223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
retten konntest!“
Er drehte sich zur Seite und sah verblüfft vor sich hin.
Bei seinem Anblick wurde sie von einer solchen Zärtlichkeit erfüllt, dass sie den Zwischenfall bei seinem Bruder verdrängen konnte. Sie dachte nicht mehr an eine mögliche Verschwörung mit dem Ziel, ihr Kind zu stehlen. Jetzt zählte nur, sein Leid ebenso zu lindern wie seinen Schmerz und seine Schuldgefühle. Ihr wurde bewusst, wie dicht sie davor gewesen war, ihn ganz zu verlieren.
Devlin lehnte sich gegen das Kopfbrett seines Betts zurück und atmete tief durch.
„Wie fühlst du dich?“, fragte sie. „Etwas besser?“
Er nickte langsam.
„Nichts ist befreiender, als den Tränen freien Lauf zu lassen.“ Sie lächelte ihn an. Ihr hatte das zwar nie geholfen, doch das musste er nicht wissen.
Während er das Lächeln erwiderte, war auf einmal ein Geräusch an der Verbindungstür zu hören. Die Tür ging auf, und Linette stand im Raum. „Mama?“, rief sie und rieb sich die Augen. „Mama?“
Devlin legte sich rasch das Bettlaken über, als sie verschlafen zu ihnen kam und ins Bett kletterte. Madeleine nahm sie in die Arme. „Guten Morgen, mein Liebling.“
„Ich hab dich und Daddy gehört“, erklärte Linette und sah zu Devlin. Verwirrt strich sie über seine feuchte Wange und fragte: „Daddy hat geweint?“
„Ein bisschen“, erwiderte Madeleine. „Er hat schlecht geträumt.“
Linette wand sich aus den Armen ihrer Mutter und umarmte Devlin. „Wird alles gut“, sagte sie und tätschelte ihn aufmunternd. „Wird alles gut.“
Die Geste rührte ihn so sehr, dass ihm abermals die Tränen kommen wollten. „Danke, Lady Lin“, entgegnete er. „Ich glaube, jetzt geht es mir schon besser.“
Sie strahlte ihn triumphierend an.
„Junge Dame, sollen wir uns anziehen, damit wir frühstücken können?“, fragte Madeleine, von der Szene ebenfalls fast zu Tränen gerührt. „Bart und Sophie warten sicher schon auf uns.“
Die Kleine war mit einem Satz vom Bett. „Daddy, komm mit“, sagte sie bestimmend.
„Ich komme gleich nach“, versprach er ihr.
Madeleine sah über die Schulter zu ihm, als sie mit Linette in ihr Zimmer zurückkehrte. Er saß auf dem Bett und blickte ihnen beiden nach.
Eine halbe Stunde später kam Devlin in die Küche, als er Bart gerade fragen hörte: „Hat sein Bruder ihm das Geld gegeben?“
„Ja, das hat er, mein Freund“, antwortete er selbst und setzte sich an den Tisch.
Madeleine servierte ihm eine Schale Porridge und eine Tasse Tee.
Mit leichtem Widerwillen betrachtete Devlin den Brei und sagte zu Bart: „Du musst heute unseren Vorratsschrank auffüllen gehen. Morgen möchte ich zum Frühstück gekochte Eier und Speck haben.“
„Peck, Peck, Peck …“, sang Linette, als Devlin ausgesprochen hatte.
„Und ihr beide erhaltet euren Lohn“, fuhr er fort, woraufhin Sophie ihn voller Respekt ansah.
Bart errötete. „Ich hatte vorhin nicht an meinen Lohn gedacht. Es gibt eine andere Sache, die ich besprechen möchte.“
„Was denn?“
Sophie verließ ihren Platz am Tisch und zog sich auf einen Hocker in einer Ecke der Küche zurück.
Bart spielte mit seinem Löffel und mied es, zu Sophie zu sehen. „Nun … ich …“, stotterte er.
„Raus mit der Sprache“, bohrte Devlin nach.
„Ich möchte das Aufgebot bestellen lassen.“ Nach einer kurzen Pause fügte er an: „Für Miss Sophie und mich.“
Während Linette weiter von „Peck“ sang und eigentlich „Speck“ meinte, wurden alle anderen im Zimmer still, da die Bedeutung von Barts Worten erst einmal verarbeitet werden musste.
Devlin blickte zu Madeleine, die wie erstarrt dasaß und bleich geworden war.
„Aha“, meinte er dann. „Ich verstehe.“
Bart und Sophie sahen die beiden an, wobei Sophie so wirkte, als müsse sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
„Aber das ist doch eine wunderbare Neuigkeit!“ Madeleine sprang auf und eilte zu ihrer besten Freundin, um sie in die Arme zu nehmen. „Wir waren nur viel zu überrascht, nicht wahr, Devlin?“
„Ja, das waren wir“, stimmte er ihr zu, folgte ihrem Beispiel und klopfte Bart auf den Rücken. „Gott stehe unserer Sophie bei, dass sie diesen mürrischen Gesellen zum Mann bekommt.“ Alle lachten, bis auf Sophie, die ohnehin nur selten eine Gefühlsregung zeigte. Immerhin brachte sie ein Lächeln zustande.
Devlin holte aus seiner Tasche
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