223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
schweifen, um zu entscheiden, welche der jungen Damen er unverfänglich um den nächsten Tanz bitten konnte, als ihm der sehnsüchtige Blick seiner Schwägerin auffiel. Devlin verfluchte seinen Bruder, der sie beide zwar begleitete, seine eigene Frau aber links liegen ließ.
„Bist du für den nächsten Tanz bereits vergeben, Serena? Es wäre mir eine Ehre, wenn ich mit dir tanzen dürfte.“ Die Musik endete in diesem Augenblick, Devlin stand auf und hielt ihr seine Hand hin.
„Devlin, du musst nicht deine Zeit vergeuden, indem du mit mir tanzt“, erwiderte sie.
„Ganz richtig“, ertönte eine kühle Stimme hinter ihm. „Du sollst dich um die unverheirateten Frauen kümmern, nicht um die verheirateten.“ Ned stellte sich zu Serena und warf seinem Bruder einen eisigen Blick zu. „Ich werde mit meiner Frau tanzen.“
„Ned.“ Devlin zwang sich zu einem heiteren Tonfall. „Was für eine Überraschung, dich an der Tanzfläche zu sehen. Ich hatte bereits ganz vergessen, dass du überhaupt hier bist.“
Der Blick wurde eine Spur eisiger, wenn das überhaupt noch möglich war.
„Serena, ich vertraue dich deinem Ehemann an.“ Mit diesen Worten verbeugte er sich und ging fort.
Der Marquess war in der letzten Zeit immer mürrischer geworden. Der sonst so solide Ned war auf einmal ein Mann, der sich von seinen Stimmungen leiten ließ. Vielleicht war es nur eine Frage der Zeit, bis er explodierte. Jene Zeiten, als Devlin ihm noch sein Herz hatte ausschütten können, schienen unwiederbringlich vorüber zu sein. In den letzten Tagen ertrug Devlin es nicht einmal, mit ihm in einer Kutsche zu fahren. Was in seinen Bruder gefahren war, vermochte er nicht zu sagen.
Er begab sich zu Miss Duprey, um wie verabredet mit ihr zu tanzen. Die Unterhaltung verlief recht belanglos, bis sie auf einmal fragte: „Gehen Sie am Mittwoch in die Vauxhall Gardens, Lord Devlin? Meine Mutter sagt, wir werden nicht dort erscheinen, aber viele andere reden bereits davon.“
Vauxhall. Großer Gott, warum hatte er nicht eher daran gedacht? Er konnte Madeleine nicht in den Covent Garden und auch nicht ins Almack’s mitnehmen, aber sehr wohl nach Vauxhall! Dank der schwarzen Stoffmasken, die an diesem Ort von so vielen Besuchern getragen wurden, konnten sie beide dort tanzen gehen, die Lichter bestaunen, spazieren gehen oder sich in eine der Grotten zurückziehen. Der Gedanke daran beflügelte seine Schritte.
„Und? Werden Sie hingehen?“, fragte Miss Duprey noch einmal.
Dass er mit ihr tanzte, war ihm fast entfallen, obwohl sie sich gegenseitig an den Händen hielten. „Ich hatte es nicht geplant.“ Aber jetzt tat er es.
Nach dem Tanz begleitete er sie an einen Tisch, den sie sich mit einigen Freundinnen teilte. Er erklärte sich bereit, ihr etwas zu essen zu bringen, anschließend ging er zum Büfett.
„Steele?“
Devlin blieb stehen und drehte sich um. Einen Moment lang glaubte er, einen Geist vor sich zu haben. Zuletzt hatte er Christian Ramsford auf dem Schlachtfeld gesehen, wie er zu Boden ging. Er hatte um den Toten getrauert, doch vor ihm stand nun wirklich Ramsford, leibhaftig.
„Ram“, sagte er mit belegter Stimme und wollte seinem Gegenüber zunächst nur die Hand geben, ignorierte dann aber alle Etikette und umarmte ihn herzlich. „Ram, ich dachte, du wärst tot.“
Der Angesprochene lächelte ironisch, aber seine Augen glänzten auf eine verdächtige Art und Weise. „Und ich dachte, man hätte dich längst beerdigt. Dann waren wohl all die Flaschen Brandy, die ich im Gedenken an dich geleert habe, umsonst gewesen.“
Devlin schüttelte den Kopf. „Eine Flasche Brandy kann man nie vergebens leeren.“ Er musterte Ramsford, der eine perfekt sitzende Jacke aus schwarzem Stoff trug. Obwohl er der mittellose Sohn eines Vikars vom Land war, konnte er mit seiner Statur und seinem Auftreten stets Aufmerksamkeit auf sich lenken.
„Was hast du denn hier zu suchen?“, wollte Devlin wissen. Ein Ball in London war der letzte Ort auf der Welt, an dem er Christian Ramsford vermutet hätte.
„Mein Onkel und mein Cousin hatten beide das Pech, nicht lange zu leben.“ Seine Stimme wies fast eine Spur von Trauer auf. „Mein Vater hat geerbt.“
„Meine Güte, Ram, dann bist du im Besitz eines Grafentitels!“ Devlin grinste amüsiert.
Sein Freund zuckte nur mit den Schultern. „Ich begleite eine meiner Schwestern, außerdem wurde mir aufgetragen, ich
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