2230 - Krieger für Jamondi
kannte ...
Nein! Nicht das!
Der Motana in der dunkelroten Kapuzenrobe, dem sie draußen einen Befehl erteilt hatte, war kein anderer als der Karthog. Corestaar scheuchte die Wachen zur Seite und kam ihnen entgegen. Jetzt, da er schnell ausschritt, sah Zephyda, dass der alte Mann hinkte. Ab und zu klaffte die Robe vorn ein wenig auseinander. Ein gesundes Bein und eine Prothese kamen abwechselnd zum Vorschein. Zephyda wurde kalt.
Es ist nur eine einfache Prothese, gemahnte sie sich zur Ruhe. Kein kybernetisches Implantat.
Zwei Schritte hinter dem Karthog Iging ein Motana in einer grauen Robe. Es war Yanathon, der Botschafter im Blisterherzen. „Willkommen in der Bergfeste, ihr Kämpfer gegen die Kybb-Cranar!", empfing der Karthog sie. Er wandte sich zum Botschafter um. „Es war eine gute Entscheidung, sie hierher einzuladen."
Er reichte ihnen nacheinander die Hand. Die des Shoziden hielt er am längsten fest.
Ganz zum Schluss begrüßte er auch die Motana, aber er wich ihrem Blick demonstrativ aus.
Aus den Augenwinkeln nahm Zephyda Frauen wahr, die eilfertig Sitzgelegenheiten für die Gäste und einen Thron für den Karthog herbeitrugen. Der Karthog lud die Gäste ein, Platz zu nehmen.
Zephyda blieb stehen.
Unruhe entstand hinter ihrem Rücken. Instinktiv fuhr sie herum, rechnete mit einem Angriff. Sie täuschte sich.
Der Kerl in der Rüstung kam. Eine Frau, die ein paar abgelegte Kutten hielt, wich nicht schnell genug aus. Er schleuderte sie mit einer kaum sichtbaren Handbewegung zur Seite. Sie stürzte in einen Stapel Geschirr.
Zephyda sprang auf. Sie wollte der kräftig gebauten jungen Frau zu Hilfe eilen. Die aber war schon wieder auf den Beinen. Sie duckte sich zum Sprung, was Zephyda veranlasste, selbst innezuhalten.
Einen Augenblick lang schien es, als wolle sich die junge Frau auf den Riesen stürzen. Dann besann sie sich jedoch eines Besseren. Sie verbeugte sich tief, aber ihre Augen blitzten.
Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung, dachte Zephyda.
Der Riese beachtete es nicht. Er stapfte heran, baute sich wortlos neben dem Thron auf.
Corestaars Gesicht verdüsterte sich für ein paar Augenblicke. Zephyda bezog es auf ihr eigenes Verhalten. Sie öffnete den Mund zu einer flammenden Anklage, aber da legte sich schwer eine große Hand auf ihre Schulter. Sie gehörte Rorkhete. Der Shozide gab ihr zu verstehen, dass sie Ruhe bewahren sollte. „Ich ahne, was in euren Köpfen vor sich geht", sagte der Karthog, während Zephyda auf ihren Polsterstuhl sank. „Ihr seid übergangslos in eine Welt geraten, von deren Existenz ihr nichts wusstet. Das wird sich ändern. Lernt unsere Kultur kennen."
„Ihr unterdrückt die Frauen", platzte Zephyda heraus.
Der Karthog schwieg. Er schien zu überlegen, aber schien nicht ergrimmt zu sein. „Das Leben im Hochgebirge hat uns geformt", fuhr Corestaar nach einer Weile fort. „Die Abgeschiedenheit hat uns in gewisser Weise zu Eigenbrötlern werden lassen. Wir dienen allein uns selbst. Die Planetare Majestät von Tom Karthay erkennen wir nicht an. Die schöngeistigen Lebensmodelle der Matronen im Tiefland eignen sich nicht für das Überleben hier oben. Der Kampf ist hart, das Klima rau." Er lächelte nachsichtig. „Das wirkt sich auch auf das Zusammenspiel der Geschlechter aus."
Zusammenspiel der Geschlechter! Zephyda bezweifelte, dass er wusste, wovon er sprach. „Unsere Kultur ist aus der Notwendigkeit entstanden, Eisenerz in größeren Mengen zu gewinnen und es zu verhütten." Der Karthog berichtete von einer großen Anfälligkeit gegenüber Krankheiten, die in Kirnte herrschte. Die Medikamente in der Stadt konnten meist nur auf der Basis des Elementes Eisen hergestellt werden. Eisen kam auf Tom Karthay zudem selten vor.
Die größten Adern des Kontinents Drabem existierten im Roedergorm-Gebirge. Daher war einst die Feste entstanden. Für den Erzabbau hatte man seit jeher die Kraft der Männer benötigt und kaum die Ausdauer der Frauen. Aus dieser Konstellation heraus war die Kultur der Feste von Roedergorm entstanden.
Die Matronen in den Karthay-Orten brauchten Eisen und die Motana der Feste Lebensmittel. Aus dieser gegenseitigen Abhängigkeit heraus hatten sich über Jahrtausende hinweg regelmäßige Kontakte und Beziehungen entwickelt. Gleichzeitig aber hatten sich die beiden unterschiedlichen Kulturen auseinander gelebt. Man respektierte einander, ging sich aber meistens aus dem Weg. „Majestäten sind in unserer Welt überflüssig. Sie wären
Weitere Kostenlose Bücher