223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
einen Beutel voller Münzen hervor und zählte einen großzügig bemessenen Betrag ab. „Das ist für dich, und noch etwas zusätzlich für ein Verlobungsgeschenk.“
„Nein, das ist mindestens dreimal mehr, als du mir schuldest“, protestierte Bart und schob Devlin die Münzen zu. „Du musst sparsam mit deinem Geld umgehen, Devlin. Wir dürfen nicht wieder in einen solchen Engpass geraten.“
„Unsinn.“ Devlin schob ihm das Geld erneut hin. „Da ich bereit bin, die Wünsche meines Bruders aufs Wort zu befolgen, wird er mir wieder Geld geben.“
Linette war von den Münzen fasziniert und kletterte auf Devlins Schoß, um sie genauer zu betrachten. Dabei sang sie weiter irgendwelche Worte, die keinen Sinn ergaben. Devlin legte ihr ein paar Geldstücke auf den Tisch.
„Siehst du? Wir sind wieder flüssig.“ Er deutete auf die aufgestapelten Münzen.
„Füssig“, begann Linette zu singen, war aber ganz darauf konzentriert, die glänzenden Stücke so aufeinanderzulegen, wie Devlin es getan hatte.
Madeleine beobachtete Devlin, wie liebevoll der mit Linette umging und ihr sogar einen Kuss auf den Kopf gab.
Er gab Bart weitere Münzen: „Das sollte genügen, um unsere Vorräte aufzufüllen und alles Angeschriebene zu bezahlen. Kannst du das erledigen?“
Begeistert stand Bart auf, ging zu Sophie und half ihr vom Hocker.
„Will auch gehen“, krähte Linette, als sie sah, wie die beiden die Küche verließen.
„Nein, Lady Lin“, meinte Devlin mit sanfter Stimme, während er das Mädchen daran hinderte, von seinem Schoß zu springen. „Du bleibst noch ein bisschen bei mir. Möchtest du mit mir im Park spazieren gehen, solange deine Mutter aufräumt?“
„Will reiten.“ Linette drehte sich so, dass sie mit seinem Halstuch spielen konnte, und sah ihn flehend an.
„Die Pferde können heute nicht herkommen“, sagte er. „Aber vielleicht sehen wir im Park welche.“
Madeleine spürte, wie ihr ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Sie wollte nicht glauben, dass er mit seinem Bruder gemeinsame Sache machte. Dennoch war der Park ein idealer Ort, um Linette an Ned zu übergeben.
Sie atmete tief durch und entschied, Devlin zu vertrauen. „Das wird dir bestimmt gut gefallen, Linette.“
14. KAPITEL
D evlin stand am Eingang zum Almack’s, Serena hatte sich bei ihm untergehakt. Noch nie hatte er den Ballsaal aufgesucht, da er entweder zu sehr auf spanischen Schlachtfeldern eingespannt gewesen war oder aber in der Stadt London Interessen niederer Art nachging. Der Raum an sich wirkte auf ihn überraschend schlicht, doch die blassen Farben der Kleider, die die Debütantinnen trugen, verliehen ihm den Anschein eines Blumenmeers in voller Blüte. In seiner Jugend hätte ihm vermutlich die Aussicht gefallen, ein ganzes Bukett zusammenzustellen. Heute Abend dagegen würde er sich schon mit einer einzigen passenden Blume zufriedengeben.
Dutzende weibliche Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Ältere Semester berechneten mit kühlem Kopf seinen vermutlichen Wert, vor allem, wenn sie davon gehört hatten, dass er vermögend sei. Die Jüngeren dagegen waren zwar in erster Linie an anderen Attributen interessiert, würden seine finanziellen Verhältnisse aber nicht außer Acht lassen.
Im ersten Moment kam es ihm so vor, als würde er das Getrappel von Kavalleriepferden hören, doch sein Verstand spielte ihm lediglich einen Streich. In Wahrheit handelte es sich um die Geräuschkulisse aus zahlreichen Stimmen, die alle gleichzeitig zu hören waren und zudem von Musik untermalt wurden. Aber vielleicht war der Gedanke an eine bevorstehende Schlacht treffender als sein erster Vergleich mit einem Blumenmeer. Immerhin kam es ihm so vor, als würde er frontal angegriffen.
Tatsache war bei alledem, dass er nur hoffte, möglichst rasch eine Frau zu finden, die sich zu einer Ehe mit einem Mann bereit erklärte, dessen Herz einer anderen gehörte.
Madeleine.
Sie hatte sich angeboten, für ihn die Kammerdienerin zu spielen, doch er hatte sie schneller ausgezogen, als es ihr möglich gewesen war, ihn anzuziehen. Noch jetzt spürte er die Hitze ihres Körpers dicht neben ihm …
„Devlin?“ Serena schüttelte ihn leicht am Arm.
Sie hatte offenbar mit ihm gesprochen, doch er musste sich zwingen, sie nicht zu ignorieren.
„Wir müssen zuerst einmal alle Gastgeberinnen begrüßen.“ Sie führte ihn in den entsprechenden Raum und schien
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