2224 - Spezialagent 707
Entzündet hatte er sich daran, dass Kantiran unbedingt mitten ins Zentrum von Vhalaum gebracht werden wollte, sich jedoch weigerte, dem Mausbiber den Grund für diese Forderung zu nennen. Natürlich ging es ums Prinzip.
Aber nicht nur.
Kantiran war im Zug der Experimente mit Tieren verschiedenster Art auf eine ameisenähnliche Sorte von Insekten gestoßen, die sein Interesse in ganz besonderer Weise geweckt hatten. Diese Insekten traten offenbar in kleinen Stämmen auf, erwiesen sich als äußerst emsig – und reagierten mit traumhafter Sicherheit auf seine Suggestivimpulse.
Eine so leichte Steuerbarkeit hatte Kantiran noch bei keiner Spezies erlebt.
Es sah ganz so aus, als böte sich ihm hier die Gelegenheit, einen großen Schritt vorwärts zu machen, was die permanente Einsetzbarkeit seiner parapsychischen Talente betraf. Doch Kant wollte es nicht beschwören, gerade weil er sich so viel davon versprach.
Er hatte es sich zur Regel gemacht, wegen noch ungelegter Eier nicht zu gackern. Er befürchtete, damit Unheil heraufzubeschwören.
Das hätte man durchaus auch als eine Art persönlichen Aberglauben bezeichnen können. Jedenfalls ging das Gucky nichts an.
„Ein Vorschlag zur Güte", versuchte der Mausbiber einzulenken, „Ju... äh ... du brauchst mir deine Hintergedanken nicht zu verraten. Ich verspreche außerdem, dich auch weiterhin telepathisch nicht auszuhorchen."
„Wenn du das tust, breche ich sowieso jeden Kontakt ab."
„Langsam, langsam. Ich wollte es bloß nochmals betonen. Aber besser ein abgebrochener Kontakt als ein gebrochenes Genick, richtig?"
Der Ilt zeigte seinen Nagezahn, gewahrte im selben Moment, dass das bei Kantiran nicht zog, und ließ sein einziges Beißwerkzeug sogleich wieder verschwinden.
„Aber nenne mir wenigstens einen einzigen, einigermaßen vernünftigen Grund", piepste er, „warum ich mit dir in die Innenstadt von Vhalaum teleportieren sollte. Wo es einerseits viel weniger frei lebende Tiere gibt. Wo andererseits die Gefahr einer Entdeckung um ein Vielfaches höher ist. Wo du, großer Junge, nämlich steckbrieflich gesucht wirst und mich sogar der letzte Vollidiot auf Anhieb erkennt."
Kantiran überlegte, ob er diesen Konflikt bis zum Ende austragen sollte.
Gereizt hätte ihn das schon. Aller Voraussicht nach würde er noch längere Zeit mit dem Mausbiber zu tun haben. Wie sich ihr zukünftiges Verhältnis gestaltete, hing nicht zuletzt davon ab, wer bei solchen Konflikten als Erster nachgab. Es galt, einen vorteilhaften Präzedenzfall zu schaffen.
Allerdings war er sich darüber im Klaren, dass Gucky das ebenfalls wusste.
Der Ilt brauchte keine telepathischen Fähigkeiten zu bemühen, um zu erraten, was im Kopf seines „Schülers" vorging. Seine immense Lebenserfahrung reichte vollauf.
Kantiran entschied sich daher für hinhaltenden Widerstand.
„Diese terranische Manier oder besser: Manie, immer alles zu zerreden, bis nichts mehr übrig bleibt", sagte er abfällig, „die ist mir so was von zuwider. Warum kannst du nicht einfach akzeptieren, dass ich meine Gründe habe?"
„Ich bin kein Terraner. Sehe ich vielleicht so aus? Schau mal in den Spiegel, dann weißt du, wer hier der Terraner ist."
„Ich bin aber als Arkonide aufgewachsen. Meine Mentalität ist arkonidisch. Ich hätte Shallowain damals im Zoo nicht laufen lassen, sondern ihn getötet, damit er uns nicht abermals gefährlich werden kann. Lieber gleich schießen als später selbst sterben."
„Soso. Und wie lebst du weiter mit so viel Blut an deinen Händen? Das lässt sich nicht mehr abwaschen, mein Lieber, nicht mit den teuersten arkonidischen Seifen und Lotionen!"
„Wer sagt, dass ich es überhaupt abwaschen will?"
Innerlich frohlockte Kantiran. Dies war eines von Guckys Lieblingsthemen. Bis das abgehandelt war, würde der Ilt vergessen haben, worum der Streit ursprünglich gegangen war. Und Kantiran würde einen Kompromissvorschlag machen können, ohne dabei sein Gesicht zu verlieren.
„Red nicht so groß", versetzte der Mausbiber. „Der terranische Weg, im Zweifelsfall barmherzig zu handeln und sich Gegner auf die Dauer zu Freunden zu machen, hat immerhin dazu geführt, dass sich die Menschheit in unglaublich kurzer Zeit als eine der führenden Mächte in der Milchstraße etablieren konnte. Arkon dagegen lag über Jahrtausende in Degeneration danieder."
„Schnee von gestern. Es musste nur ein einziges Mal jemand wie Bostich der Erste auf den Plan treten, und schon war es vorbei
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