2230 - Krieger für Jamondi
Gesicht zu sehen. War er wirklich ein Motana? Oder gehörte er zu einem anderen Volk? Und wenn ja... zu welchem?
Perry sah sich nach ihrem Führer um. Er war ebenfalls verschwunden. Nur der eiserne Hüne verharrte weiter reglos auf der Stelle. Ein bisschen erinnerte er an ein abgestelltes und vergessenes Möbelstück.
Die Zivilisation der Motana in der Feste unterschied sich deutlich von der, die sie bisher kennen gelernt hatten.
Die Männer besetzten alle wichtigen Positionen, während die Frauen anscheinend nur niedere Dienste verrichteten. Perry dachte dabei vor allem an Dienstboten und Hausmütterchen, gerade mal fürs Kochen und zur Fortpflanzung zu gebrauchen. Was sie bisher beobachtet und erlebt hatten, ließ keinen anderen Schluss zu.
Die Motana in der Feste lebten in einer streng patriarchalischen Gesellschaft, bei der es Perry kalt über den Rücken lief. Auf Terra hatte man diese Rollenverteilung vor ein paar tausend Jahren hinter sich gelassen, auf Tom Karthay war sie erst vor Jahrtausenden entstanden. Die Männer hier kannten nur ihre Putzfrauen und die Bewohnerinnen von Orten wie Kirnte, die sie despektierlich als Matronen bezeichneten. Dass es auch andere Motana-Frauen gab. Kriegerinnen und Wegweiserinnen, Quellen und Epha-Motana, mussten sie erst noch lernen.
Hoffentlich begriffen sie ein wenig schneller als die Frauen in Kirnte.
Der Führer mit dem mongolisch wirkenden Bart tauchte auf. „Bitte folgt mir jetzt zum Karthog", verkündete er
5.
Eisenpanzer verfolgte den ungleichen Kampf mit gemischten Gefühlen. Unter anderen Umständen hätte die Frau gegen den Offizier keine Chance gehabt. So aber hielt er sich zurück, vermied harte Schläge, mit denen er sie verletzen oder gar töten konnte. Der Ausgang des Kampfes überraschte Eisenpanzer dennoch. Seine Rüstung verbarg die Unsicherheit, die ihn übergangslos erfüllte.
Es war die Kompromisslosigkeit der Gegenwehr, die ihn verwirrte. In Gedanken vollzog er jede Bewegung der Frau nach, analysierte ihre Kampfesweise - und fragte sich immer wieder, ob er tatsächlich eine Motana vor sich hatte.
Baikhal Cain - den Namen hatte er nie zuvor gehört. Dass es sich um eine Welt im Sternenozean handelte, stand außer Zweifel. Die Kultur dort hatte offensichtlich eine andere Entwicklung als auf Tom Karthay genommen.
Das machte die Frau Eisenpanzer schon wieder sympathisch. Dennoch beschloss er, sie zunächst einmal zu ignorieren. Später konnte er sie immer noch in seine Pläne einbeziehen. Dabei galt es, höchste Vorsicht walten zu lassen. Stand er erst einmal im Ruf eines Schürzenjägers, endete seine Karriere an der bekannten und unüberwindlich hohen Mauer aus Verleumdung. Bisher war es ihm gelungen, durch Askese und Unberechenbarkeit alle Konkurrenten im Wettlauf um Corestaars Nachfolge in Schach zu halten.
Die Männer fürchteten seine Kompromisslosigkeit. Keiner von ihnen wollte als Skelett an einer Felswand enden, aufgefressen von den Hakenschnäblern aus den Horsten im Hochgebirge
6.
Die Protzkerle mit ihren blinkenden Speeren ekelten Zephyda an. Alles in ihr wehrte sich gegen den Gedanken, Männer ihres Volkes könnten sich aus eigenem Antrieb so verhalten. Am liebsten wäre sie umgekehrt. Die metallenen Rüstungen ... irgendwie wurde sie an die Implantate der Kybb-Cranar erinnert, obwohl sie wusste, dass das Unsinn war.
Wusste? Nein. Sie hoffte es.
Waren die Männer von Tom Karthay auf dem Weg zur kybernetischen Zivilisation? Wuchs hier inmitten ihres eigenen Volkes der Feind der Zukunft heran? Wenn dem so war... dann waren sie verloren. Dann starb das Volk der Motana endgültig und mit ihm der Sternenozean.
Zephyda blieb abrupt stehen. Atlan, der hinter ihr ging, stieß gegen sie. Er schob sie vorwärts, tiefer in den Saal hinein. „Hoch lebe Corestaar!", schallte es ihnen aus über hundert Kehlen entgegen.
Zephyda blinzelte. Sosehr sie auch suchte, unter den versammelten Motana entdeckte sie keine einzige Frau. Es gab ein paar, aber die hielten sich im Hintergrund und beschäftigten sich mit dem Herrichten von Getränken und einem kleinen Imbiss.
Ihr Blick folgte der Gasse, die sich zwischen den Motana bildete. Sie reichte bis zu einem Ring aus Wächtern, die in ihren Augen nicht viel mehr als Zerrbilder von Kriegern darstellten, mit Messern und Schwertern bis an die Zähne bewaffnet. Sie blickten so grimmig, als würden sie selbst kleine Kinder fressen. Sie umringten eine Gestalt, die sie nur allzu gut
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