2223 - Die Gotteskriegerin
Volcan ist trotzdem nicht in der Lage, die Daten miteinander abzugleichen und zu extrapolieren ..."
„Vielleicht braucht der Rechner auf Merkur einfach mehr Zeit? Wir leben nicht mehr im syntronischen Zeitalter, wie du wohl wissen dürftest."
Tifflor lachte auf. „Wie wäre es mit einer vertraglich festgelegten Verschnaufpause für jede Positronik?"
„Witzbold." Zumindest lächelte auch Myles wieder. „Ich bin zwar nicht Leutnant Guck, aber ich tue mein Möglichstes." Tifflor hob die Hand, als käme ihm gerade ein Einfall. „Was ist mit NATHAN? Das Mondgehirn verfügt von vornherein über größere Kapazitäten."
Myles Kantor seufzte tief. „Die Berechnungen laufen schon seit Tagen."
Ohne ein weiteres Wort nahm er Verbindung mit dem „blonden Khopp" auf, der das einwandfreie Funktionieren des bordeigenen UHF-N-2 überwachte. Er schilderte ihm seine Absicht und forderte den bisherigen Auswertungsstand des Mondgehirns auf der Grundlage aller von den beiden Ultra-Giraffen gewonnenen Daten an.
Kantor konnte den Blick kaum von den Zahlen und mathematischen Symbolen nehmen, die über den Bildschirm zuckten. Es war, als hätten die Positronik an Bord der RICHARD BURTON, der Rechner auf Merkur und das Riesengehirn auf Luna einen Dialog miteinander begonnen, der zu immer komplexeren Schlussfolgerungen führte.
Schließlich erstarrten die umherzuckenden Symbole auf Kantors Bildschirm und rieselten an den unteren Rand.
Gleich darauf blinkte die Rechnerauswertung auf. „Wir haben ein Ergebnis", sagte der Chefwissenschaftler heiser. Er wandte sich zu Tifflor, Oberst Pragesh und den anderen Offizieren in der Zentrale um, die ihn neugierig musterten. „Hoffen wir, dass es für uns einen Sinn ergibt."
Niemand sagte etwas, als Kantor sich wieder dem Bildschirm zudrehte. Mit flinken Fingern gab er einen Kode ein und legte die Auswertung auf den rotierenden Holowürfel. Formeln und Zahlen blinkten auf, dreidimensionale Grafiken drehten sich. „Für mich ist das bloß Datensalat", bekannte Julian Tifflor. „Heraus mit der Sprache! Ist es NATHAN gelungen, den Jetstrahl zu extrapolieren?"
Kantor wiegte bedächtig den Kopf. „Er hat eine grobe Richtung ermittelt, in der sich viele Sonnen befinden - Abermillionen, je weiter die Extrapolation in den Raum hinausreicht. Deshalb kann der Würfel die Struktur auch nicht maßstabsgerecht abbilden. Sie würde so klein geraten, dass man nichts mehr erkennen kann."
„Wohin weist der Strahl?", fragte Tifflor trocken. „In 2183 Lichtjahren Entfernung beispielsweise liegt in der Nähe dieser Strecke der Sektor Morgenrot, der Strahl geht aber daran vorbei. Du erinnerst dich ja noch daran, als die Menschheit es mit OLD MAN zu tun bekam." Er warf Julian Tifflor einen flüchtigen Blick zu. „Aber unterwegs gibt es natürlich noch viel mehr Ziele, wobei ich nicht glaube, dass eines von ihnen wirklich passt."
„Rauscht der Strahl einfach zwischen den Sonnen hindurch?", fragte Tifflor. „Natürlich nicht. Beziehungsweise irgendwie doch. Sonnensysteme haben ja eine gewisse Dynamik. Der Strahl streift mal dieses, mal jenes, geht auch mal durch ein System quer hindurch, aber mehr nicht. Keines der Systeme besaß früher irgendwelche Besonderheiten."
„Vielleicht ist die Richtung doch bloß Zufall?", meinte Oberst Pragesh.
Kantor hob hilflos die Arme, als der „blonde Khopp" sich zu Wort meldete. Er hatte die Gespräche per Konferenzschaltung mitverfolgt. „Ich tippe ebenfalls auf Zufall. Wer sollte einen solchen Jetstrahl durch Manipulation herbeiführen? Und wie sollte das überhaupt möglich sein? Sämtliche galaktischen Zivilisationen sind ebenso von der veränderten Hyperimpedanz betroffen wie wir Terraner."
„Nach unseren Informationen", murmelte Pragesh. „Daran sollten wir nicht zweifeln", entgegnete der Chefingenieur zur besonderen Verwendung. „Das brächte uns nur noch mehr in die Bredouille." .„Tatsache ist, dass auch vorher keines der uns bekannten Völker die Technologie besessen hätte, einen solchen Jetstrahl zu erzeugen." Julian Tifflor strich sich nachdenklich durchs Haar. „Ganz sicher nicht unter unseren Augen hier mitten im Solsystem."
Myles Kantor schwieg dazu. Er war zu sehr Wissenschaftler, um sich auf solche Spekulationen einzulassen.
Noch war nicht bewiesen, dass der Strahl überhaupt künstlichen Ursprungs war. Der Hyperraum hatte seine eigenen Gesetze und ... „Ich probiere etwas aus", murmelte er und tippte eifrig auf seine Tastatur ein. Nur
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