sein. Wir errichten den Tempel der Degression!"
Abermals ging ein Raunen durch die Menge. Es dauerte einige Zeit, bis den Besuchern dieser Veranstaltung aufging, wie groß dieser Tempel der Degression angesichts des gegossenen Fundaments werden würde. Vereinzelt kam Beifall auf, der sich zunächst zögernd, dann aber mit ständig wachsender Macht zu einem Sturm der Begeisterung entwickelte.
Das Multigerät an ihrem Arm meldete sich. Mondra zog sich zurück, schaltete das Gerät ein und beobachtete, wie sich ein Holo über ihrem Handgelenk aufbaute. Es zeigte das Symbol Tifflors. Sie entfernte sich noch einige weitere Schritte von der Menge, bis sie allein unter einem Baum stand und sicher sein konnte, dass ihr niemand zuhörte. „Wir haben einen der Gewalttäter", teilte Tiff ihr mit. „Genauer gesagt, es ist eine junge Frau. Sie hat Clarian Goricellein getötet. Die Musiker Gliol und Ammakon haben uns benachrichtigt. Sie sind ihr gefolgt und haben
Weitere Kostenlose Bücher