223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
Versprechungen“, erwiderte sie. „Versprechungen bedeuten nichts.“
„Bei mir schon.“ Devlin fühlte sich beleidigt und verletzt, da sie beide so viel gemeinsam durchgemacht hatten und Madeleine ihn trotzdem immer noch mit anderen Männern gleichsetzte.
Trotzig sah sie ihn an. „Ist das wahr?“
Was nützten weitere Beteuerungen, wenn sie ihm doch nicht glauben würde? Er verfluchte Farley und jeden anderen Mann, von dem sie enttäuscht worden war. Und er verfluchte sich selbst. Hätte er sie doch bloß bei ihrer ersten Begegnung aus dieser Existenz geholt, dann wäre ihr jahrelanges Leid erspart geblieben.
Und sie hätte ihr Kind nicht unter solchen Bedingungen großziehen müssen.
Ihr Kind …
Vielleicht auch sein Kind? Hatte er Farley womöglich sein eigen Fleisch und Blut überlassen? War Neds geringe Meinung von ihm unter Umständen doch gerechtfertigt?
„Maddy?“
Sie reagierte nicht.
Devlin atmete einmal tief durch, dann fragte er: „Ist Linette … ist sie meine Tochter?“
Auf seine Frage hin kniff Madeleine die Augen zu und konzentrierte sich auf das Hufgetrappel von Pferden, die eine vorbeifahrende Kutsche zogen. Sie hatte sich immer gewünscht, diesen Moment nicht erleben zu müssen.
„Ich weiß es nicht“, antwortete sie leise. „Es könnte sein.“
Er gab einen schmerzhaften Laut von sich. „Woher kannst du wissen, dass ich der Vater bin?“
Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Seine Frage war unvermeidbar gewesen, denn woher wollte eine Frau, die mit unzähligen Männern das Bett teilte, wissen, wer von ihnen der Vater des Kindes war?
„Ich gebe vor, es nicht zu wissen.“ Sie hatte sich geschworen, niemals daran zu glauben, Devlin sei der Vater. Stets hatte sie sich gesagt, das Mädchen nur deshalb Linette zu nennen, weil der Name sie an einen Mann erinnerte, der gut zu ihr gewesen war. Doch wenn sie manchmal ihre Tochter ansah, sprach vieles dafür, dass er wirklich der Vater war. „Es ist möglich, aber mehr auch nicht“, fügte sie leise hinzu. Ihre Kehle schnürte sich augenblicklich zu, als sie an jenen Abend mit ihm dachte, der unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt war.
Da Devlin schwieg, fuhr sie fort: „Ich war einfach nur dumm, und ganz sicher wirst du das auch nicht anders sehen. Als du damals gegangen warst, da tat ich nicht, was ich hätte tun sollen. Ich wollte mich nicht waschen, sondern einfach in meinem Bett liegen bleiben und mir vorstellen, du seist immer noch da.“
Sie hörte, dass sein Atem schneller ging.
„Als Farley zu mir kam, verweigerte ich mich ihm“, sprach Madeleine weiter. „Das hatte ich noch nie zuvor getan, und er schlug mich dafür, aber ich musste nicht das Bett mit ihm teilen. Am nächsten Tag reiste er ab und blieb über einen Monat lang fort.“
Diese wenigen Gelegenheiten, wenn Farley auf Reisen war, hatten für sie die besten Momente ihres damaligen Lebens dargestellt. Sie wurde zwar bewacht, damit sie nicht weglief, doch seine Lakaien wagten nicht, sie anzurühren, und an den Spieltischen galt sie solange nicht als der Gewinn, auf den es alle abgesehen hatten.
„Maddy.“
„Als Farley zurückkehrte, wusste ich bereits, ich erwartete ein Kind. Ich verschwieg es ihm, solange ich das konnte. Er wollte nicht, dass ich das Kind bekam, doch ich drohte ihm mit Selbstmord.“
„Maddy, es tut mir leid“, sagte er leise.
„Linette ist jede dieser Qualen wert gewesen. Mehr will ich nicht, nur meine Tochter.“
„Ich hätte dort sein sollen, um dir zu helfen.“ Seine Stimme hatte einen schmerzlichen Unterton angenommen.
Glaubte Devlin, sein Bedauern würde irgendetwas ändern? Er hatte nicht angenommen, Linette könne seine Tochter sein, und jetzt suchte er nach Ausreden, um es weiterhin nicht zu müssen. Seine Worte waren nur Schall und Rauch.
„Ich lasse nicht zu, dass der Marquess mir Linette abnimmt“, erklärte sie entschlossen. „Sophie und ich werden sie noch heute Nacht fortbringen. Um mich musst du dir dann keine Gedanken mehr machen.“
„Du wirst nicht fortgehen, ist das klar?“, gab er mit schneidender Stimme zurück. „Du bist nirgends in Sicherheit.“
„Du kannst mich nicht zum Bleiben zwingen“, widersprach sie. „Außer du willst mich wie zuvor Farley wie eine Gefangene halten und rund um die Uhr bewachen.“
„Ich will dich nicht wie eine Gefangene halten“, erklärte Devlin. „Jem holt die
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