223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
über Madeleines Leben bei Farley enthüllt und sie vor seinem Bruder und seiner Schwägerin blamiert hätte.
„Wie kommst du auf den Gedanken, es könnte mein Kind sein?“ Devlin hatte Mühe, seine Stimme ruhig klingen zu lassen.
Ungläubig schüttelte Ned den Kopf. „Sie sieht genauso aus wie du.“
„Sie sieht aus wie Maddy .“ Er dachte an Linette, an die dunklen Locken, an das klare Blau ihrer Augen, an den Schmollmund, wenn es nicht nach ihrem Willen ging. Ganz so wie Madeleine. Vom ersten Moment an hatte er in ihr Maddy als Kind gesehen.
„Sie ist dein Ebenbild, als du so alt warst“, hielt Ned dagegen. „Wenn du mir nicht glaubst, dann komm mit nach Heronvale und sieh dir das Familienporträt im Musikzimmer an. Sogar ihr Name ist von deinem abgeleitet. Es ist offensichtlich, dass sie während des Heimaturlaubs nach deiner Zeit in Spanien gezeugt wurde. Mir ist es bloß ein Rätsel, wie du Mutter und Kind während deines Dienstes in Frankreich unterstützen konntest.“
„Mein Kind.“ Ungläubig stand Devlin da und rechnete nach. Die erste Begegnung mit Madeleine, das Alter das Kindes … dieser Gedanke war ihm nie in den Sinn gekommen.
Madeleine hatte den Blick gesenkt und hielt die Hände so fest verschränkt, dass die Knöchel weiß hervortraten. In ihrem Kopf hielten sich immer noch die Worte des Marquess – dass er ihr Linette abnehmen wollte, dass sie Devlins Kind war.
Von kalter Wut erfasst stand sie auf und sagte: „ Mein Kind.“ Sie fürchtete zwar die Macht, die der Marquess besaß, doch davon sollte er ihr nichts anmerken. „Linette ist mein Kind!“
Ehe Devlin sich versah, war sie aus dem Salon gestürmt, riss die Haustür auf und lief auf die Straße. So schnell er konnte, folgte er ihr. Ein Stück weit vermochte er sie im Schein der Straßenlaternen noch zu sehen, doch dann tauchte sie in dem Durcheinander aus Kutschen und Spaziergängern unter.
Außer Atem wurde Devlin langsamer und versuchte, Madeleine im Gewühl ausfindig zu machen.
„Lord Devlin?“, hörte er auf einmal eine Stimme hinter sich.
Er sah über die Schulter und begrüßte den Mann, der ihm gefolgt war: „Jem, gut, dass Sie da sind. Sie müssen mir helfen, Madeleine zu finden, bevor ihr etwas zustößt.“
Jem nickte nur knapp und stürmte los, dicht gefolgt von Devlin. Auf einmal entdeckten die beiden Männer sie, als Madeleine sich nach dem Lord umsah. Sie merkte nicht, dass Jem ihr ebenfalls in die Gasse nachgeeilt war, sodass sie überrumpelt war, als er sie packte und an der weiteren Flucht hinderte.
„Lassen Sie mich los!“, rief sie. „Lassen Sie mich los!“
„Schon gut, Maddy“, sagte Devlin, als er die beiden erreicht hatte. „Jem ist ein guter Freund, du bist in Sicherheit.“
Erst als Devlin ihre Hand hielt und einen Arm um Madeleines Taille gelegt hatte, gab Jem sie frei.
Während sie durch die Gasse in Richtung Hauptstraße zurückkehrten, versuchte Madeleine, nach Devlin zu schlagen und zu treten. „Nimm deine Hände weg, ich will fort von hier!“, fuhr sie ihn an.
„Jem, können Sie die Kutsche herschicken? Ich vermute, sie steht ohnehin für uns bereit“, bat Devlin seinen Freund.
„Ja, Sir“, erwiderte er und eilte davon.
Nachdem er gegangen war, widmete sich Devlin Madeleine. „Lass mich los!“, fauchte sie erneut.
„Du brauchst keine Angst zu haben, Maddy“, redete er beschwichtigend auf sie ein, während er sie sanft gegen die kalte Mauer zu einer Seite der Gasse drückte. „Ich werde dir nichts tun.“
„Du lässt zu, dass er mir Linette wegnimmt“, gab sie den Tränen nah zurück.
„Nein, das werde ich nicht“, beteuerte Devlin.
„Er wird dich dazu zwingen. So wie er dich zum Heiraten zwingt.“
Ihre Worte versetzten ihm einen Stich, weil sie ganz der Wahrheit entsprachen. Sein Schicksal lag in den Händen seines Bruders. Solange Ned ihm sein Vermögen vorenthielt, war er nicht in der Lage, für Madeleines und Linettes Sicherheit zu garantieren.
Noch vor ein paar Wochen hätte Devlin ebendieses Vermögen darauf verwettet, dass sich sein Bruder nicht zu etwas derartig Schäbigem hinreißen lassen würde. Nun dagegen erschien ihm Ned wie ein zu allem fähiger Fremder.
„Ned wird dir Linette nicht wegnehmen, das verspreche ich dir“, versicherte er Madeleine, auch wenn er Mühe hatte, seinen eigenen Worten Glauben zu schenken.
„Ich habe genug von
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