2234 - Expedition ins Ungewisse
Subroutinen der Positronik reagierten auf bestimmte Schlüsselbegriffe und zeichneten wichtige Gespräche automatisch auf. Wenn Phils Verhalten die Sicherheit des Schiffes gefährdete, erfuhr es die Schiffsführung in diesen Augenblicken.
Es tut mir Leid, dachte sie. Du ahnst ja nicht, wie sehr ich dich mag. „Phil, entschuldige bitte!"
Mit der Hand machte er eine beschwichtigende Geste. Dabei sah er sie an. Sein Gesicht war kreidebleich. Er wankte, als er endgültig hinausging. „Warte, du brauchst einen Arzt!"
Greift Gon-Orbhon nach ihm, jetzt, da wir uns im Normalraum aufhalten?
Draußen im Korridor entdeckte sie einen Roboter. Es war kein Kampfmodell, sondern einer der kegelförmigen Medos. Er fing Phil de Beer auf, umhüllte ihn mit seinen Tentakeln und trug ihn in die nächste Krankenstation.
Elena kehrte an ihren Arbeitplatz zurück. In dieser Phase des Fluges durfte sie ihn nicht verlassen.
Außerdem musste sie jetzt zusätzlich Phils Kontrollarbeit übernehmen.
Auf ihrem Monitor erschien ein Schriftzug. Du brauchst dir um Phil de Beer keine Gedanken zu machen.
Es geht ihm gut.
Tatsächlich tauchte er fünf Minuten später wieder auf, als sei nichts gewesen.
Elena ließ den Check für den nächsten Countdown laufen, ehe sie ihr Okay an den LPV und die Schiffsführung übermittelte.
Auf dem Bildschirm zeigten sie das Hangarschott eines der keilförmigen Taschenmodule, die auf fünfunddreißig Grad Höhe über der Ringwulstebene lagen. Eine winzige, nicht ganz zwanzig Meter durchmessende Sonde mit quaderförmigen Flanschen schoss ins All hinaus. Ein Traktorstrahl griff nach ihr und stabilisierte sie in dreißig Kilometern Entfernung. Mehrere Aggregatblöcke folgten ihr, die sich am Zielpunkt zu einem Turm stapelten und an die Sonde andockten. „Hyperrelais eins auf Position!", meldete der LPV.
Damit endete der einzige außergewöhnliche Vorgang bei der ersten Flugpause auch schon. Nach jeder Linearetappe würde die RICHARD BURTON ein solches Relais ausschleusen, alle 47,5 Lichtjahre.
Nach der
194.
Boje war Schluss, dann betrug die Entfernung zu Hayok noch fünf Lichtjahre. „Mist! Es hat die erste Strukturfeld-Ringspule erwischt!" Phil sagte es mehr beiläufig, aber da wimmerte auch schon die Alarmsirene los.
Zahlenkolonnen rasten über Elenas Monitor, gerade noch konnte sie die Ziffern erkennen und deren Bedeutung verstehen. In der Triebwerkssektion 3 von Modul 4 entwickelte sich eine gefährliche Energieüberladung. „Sektion drei abgeschottet!" Das war der LPV. „HÜ-Schutzfeld ist aktiviert. Das Triebwerk wird heruntergefahren!"
Nach der vierten Linearetappe der erste Ausfall, das bedeutete nichts Gutes. „Hundertachtzig Lichtjahre, das ist ein Hohn!" Sie sagte es zu Phil, der konzentriert an seiner Konsole saß und das beschädigte Triebwerk überwachte.
Irgendwo in den Tiefen von Modul 4 polterte es. Auf dem Wandschirm sah Elena, dass Teile der Ringspule auseinander brachen. Mit fliegenden Fingern rief sie eine geraffte Aufzeichnung der gesamten letzten Flugphase ab. Ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich dabei auf das vom Hawk erzeugte kugelförmige Kompensatorfeld um das Schiff. Sosehr sie sich auch die Augen aus dem Kopf guckte und gleichzeitig den LPV mit Suchhinweisen löcherte, blieb ein brauchbares Ergebnis aus. Die von ihr vermuteten Risse im Kugelfeld waren zu keinem Zeitpunkt aufgetreten.
Wenn Elena der Hochrechnung ihrer Konsolenpositronik glaubte, kamen sie gerade mal fünftausend Lichtjahre weit, also etwas mehr als die Hälfte der Strecke. „Das ist immerhin mehr als alles, was wir bisher geschafft haben", sagte Phil, als sie eine entsprechende Bemerkung machte. „Übrigens, du siehst aus, als hättest du in eine Zitrone gebissen."
Sie lachten beide. Gleichzeitig waren sie froh darüber, dass sie nicht einzugreifen brauchten. Roboter hatten die Sektion erreicht. Mit Desintegratoren entfernten sie das beschädigte Aggregat und ersetzten es innerhalb von vier Stunden durch ein neues. Der sich anschließende Probelauf dauerte zwei Stunden. Danach lief der Countdown für die nächste Etappe.
Die Ablösung kam. Elena und Phil suchten ihre Kabinen auf und schliefen drei Stunden. Als sie sich frisch geduscht in der Kantine trafen, flog die RICHARD BURTON in ihrer achten Etappe.
Acht von hundertfünfundneunzig bis ans Ziel.
Nach der sechzehnten Etappe und insgesamt zwei Tagen Flugzeit mussten sie die ersten Fusions- und NSR-Reaktoren checken und mehrere
Weitere Kostenlose Bücher