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223 - Die Sünden des Sohnes

223 - Die Sünden des Sohnes

Titel: 223 - Die Sünden des Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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ganzes Gehabe – alles nur Fassade.
    Er redete ununterbrochen. Er redete auf dem gesamten Weg von der Palastküche zu einem prunkvollen Thronsaal, und er redete weiter, während sie einander gegenüber an einem runden Tisch dort saßen und die Diener Speisen und Getränke auftrugen.
    Er ist unsicher, dachte Nefertari.
    Ist das ein Wunder?, raunte Aruula in das Bewusstsein der Anderen. Wir haben uns vor einem halben Jahr aus den Augen verloren, und er muss annehmen, dass ich mich ohne Abschied davon gestohlen habe.
    Daa’tan erzählte von dem langen, mühevollen Weg, den er und Grao bewältigt hatten, von den Kämpfen, von den Hungertagen und von seinen großartigen Siegen. Woher sie die blauen Flecken und Schürfwunden hätte, wollte er wissen, ob seine Leute sie gut behandelt hatten, und wie und wo sie das kaiserliche Luftschiff getroffen hatte. Von seinem Vater, von Maddrax, kein Wort. Und von diesem Rulfan zweimal nicht. Von dem wusste der Bursche offenbar gar nichts.
    Es gab Fisch, süße Früchte und Getreidefladen. Nefertari erzählte ausführlich von ihrer Wüstenwanderung, von ihrem Kampf gegen die räuberischen Nomaden, wie sie Maddrax am Südrand der Todeswüste getroffen hatte, und von dem Flug im Luftschiff bis zum Abschuss. Aruula raunte ihr zu, Rulfan lieber nicht zu erwähnen.
    Die Diener füllten ein gelbliches, perlendes Getränk in gläserne Kelche mit Goldrändern: vergorener Brabeelensaft. Daa’tan hob seinen Kelch. »Auf unser Wiedersehen, Mutter.« Sie tranken; Nefertari nur einen kleinen Schluck allerdings, denn sie schmeckte sofort, dass das auf der Zunge prickelnde Getränk ein Rauschmittel enthielt. Du brauchst einen klaren Kopf, raunte ihr das andere Bewusstsein zu. Das wusste sie auch selbst.
    Daa’tan jedoch leerte seinen Kelch auf einen Zug und ließ sich sofort nachschenken. Danach ließ er die Diener zwei weitere Flaschen des Rauschtrankes bringen und schickte sie aus dem Thronsaal. »Lasst niemanden zu mir!«, rief er ihnen hinterher.
    Kaum hatten sie die Türflügel hinter sich geschlossen, richtete Daa’tan den Blick auf seine Mutter. In seinen Augen loderte Hass. »Wo ist er?«
    »Wer?« Nefertari begriff nicht gleich.
    »Mein Erzeuger. Ist er auch unter den Gefangenen?« Er ballte die Fäuste. »Hält er sich in der Stadt versteckt?«
    Nein, raunte Aruula in Nefertari Bewusstsein hinein. Er ist tot.
    »Nein«, sagte Nefertari. »Er ist tot.« Die Wut in den Zügen des jungen Burschen irritierte sie. Sie wusste ja nichts von der Beziehung zu seinem Vater. »Er muss in der Luftschiffgondel verbrannt sein.« Von den Mitgefangenen in der Palastküche hatte sie erfahren, dass die Roziere nach dem Absturz ausgebrannt war.
    Daa’tan lehnte sich zurück. Seine Gesichtszüge entspannten sich. Auch der Blick, mit dem er Nefertari jetzt betrachtete, veränderte sich. Seine Augen waren auf einmal die traurigen Augen eines Lupawelpen. »Und was hast du getan, bevor du in die Wüste geflohen bist, Mutter?«, fragte er mit heiserer Stimme.
    »Das ist… eine andere Geschichte.« Der unerwartete Themenwechsel überraschte Nefertari. Du musst mir jetzt helfen, dachte sie, sonst schöpft er Verdacht. Was war mit euch, bevor wir uns in der Grabkammer getroffen haben? Rede!
    »Eine andere Geschichte?«, echote Daa’tan bitter.
    Schwöre, dass du mir dafür meinen Körper zurückgibst, verlangte Aruula.
    »Eine traurige Geschichte, wolltest du sagen, nicht wahr, Mutter?« Daa’tan setzte seinen Kelch an die Lippen und trank.
    Ich habe es geschworen, und ich schwöre es noch einmal, dachte Nefertari. Wir müssen jetzt zusammenarbeiten, sonst verlieren wir!
    »Du antwortest nicht, Mutter?« Daa’tan seufzte und nickte wie einer, der Bescheid zu wissen glaubte. »Magst du nicht an diese Geschichte erinnert werden?«
    Sein angeblich so treuer Mentor hat mich in dein Grab eingesperrt und meine Gestalt angenommen, raunte Aruula in Nefertaris Bewusstsein hinein, was sie sich längst zusammengereimt hatte. Grao hat mir einen Mord untergeschoben und meine Flucht vorgetäuscht, um mich loswerden. Sie gab die letzten Reste ihrer mentalen Barriere auf, damit Nefertari Zugang zu ihrer Erinnerung und zu ihren Gefühlen bekam.
    »Was hast du getan, nachdem du mich verlassen hast, Mutter?« Daa’tan Stimme nahm einen weinerlichen Unterton an. »Und vor allem: Was ging in dir vor, als du deinen Sohn einfach zurückgelassen hast?« Er stierte sie über den Rand seines Kelches hinweg an.
    »Das ist nicht

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