223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
sich mit ausdrucksloser Miene an den Tisch.
Übelkeit stieg in Devlin auf, er biss von seiner Scheibe Brot ab und hoffte, sein Magen würde sich bald wieder beruhigen. Er wollte Madeleine eigentlich von Ram erzählen, doch er sah davon ab, da es sich wohl nur wie eine Ausrede anhören würde. Wie aber sollte er sein Fehlverhalten erklären, wenn er gar nicht wusste, was eigentlich geschehen war? Schlimmer war aber noch diese unheilvolle Vorahnung, die er wahrnahm.
„Ich kann mich nur an wenig erinnern, ich weiß nur noch, dass ich mich dir gegenüber sehr schlecht benommen habe.“ Mit einem Finger wollte er ihr Kinn anheben, aber sie schlug ihn weg.
„Ich möchte mich entschuldigen, Maddy. Es tut mir leid.“ Devlin setzte sich zu ihr, um ihr nah zu sein.
„Du kannst dich leicht entschuldigen, wenn du gar nicht weißt, was du getan hast“, gab sie zurück.
Er nahm ihre Hand und streichelte sie. Als Madeleine sie zurückziehen wollte, hielt er sie fest. „Ich entschuldige mich dafür, dass ich betrunken war und dich angebrüllt habe. Denn daran kann ich mich erinnern.“
Madeleine wünschte, er würde sie nicht anfassen.
„Maddy“, fuhr er mit gesenkter Stimme fort und legte seine Arme um sie. „Sag mir, was ich dir getan habe, meine Liebe. Ich will es wieder richten.“
Wie sollte sie ihm vorwerfen, was er von ihr gefordert hatte, wenn jetzt seine Nähe bewirkte, dass sie ihn begehrte?
In diesem Moment kam Linette in die Küche gestürmt und rief: „Daddy!“ Sie kletterte flink auf Devlins Schoß und schlang die Arme um seinen Hals.
„Daddy!“, krähte sie erneut, diesmal direkt ins Ohr, sodass er sich den Kopf halten musste.
Unwillkürlich begann Madeleine zu lachen. „Nicht, Linette“, sagte sie. „Sei nicht so laut, Daddy hat Kopfschmerzen.“
„Armer Daddy“, tönte die Kleine daraufhin nur geringfügig leiser. „Geb dir einen Kuss. Dann ist alles gut.“
Sie legte die Arme um seinen Kopf und hielt ihn, so fest sie nur konnte, dann bekam er einen dicken Schmatzer auf die Stirn.
Devlin konnte nur gequält aufstöhnen, während Madeleine abermals von Herzen lachen musste, als er mit verkniffener Miene Linette ansah.
Schließlich brachte er ein schwaches Lächeln zustande. „Ich glaube, es geht mir bald wieder gut. Aber jetzt möchte ich einfach nur meinen Tee austrinken.“
Linette stellte sich auf seinem Schoß hin und zog die Tasse heran, damit sie sie ihm reichen konnte. „Hast den ganzen Tag geschlafen“, sagte sie dann mit einem vorwurfsvollen Unterton.
„Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist.“ Er sah zu Madeleine.
„Fast drei Uhr.“
Er erschrak. „Oh, verd… Ich habe eine Verabredung.“
Sofort wurde Madeleine ernst, da sich ein ungutes Gefühl in der Magengegend regte. „Brauchst du Hilfe beim Anziehen?“ Selbst in ihren Ohren klang die Frage einfach nur förmlich.
„Ich werde das schon hinbekommen“, erwiderte er.
„Es … es macht mir nichts aus.“
„Will helfen!“, rief Linette und sprang auf seinem Schoß auf und ab.
„Linette!“ Er packte sie. „Hör damit auf!“
Sie hörte tatsächlich auf, doch dafür liefen ihr dicke Tränen über die Wangen, ihre Unterlippe zitterte. Devlin, dessen Kopf noch immer so dröhnte, als würde ihn jemand mit einem Hammer bearbeiten, kam sich wie ein Grobian vor. Er wischte ihr die Tränen weg. „Wein doch nicht, Lady Lin. Aber dein Hüpfen hat mir wehgetan.“
Hilfesuchend blickte er zu Madeleine, doch die rührte sich nicht.
„Hör bitte auf zu weinen“, flüsterte er beschwichtigend und strich dem Mädchen sanft übers Haar.
Madeleine stand auf und stürmte aus der Küche.
Nachdem Devlin das Haus verlassen hatte und Bart und Sophie ebenfalls fortgegangen waren, um Einkäufe zu erledigen, entschloss Madeleine sich, den Fußboden zu schrubben. Sie hatte Bart schon einmal dabei beobachtet und war sich sicher, das ebenfalls zu können.
Hauptsache, sie hatte etwas zu tun und musste nicht darüber nachdenken, was Devlin wohl gerade machte.
Eine Weile nachdem sie mit Schürze und Bürste begonnen hatte, den Dielenbrettern zu Leibe zu rücken, klopfte jemand an. Madeleine stutzte und überlegte. Bislang war der Marquess der einzige Besucher in diesem Haus gewesen, niemand sonst schien zu wissen, wo Devlin wohnte. Zumindest aber kam nie jemand her.
Sie wischte die Hände an ihrer Schürze ab und ging zum
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