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2234 - Expedition ins Ungewisse

Titel: 2234 - Expedition ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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austauschen. Strukturfeld-Ringspulen hatten sie bis zu diesem Zeitpunkt ein halbes Dutzend ersetzt, was Elenas Hochrechnung in etwa bestätigte. „Ich halte dagegen", sagte Phil nach der neunzehnten Etappe. „Auf die gesamte Flugstrecke gerechnet, werden wir weniger Ausfälle haben als beim ersten Testflug."
    Elena fiel auf, dass seine emotionellen Hochs und Tiefs seit dem Beginn des Fluges ohne ersichtlichen Grund wechselten. Sie öffnete den Mund zu einer Frage, wollte endlich wissen, was mit ihm los war.
    Phil bemerkte es nicht. Er starrte auf seinen Monitor. „Ich muss übrigens an keinem Außeneinsatz teilnehmen", sagte er, ohne aufzuschauen.
    Elena hörte die Erleichterung in seiner Stimme. Daher wehte also der Wind. Aus irgendeinem Grund wollte er die RICHARD BURTON nicht verlassen. Seltsam, früher hatte sie das nie an ihm bemerkt. Im Kopernikus-Krater war es ihr zum ersten Mal aufgefallen, dass er sich draußen anders verhielt als drinnen.
    Seltsam! Sie beschloss, in die Offensive zu gehen. „Du hast eine Art Phobie?"
    Sein Kopf fuhr herum. Mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen starrte er sie an. „Ich ... ich wollte es dir schon einmal sagen, Elena. Aber ich ..."
    „Du brachtest es nicht fertig. Auch ich wollte dir schon lange mal was sagen, und es kam mir nie über die Lippen."
    Sie erhob sich und ging zu ihm hinüber, setzte sich auf die Armlehne seines Sessels. Sie waren zu zweit in der kleinen Kontrollzentrale, eine von insgesamt acht in diesem Ringwulstmodul - die besten Voraussetzungen also, sich endgültig näher zu kommen. Aber irgendwie brachte Elena es nicht fertig.
    Eigentlich hätte sie froh darüber sein müssen, wenn er sich ein Herz fasste und den ersten Schritt tat.
    Aber das wollte sie auch wieder nicht. In ihrer Phantasie stellte sie sich den Augenblick so romantisch und voller Glückseligkeit vor, dass sie jedes Mal davor zurückschreckte.
    Und so ende ich dann als alte Jungfer in einem Seniorenheim der LFT-Heimatflotte oder in einer Pflegestation eines Schiffes für Pensionäre, das um den Saturnmond Mimas kreist, dachte sie mit dem festen Willen, es nicht so weit kommen zu lassen. „Weißt du", sagte Phil und berührte mit den Fingerspitzen leicht ihren Arm, „das ist ganz komisch. Es ist keine Klaustrophobie. Dann könnte ich mich in so kleinen Räumen wie meiner Kabinenflucht in diesem Schiff gar nicht aufhalten. Es ist auch keine Agoraphobie, denn ich bin gern unter Menschen und auf belebten Plätzen. In meiner Personalakte steht, dass es überhaupt keine Phobie ist, sondern eine Art psychischen Allergie. Wer weiß, wahrscheinlich haben die Ärzte diesen Begriff erfunden, um damit eine Art halbe Phobie zu definieren. Ich habe Angst, draußen zu sein, auf der Mondoberfläche etwa oder außerhalb dieses Schiffes."
    Elena dachte an die vielen gemeinsamen Spaziergänge in den Parks von Terrania. Einmal hatten sie sogar eine Bootsfahrt auf dem Alpha-See gemacht, ehe die Hyperimpedanz erhöht worden war, und unmittelbar unter dem Stängel der Stahlorchidee hindurch, die in eineinhalb Kilometern Höhe über ihnen hing. „Es gilt seltsamerweise nicht für Terra, meine Heimat. Ich stand schon allein auf dem Tschomolungma, und es war ein erhebendes Gefühl, aus der Transmitterstation ins Freie zu treten. Aber keine zehn Schiffe bringen mich auf die Gipfel des Levis-Gebirges im Kopernikus-Krater."
    „Schade", seufzte sie. „Und ich habe mich schon gefreut, mit dir einen Spaziergang auf Hayok zu machen und den König aller Gourmets zu besuchen."
    „Da Eshmale begegnen wir auf alle Fälle. Wenn wir in einem Gleiter fliegen, wird das kein Problem für mich sein."
    Ach Philip! Wieder wollte sie es ihm ins Ohr flüstern, und wieder rastete diese innere Sperre bei ihr ein.
    Das ist nicht der richtige Zeitpunkt. Außerdem passt es nicht. Erst über seine Krankheit reden und ihm dann einen Ehevertrag anbieten. Du spinnst wohl!
    Die RICHARD BURTON schleuste gerade die neunzehnte Hyperrelais-Sonde aus und ging kurz darauf in den Linearraum.
     
    8.
     
    „Eine Hyperfunkbotschaft?" Oberstleutnant Shabor Melli wetzte die Lippen. „Überprüft das erst einmal.
    Wo sollte in dieser Gegend ein Sender herkommen?"
    Julian Tifflor holte sich die Daten der Funkabteilung auf seinen Monitor. Die Impulse kamen auf einer recht ungebräuchlichen Frequenz herein. „Das ist sinnloses Zeug", knurrte Shabor Melli. Das Grübchen an seinem Kinn zuckte unablässig. „Und ausgerechnet nach 22 Etappen.

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