223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
lassen!“, fuhr Ned ihn aufgebracht an und versetzte Devlin einen Stoß gegen die Brust.
Devlin reagierte darauf mit einem ebensolchen Stoß. Da er größer, jünger und durch den Krieg stärker war, landete sein Bruder auf dem Boden. „Lass mich mein eigenes Leben führen! Ich werde selbst entscheiden, wann und wen ich heirate.“
„Das wirst du auch, weil du unverbesserlich und undankbar bist!“ Ned stand auf und überraschte Devlin mit einem Fausthieb, der ihn am Kinn traf.
„Verflucht!“, schrie Devlin auf und konterte mit einem Haken. Im nächsten Moment rollten beide Männer über den Fußboden und schlugen aufeinander ein. Dabei stießen sie einen kleinen Tisch um, die Weinkaraffe fiel hin und zerbrach, der Rotwein ergoss sich über den Boden.
„Hört auf!“, rief Serena, die zur Tür hereingekommen war. „Hört sofort auf!“
Keiner der beiden nahm von ihr Notiz, stattdessen erhoben sie sich wieder, und einer rammte den anderen gegen eines der Bücherregale. Einige Bände fielen auf sie herab. Neds Nase blutete, Devlins Jacke war aufgerissen.
„Barclay! Barclay!“, schrie Serena außer sich, während sie zu ihrem Ehemann und ihrem Schwager lief. Sie bekam Devlin am Rücken zu fassen und zog ihn von Ned weg.
„Master Devlin! Master Ned!“ Die autoritäre Stimme weckte bei beiden Männern prompt Erinnerungen an ihre Kindheit. „Sie beide sollten sich schämen!“
Augenblicklich hörten sie auf, sich zu prügeln.
Ned fasste sich als Erster wieder und tupfte seine Nase mit dem Taschentuch ab, das Serena ihm hinhielt. „Danke, Barclay. Es ist alles wieder unter Kontrolle. Wir benötigen nicht länger Ihre Hilfe.“
Devlins Magen schmerzte, doch war das keine Folge eines Fausthiebs. Ihm war übel, als er sich zu fragen begann, wie es so weit hatte kommen können. Er hatte Percy und Ned ein paarmal bei Prügeleien erlebt, ihrem Vater aber nie etwas davon gesagt. Doch es war einfach unvorstellbar, dass er tatsächlich den Mann geschlagen hatte, der unermüdlich unterwegs gewesen war, um in Brüssel zwischen den Verwundeten und den Sterbenden nach ihm zu suchen.
„Ned, ich …“
„Es reicht, Devlin.“ Der Marquess faltete das Taschentuch zusammen.
Serena sah aus, als würde sie jeden Moment ohnmächtig werden, was Devlins Schuldgefühle nur noch verstärkte. Ihr Gesicht war blass, während sie den umgestürzten Tisch aufstellte und versuchte, einige Scherben aufzusammeln. Wie konnte er ihr nur solchen Kummer bereiten?
Ned zog seine Kleidung glatt und klopfte sie ab, dann sah er zu seiner Frau. „Serena, würdest du uns bitte allein lassen?“
„Ich möchte lieber nicht …“, begann sie.
„Lass uns allein. Wir werden uns nicht weiter prügeln.“ Devlin hätte nicht erwartet, dass sein Bruder mit so sanfter Stimme reden würde.
Nach einem besorgten Blick zu ihnen beiden verließ sie das Zimmer, wobei sie sich eine Hand vor den Mund hielt.
Ned war wieder gefasst, als er an seinen Schreibtisch zurückkehrte. Ihm war nichts davon anzumerken, dass er sich eben noch mit seinem Bruder eine Schlägerei geliefert hatte. „Serena sprach davon, dass du ohne Anstandsdame in Gesellschaft einer jungen Frau warst.“
Devlin verdrehte die Augen. Genauso gut hätte er vor seinem Vater stehen können, der auch regelmäßig ignorierte, was Devlin ihm zu sagen versuchte, und der stattdessen direkt auf das Thema zu sprechen kam, das seinen Sohn am meisten schmerzte.
„Worauf willst du hinaus, Ned?“
„Hast du meine Frau mit deiner Mätresse bekannt gemacht?“
Erstaunlich, wie sein Bruder es schaffte, ihn schon wieder zu reizen. „Ned, ich versichere dir, ich würde meine Schwägerin niemals in Verlegenheit bringen. Ich habe den höchsten Respekt vor ihr, und sie hat mein ganzes Mitgefühl.“
„Was meinst du mit ‚Mitgefühl‘?“ Ned klang, als wollte er sich wieder mit ihm prügeln.
„Ich meinte damit gar nichts.“ Tatsächlich wollte er damit zum Ausdruck bringen, es tue ihm leid, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Jedoch war das der falsche Zeitpunkt, um Ned auf dieses Thema anzusprechen, da er nicht wusste, wie der darauf reagieren würde.
„Wer war diese Frau? Hast du eine Dirne, die du aushalten musst?“
Meine Güte! Wollte Ned noch einen Schlag an den Kopf abbekommen? „Sie ist eine Bekannte, die es nicht verdient hat, von dir beleidigt zu werden.“ Mehr würde er nicht sagen, da er
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