223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
genau zu wissen, welche Richtung sie einschlagen mussten. War Serena hier Ned begegnet? Vielleicht hatte sich Ned mit dem gleichen Desinteresse an diesem Ort umgesehen wie nun er selbst.
Sie brachte ihn dorthin, wo die Patroninnen Hof hielten. Drei von ihnen waren an diesem Abend zugegen, die alle viel gewöhnlicher aussahen, als Devlin es erwartet hatte. Von ihren wachsamen Blicken abgesehen, unterschieden sie sich für sein Empfinden in nichts von der Masse.
„Liebe Serena“, sagte eine von ihnen und streckte ihr die Hand entgegen. Es schien, als sei diese Frau tatsächlich erfreut, seine Schwägerin zu sehen.
„Maria, was bin ich froh, dass du hier bist“, erwiderte sie im gleichen Tonfall und nickte den beiden anderen Damen zu, die Devlin aufmerksam musterten.
Er konnte nur hoffen, dass sein Halstuch richtig saß und sie nicht die geflickte Stelle an seiner Jacke bemerkten. Madeleine war es gelungen, auf sein Drängen hin den von ihr angerichteten Schaden zu beheben, auch wenn sie ihrerseits Sophie angefleht hatte, es für sie zu erledigen. Ihm ging es nur darum, Madeleine das Gefühl zu geben, gut genug nähen zu können, nachdem sie mit viel Mühe diese Fertigkeit erlernt hatte.
Serena schob ihn sanft einen Schritt nach vorn. „Lady Sefton, Lady Cowper, Mrs Drummond-Burrell, darf ich Ihnen Lord Devlin Steele vorstellen, den jüngsten Bruder der Heronvales?“
„Es ist mir eine Ehre, Ladies“, erklärte er, während er sich verbeugte und es schaffte, sein Lächeln sogar ein wenig charmant wirken zu lassen.
„Wir haben Sie hier noch nie gesehen, Lord Devlin“, stellte Mrs Drummond-Burrell misstrauisch fest.
„Ich hatte bislang auch noch nie das Vergnügen, hierherzukommen.“ Er hielt ihrem prüfenden Blick stand und gab sich Mühe, glaubwürdig zu klingen.
„Devlin … Lord Devlin …“, warf Serena rasch ein, „diente unter Wellington. Er hat sich erst vor Kurzem von seinen Verwundungen weit genug erholt, um in die Stadt zu kommen.“
Serena hatte ihn wissen lassen, welche Themen für eine Konversation angemessen waren. Bedauerlicherweise gab es nur wenige wirklich geeignete Inhalte, sodass er einzig hoffen konnte, dass eine verdeckte Anspielung auf Kriegsverletzungen akzeptiert wurde.
„Ja, ich glaube, mich daran erinnern zu können“, gab Lady Cowper zurück. „Heronvale holte Sie aus Brüssel zurück, nicht wahr?“
„Ja, Ma’am, ich habe meinem Bruder viel zu verdanken.“ Die Schlacht war als Gesprächsstoff offenbar nicht geeignet, sonst wäre man nicht so schnell auf seine Rettung zu sprechen gekommen.
Lady Sefton nahm ihn am Arm. „Ich bin mir sicher, Lord Devlin ist nicht hier, um über so Unerfreuliches zu reden. Er möchte unsere jungen Ladies kennenlernen. Habe ich recht, Sir?“
„Ich bin entlarvt“, meinte er lächelnd.
Mrs Drummond-Burrell deutete mit einer Kopfbewegung auf eine blonde Schönheit, die von einer Gruppe Gentlemen umschwärmt wurde. „Ich glaube, Amanda Reynolds ist das momentane Juwel. Allerdings ist sie für Sie unerreichbar.“ Die Gastgeberin rümpfte die Nase. „Ihr Bruder hätte sie vielleicht in Versuchung führen können, aber nicht ein Mann ohne Titel.“
„Sie ersparen mir wertvolle Zeit. Ich bin Ihnen sehr dankbar.“ Er verbeugte sich leicht.
Das Juwel hätte ihn ohnehin nicht interessiert. Das Feuer in einer solchen Dame war nur eine Illusion, vergleichbar mit dem Funkeln eines Edelsteins. Devlin bevorzugte die echte brennende Leidenschaft einer gewissen dunkelhaarigen Frau mit blauen Augen.
Doch solange er sich hier aufhielt, durfte er nicht an Madeleine denken. Sonst würde er niemals eine Frau finden, die geheiratet werden wollte, von ihrem Zukünftigen aber weiter nichts erwartete.
„Wie wäre es mit Lady Allentons Tochter?“, schlug Lady Cowper vor und wies mit einem Blick auf ein pummeliges und recht verängstigt dreinblickendes Mädchen.
„Hmm“, gab Mrs Drummond-Burrell verärgert von sich. „Ihr fehlt es an Verstand, Vernunft und Schönheit. Ihr Vermögen ist zwar beeindruckend, aber mehr hat sie nicht zu bieten. Lord Devlin ist auf ihr Geld nicht angewiesen.“
„Kommen Sie, Mylord.“ Lady Sefton zog ihn mit sich. „Wir werden Sie vielen jungen Damen vorstellen, bei denen ich mir sicher bin, dass sie Sie auf ihre Partnerlisten setzen werden.“
Wie versprochen lernte Devlin viele sympathische junge Damen kennen, tanzte mit ihnen – und
Weitere Kostenlose Bücher