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2236 - Der Finger Gottes

Titel: 2236 - Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in die Stadt gekommen war, um Geld zu verdienen und reich zu werden. Das wurde man nicht, indem man Tempel besichtigte. Da sie ihm aber bereits erläutert hatte, dass er im Bergbau beginnen musste, wollte sie nicht von neuem damit anfangen. Ebenso wenig, das fühlte sie, durfte sie diesen unerfahrenen Jungen alleine lassen. „Keine schlechte Idee", lobte sie. „Ich war auch noch nicht dort. Wir reiten in die Berge und sehen uns den Tempel an. Vielleicht ist Owara Asa Tagakatha ja dort, und du kannst mit ihm reden. Der Priester ist ein mächtiger, aber auch sehr verständiger Mann. Jedenfalls hat man es mir erzählt. Ich selbst bin ihm noch nie begegnet. Ich habe ihn nur einmal aus der Ferne gesehen, als er bei den Arkoniden war, um mit ihnen zu reden."
    Dando wusste, dass er vollkommen auf Otarie angewiesen war. Doch das störte ihn nicht. Er mochte sie und ihre selbstbewusste Art. Sie ließ sich von den in Takijon herrschenden Verhältnissen nicht einschüchtern. Auch die Arkoniden schienen sie nicht zu ängstigen. Sie hielt respektvollen Abstand zu ihnen, machte jedoch keinen kriecherischen Eindruck. Vielleicht lag es daran, dass sie in dieser Stadt geboren und aufgewachsen war. Sie kannte sich aus, und sie wusste, wie sie sich verhalten musste, damit sie niemandem auf die Füße trat. Er bewunderte sie und vertraute ihr, war sich dabei stets dessen bewusst, dass er auf sie angewiesen war, wenn er seinen Weg machen wollte.
    Sie führte ihn durch die Gassen der Stadt, die mittlerweile zu vollem Leben erwacht war. Ebenso wie auf dem Dorf im Becktatal spielte sich das Leben zur Hauptsache auf der Straße ab. Die Handwerker arbeiteten vor ihren Häusern, zumeist unterstützt von Kindern, die ihnen zur Hand gingen. Händler boten ihre Waren in den engen Gassen an, und niemand störte sich daran, dass Männer und Frauen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ihre Notdurft verrichteten. Dando nahm es erstaunt und voller Abscheu zur Kenntnis. So etwas war er vom Dorf her nicht gewohnt. Zu Hause achtete man nicht gerade auf Sauberkeit, aber ein solches Verhalten war dort verpönt.
    Doch er stellte keine Fragen. Er wollte Otarie nicht verstimmen, denn er vermutete, dass sie es als Kind dieser Stadt nicht anders kannte. Schweigend folgte er ihr bis zu einer kleinen Hütte, in der mehrere Gauarties standen, kleine Vierbeiner, die als Reittiere dienten. Sie waren weder besonders temperamentvoll noch besonders schnell, aber es war bequem, auf ihrem Rücken zu sitzen und sich tragen zu lassen. Dabei ließ sich trefflich plaudern.
    Dando nutzte die Gelegenheit wiederum, um Fragen zu stellen. Manche seiner Fragen erheiterten Otarie, weil sie ihr gar zu naiv erschienen, aber er erinnerte sie ernst und mit sanftem Nachdruck daran, dass er weitab der Stadt in einem Dorf aufgewachsen war, sodass er diese Dinge nicht wissen konnte und vieles anders sah als sie.
    Während des stundenlangen Ritts durch eine zumeist flache Landschaft mit vielen ausgedehnten Feldern und Äckern kamen sie einander näher. Als sie eine Ruhepause einlegten und sich an einen Bach setzten, tauschten sie erste Zärtlichkeiten aus. Dando genoss die Situation, die vollkommen neu für ihn war und in der sich ihm eine bislang unbekannte Welt eröffnete. Otarie war nicht so unerfahren wie er. Sie wusste den Austausch der Zärtlichkeiten zum rechten Zeitpunkt abzubrechen und ihn daran zu erinnern, dass sie ein Ziel hatten, das sie noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wollten.
    Als das Gelände sanft anstieg, felsiger wurde und allmählich in eine karstige Berglandschaft überging, zog donnernd und brüllend ein riesiges Raumschiff über sie hinweg. Der kugelförmige Körper schob eine gewaltige Druckwelle vor sich her, die so mächtig war, dass sie Dando und Otarie vom Rücken ihrer Reittiere schleuderte.
    Die beiden Caiwanen rollten hilflos über den Boden, bis sie schließlich gegen einen Felsen prallten und sich daran festhalten konnten. Dando konnte noch immer nicht recht glauben, dass das Land Caiwan in Wirklichkeit ungefähr die gleiche Form wie dieses Schiff aus dem Raum der Götter hatte und in seiner Gesamtheit als „Planet" bezeichnet wurde. Otarie wusste so viel mehr als er über die Zusammenhänge, wie sie es ausdrückte. Und trotzdem war sie ebenso hilflos wie er.
    Als das Donnern des Frachtraumschiffs verklungen war, trauten sie sich wieder aufzustehen. Die Gauarties waren weggelaufen, und sie brauchten lange, um die Tiere wieder einzufangen.

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