Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
223 - Die Sünden des Sohnes

223 - Die Sünden des Sohnes

Titel: 223 - Die Sünden des Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
sich tragen…« Der Seher stand neben dem Kaiser, er redete stockend, als wäre er berauscht oder hätte Fieber. »Ich sehe starke Energieströme an seinem Körper…« Er deutete auf den jungen König. »Sie gehen von seinem Hüftgurt aus, von diesem Futteral…«
    De Rozier sah keine Waffe an Daa’tans Körper außer der langen blutigen Klinge. Er drückte die weiße Fahne der Dolmetscherin hinter sich in die Hand. Sie war die einzige hier oben, die keinen Degen trug. Danach öffnete er seinen Waffengurt und warf ihn samt dem Degen in die Stadt hinunter. Akfat, Lysambwe und alle anderen Offiziere und Soldaten folgten seinem Beispiel. Dutzende von Gurten und Degen knallten wenige Meter vor den Siegern auf den Boden der Stadt.
    Anschließend stiegen sie vom Wall herunter. Etwa zehn Schritte vor ihnen blieben Daa’tan und sein Gefolge stehen. Auf eine knappe Kopfbewegung des jungen Weißen hin lösten sich acht Krieger aus der Gruppe, eilten zum Kaiser und seinen Begleitern und stürzten sich auf die beiden Emissäre. Sie schlugen Osamao und Imyos nieder und fesselten sie.
    »Bringt sie in den Park«, verlangte Maddrax’ Sohn. »Ich kümmere mich später um sie.« Er sprach ein gut,verständliches Mischmasch aus Englisch und einem Afraischen Idiom. Die Krieger schleppten die Emissäre davon.
    Der junge König trat bis auf vier Schritte an den Kaiser und seinen Sohn Akfat heran. »Gut gekämpft, de Rozier.« Er grinste dem Verlierer ins Gesicht. »Warum aber haben Sie so schnell aufgegeben?«
    »Ich bin verantwortlich für das Leben meiner Soldaten und Bürger, Monsieur«, sagte de Rozier kühl. »Warum sollte ich das noch länger aufs Spiel setzen, wenn ein militärischer Sieg unwahrscheinlich geworden ist?«
    »Eine vernünftige Einstellung, doch, wirklich.« Daa’tan lächelte halb anerkennend, halb spöttisch. »Ein wenig langweilig vielleicht.«
    Der schwarze Hüne, der jetzt einen Liionschädel mit Fell trug, das ihm bis zu den Schulterblättern reichte, trat neben den Jüngling. Er zog einen langen Dolch aus dem Gurt. »Wenn du erlaubst, werde ich diese Perückenträger gleich hier an Ort und Stelle abstechen, mein König!« Mit grimmigem Blick musterte er den Kaiser und seine Offiziere.
    Auch er benutzte einen Dialekt, der dem Kaiser geläufig war. »Wenn es denn sein muss, soll es wenigstens durch die Hand eines Perückenträgers geschehen«, entgegnete de Rozier kühl. »Wenngleich Ihre Perücke mir reichlich altmodisch erscheinen will, Monsieur.«
    Mombassa stutzte erst, schielte misstrauisch zu seinem Liionschädel hinauf, und machte, als er begriff, Anstalten auf den Kaiser loszugehen. Der Echsenartige packte ihn am Arm und hielt ihn fest. Das Monstrum redete auf den jungen König der Barbaren und auf den schwarzen Hünen ein. Das erste Ziel wäre erreicht, nun müsse erst einmal die Stadt repariert werden, und bis die nicht wieder in der Luft sei, hielte er es für gut, ein paar Geiseln in der Hand zu haben. De Rozier verstand nicht alles, aber das verstand er.
    »Wir werden in den nächsten Tagen noch ausführlich miteinander sprechen«, sagte der junge Eroberer schließlich. Er wandte sich an seine Hauptleute. »Durchsucht den Palast nach geeigneten Räumen, die man in Kerker umfunktionieren kann!« Ein paar Krieger bestätigten die Anweisung, liefen davon und brüllten ihrerseits Befehle.
    »Wer ist dieser Weiße?« Daa’tan deutete auf Yann Haggard, den Seher.
    »Ein Gast von einer Insel vor der Südküste«, beeilte der Kaiser sich zu sagen. »Der Botschafter eines Königs dort. Er gehört weder zu dieser Stadt, noch zu meiner Armee. Ich fordere Sie auf, ihn gut zu behandeln! Er genießt Gastrecht bei mir!«
    Daa’tan musterte den Einäugigen neugierig. »Wir unterhalten uns später«, sagte er schließlich.
    »Was ist mit meinem Sohn Victorius?«, wollte de, Rozier wissen. Er hatte den Prinzen auf dem Ostwall kämpfen und stürzen sehen, und er wusste, dass Maddrax’ Sohn und der Echsenartige ihn kannten.
    »Er ist verletzt, aber er lebt«, sagte Daa’tan. »Sie können sich bald selbst um ihn kümmern.« Mit einer Kopfbewegung winkte er einige Krieger heran. »Abführen! Auch den Gast!«
    Sehr schwarzhäutige Männer mit bunten Federbüschen auf den Schädeln packten den Kaiser, den Prinzen, ihre Offiziere und den Seher und fesselten sie. »Ich bitte Sie, Monsieur«, sagte de Rozier, als sie ihn an dem siegreichen König vorbei schleppten. »Gehen Sie menschlich mit meinen Bürgern um. Ich

Weitere Kostenlose Bücher