2236 - Der Finger Gottes
herab. Die Menge teilte sich und gab den Weg für zwei arkonidische Roboter frei, humanoide Gestalten. Sie machten von keinem Zaubergerät Gebrauch, als wollten sie zeigen, dass dies gegenüber Caiwanen nicht nötig war, sondern kamen geradewegs auf Gentury zu und schlugen auf ihn ein. Fausthiebe trafen ihn an Brust und Kopf und warfen ihn zu Boden.
Mehrere Männer versuchten, die Roboter zur Seite zu drängen. Es gelang ihnen nicht. Dando musste weitere Schläge hinnehmen. Er konnte sich nicht wehren. Er war noch nicht einmal mehr in der Lage, sich zu bewegen. Hilflos lag er auf dem Boden und hörte, wie die Knochen in ihm krachend zerbrachen.
Er hoffte, dass sie endlich aufhörten, ihn zu schlagen.
Als er wieder zu sich kam, fühlte er sich leicht und hatte keine Schmerzen. Ein eigenartiger Geruch stieg ihm in die Nase. Er versuchte sich aufzurichten. Vergeblich. Ihm war, als sei er an den Boden gefesselt. Über ihm erschien das alte Gesicht Cajjas. „Wir kümmern uns um dich", versprach der Federlose. „Du bist schwer verletzt und wirst lange brauchen, um wieder ganz gesund zu werden. Aber das schaffen wir schon. Mit dem Rauch des Poukhutes sorgen wir dafür, dass du keine Schmerzen hast, aber groß ist unser Vorrat nicht."
Er flößte ihm eine Brühe ein, bis er vor Erschöpfung einschlief.
Es dauerte ein halbes Jahr, bis Dando sich wieder bewegen konnte, ohne Schmerzen zu haben. Ganz hatte er seine Verletzungen allerdings nicht überwunden. Sein linkes Bein war nun ein wenig kürzer als das rechte, weil die Knochen nicht gerade zusammengewachsen waren. Er hinkte und konnte auch den linken Fuß nicht immer voll kontrollieren, sodass er hin und wieder stolperte.
Seine erste Rede nach dem Überfall hielt er nach Sonnenuntergang am See und im Schein eines großen Lagerfeuers. Über tausend Männer und Frauen hatten sich eingefunden. Mehr Zuhörer hatte er bei einer Versammlung nie gehabt. „In einer Zeit, in der ich mich in einer Sphäre irgendwo zwischen Leben und Tod befand, hatte ich seltsame Visionen", rief er der Menge zu, die Brust entblößt, wodurch jeder die Tätowierung sehen konnte. „Sym und Corna verhüllten ihr Haupt, denn sie wollten nicht mehr länger sehen, wohin die Schätze der Natur fließen."
Roboter tauchten zwischen den Häusern auf. Sie versuchten, zu Dando vorzudringen, doch nun bildeten die Caiwanen eine Mauer, die auch für die Maschinen nicht so schnell zu durchbrechen war.
Zugleich brachten andere den Redner in Sicherheit. Sie sorgten dafür, dass die Roboter seine Spur schon bald verloren 6. Jahre gingen ins Land. Schritt für Schritt baute Dando während dieser Zeit den Widerstand auf, eine Bewegung, die sich Caiwanischer Eigensinn nannte und vor allem Gewaltlosigkeit als Prinzip des Kampfes predigte. Während überall auf dem Planeten' Bergwerk auf Bergwerk eröffnet und erschlossen wurde, erschienen immer mehr Zuhörer zu seiner Kundgabe. Diesem Treiben sahen die Arkoniden nicht tatenlos zu. Sie schickten Roboter mit dem Befehl, die Versammlungen zu zerstreuen.
Doch das gelang in nur wenigen Fällen.
Sobald Roboter erschienen, löste sich die Menge auf, und die caiwanischen Männer und Frauen standen einfach nur in den Straßen und auf den Plätzen herum. Dando verbarg sich irgendwo in der ITenge, und solange er keine Reden hii tund sich die Aufmerksamkeit aller nicht in seine Richtung wandte, richteten die Roboter wenig aus. Zogen sich die Automaten zurück, scharten sich die Zuhörer wiederum um Dando. Sie suchten seine Nähe - oder sie rotteten sich zusammen, wie die Arkoniden es nannten.
Doch der Druck auf Dando Gentury wuchs von Woche zu Woche. Schließlich wich er ihm aus, indem er auf Reisen ging und in andere Städte wechselte. Dort hatte man längst von ihm gehört. Überall wurde er mit offenen Armen empfangen, und nirgendwo wurde er geächtet, weil seine Brust tätowiert war. Aufmerksam verfolgte man, was er zu verkünden hatte - bis Roboter erschienen und dem Auftritt ein Ende machten. In allen Bereichen aber fand Dando Caiwanen, die ihn unterstützten und die ihn schützten.
Als Gegner erwiesen sich in zunehmendem Maße die Priester, die nach wie vor die Meinung vertraten, die Schätze der Natur gehörten den Göttern Sym und Corna, die allein zu bestimmen hätten, was damit zu geschehen hatte. Dando ließ sich nicht beirren. Geduldig kämpfte er gegen diese bei allen Caiwanen tief verwurzelte Vorstellung.
Der Widerstand der Priester erinnerte ihn immer
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