223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
an, ohne eine Miene zu verziehen. Devlin wusste, er ließ sich sein Anliegen durch den Kopf gehen.
In seiner Kindheit hatte dieses Schweigen etwas Tröstendes an sich gehabt, weil es bedeutete, dass Ned nach einem Ausweg aus einer verfahrenen Situation suchte. Jetzt dagegen war sich Devlin nicht so sicher, was ihn erwartete.
„Wie klug war dieser Umzug?“, fragte er schließlich.
„Ned, der Umzug ist bereits geschehen. Ob er klug war oder nicht, tut jetzt nichts mehr zur Sache.“
„Du hast dich spontan dazu entschieden.“ Es war keine Frage, sondern die Feststellung einer Tatsache, die bei Ned auf Ablehnung stieß.
Devlin stellte sein Glas auf den Tisch und wandte sich seinem ungerührt dastehenden Bruder zu. „Es ist passiert, Ned, und ich brauche etwas Geld, um bis zum nächsten Quartal durchzukommen. Wirst du es mir geben oder nicht?“
Langsam ging Ned zu einem Sessel, nahm Platz und schlug die Beine übereinander. „Du hast dich sehr intensiv dem Glücksspiel hingegeben, kleiner Bruder.“
„Haben dir das deine Spione berichtet?“, fragte Devlin, der genau wusste, worauf diese Unterhaltung hinauslief. „Ich nehme an, dass sie nicht anwesend waren, als ich mein verlorenes Geld zurückgewann, richtig?“
Neds Busenfreunde waren ganz sicher nicht bei Farleys gewesen, sonst hätte er längst davon erfahren, was Devlin dort gewonnen hatte.
„Ich hörte, dass du viel Geld verloren hast. Diese Glücksspiele müssen ein Ende nehmen, Devlin.“
Hätte sein Bruder ihm nicht soeben das Spiel verboten, wäre er wohl bereit gewesen, Ned zu sagen, er sei zu dem gleichen Entschluss gekommen. Nun aber wollte er ihm nicht diese Genugtuung geben.
„Und was soll ich sonst machen, Ned? Was gibt es für mich zu tun? Der Krieg ist vorüber, und ich müsste schon verrückt sein, wenn ich irgendwo anders auf dieser Welt abermals kämpfen soll. Indien? Afrika? Die Westindischen Inseln? Ich bin nicht versessen darauf, in der Fremde zu sterben.“
Ned schwenkte sein Glas und trank einen Schluck von dem vollmundigen, importierten Getränk. „Es ist an der Zeit, dass du deinen rechtmäßigen Platz innerhalb der Familie einnimmst.“
„Meinen rechtmäßigen Platz?“ Devlin ging im Zimmer auf und ab. „Was zum Teufel ist mein rechtmäßiger Platz?“
Ruhig sprach sein Bruder weiter: „Du musst die Kontrolle über deinen Besitz übernehmen. Es sollte nicht unserem Bruder Percy zufallen, der selbst bereits genug zu verwalten hat.“
„Du weißt, ich kann das nicht.“ Devlin warf ihm einen zornigen Blick zu. „Dafür hast du zusammen mit meinem Vater gesorgt. Ich kann die Kontrolle so lange nicht übernehmen, bis ich verheiratet bin. Ich muss mich mit dem begnügen, was du mir gibst, bis ich eine geeignete Frau finde, die deine Zustimmung hat. Mein Gott! Was war bloß in dich und Vater gefahren, dass ihr einen so unbesonnenen Plan aushecken musstet?“
„Den Grund dafür kennst du.“ Ned redete so neutral, wie es nur möglich war. „Dir mangelt es an Selbstbeherrschung. Du hast dich noch nie um etwas gekümmert. Vater war weise genug, um zu wissen, dass dieses Verhalten erst dann ein Ende nimmt, wenn es einen Menschen in deinem Leben gibt, der auf dich zählt. Eine Ehefrau.“
„Oh, verdammt, Ned, willst du mich wirklich verheiraten, nur damit ich an mein Vermögen komme? Hättest du angesichts einer solchen Erpressung geheiratet?“
Zumindest hatte Devlin in diesem Moment die Genugtuung, bei seinem Bruder eine Gefühlsregung zu beobachten, da dessen Wange zuckte.
„Lass Serena aus dem Spiel.“
Devlin verspürte Schuldgefühle, dass er auf die Ehe seines Bruders zu sprechen gekommen war. Er war sich nie sicher gewesen, ob sein Bruder Serena liebte. Dass sie Ned liebte, daran konnte er schon eher glauben. Wenn man die beiden zusammen sah, gaben sie sich so reserviert, dass es nicht möglich war, ein eindeutiges Urteil zu fällen. Hatte Ned sie geheiratet, weil er dazu gedrängt worden war? Serena wäre zu bedauern, sollte es so gewesen sein. Dass sein Vater dahintersteckte, daran bestand kein Zweifel, weil Ned sich niemals gegen dessen Willen gestellt hätte. Die beiden waren wirklich vom gleichen Schlag gewesen.
„Ich rede gar nicht von Serena“, sagte er etwas ruhiger. „Ich rede von mir. Im Moment will ich nicht heiraten. Aber ich bin mehr als bereit dazu, die Kontrolle über meinen Besitz zu übernehmen. Ich will es auch, Ned.
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