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2236 - Der Finger Gottes

Titel: 2236 - Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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holen? Glaubst du, dass sie uns alle umbringen? Dann bekommen sie keinen einzigen Kristall mehr."
    „Sei vorsichtig", ermahnte Muska ihn. „Das sind gefährliche Reden. Uns kannst du vertrauen, aber wenn du nicht aufpasst, gerätst du an jemanden, der dich an die Weißen verrät, und dann ergeht es dir schlecht."
    Dando war zufrieden. Das Echo auf seine Worte war nicht stark gewesen, dennoch waren diese zumindest bei einigen der Männer auf fruchtbaren Boden gefallen. Das Bestreben, sich an den Arkoniden zu rächen, verdichtete sich. Er wollte sich Zeit lassen und äußerst behutsam vorgehen, jedoch unbeirrt und geduldig seinen Weg verfolgen. Irgendwann am Ende dieses Weges würde er triumphieren. Dessen war er sich ganz sicher.
    Er hielt sich an seinen Plan. Arbeit im Bergwerk fand er nicht. Die Arkoniden hatten ihn offensichtlich auf eine schwarze Liste gesetzt. So musste er von dem Wenigen leben, was er gespart hatte. Da er äußerst bescheiden in seinen Ansprüchen war, hoffte er, wenigstens ein Jahr lang damit auskommen zu können.
    Er blieb in der Stadt, half hier und da gegen einen geringen Lohn aus und suchte stets das Gespräch mit anderen Caiwanen. Dabei verstand er es, ihre Gedanken früher oder später in jene Bahnen zu lenken, die ihn interessierten. Dabei gab er seinen Gesprächspartnern das Gefühl, nicht er, sondern sie seien auf dieses Thema gekommen.
    Hin und wieder hatte er den Eindruck, dass Vorsicht geboten war. Dann mied er das Gespräch über die Arkoniden und die Ausbeutung der Bodenschätze.
    Wochen, Monate und Jahre gingen ins Land.
    Dando gab nicht auf.
    Geduld war seine schärfste Waffe, und allmählich wuchs die Zahl jener, die sich seiner Meinung anschlössen. Immer häufiger wurde er aufgefordert, vor einer allmählich wachsenden Menge zu reden. Er lernte, sich besser und präziser auszudrücken und gefährlichen Fragen auszuweichen, zugleich wurde er zu einem immer besseren Redner. Mehr denn je verstand er es, seinen Vorträgen einen bestimmten Rhythmus zu geben und die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu binden, die Menschen um sich herum förmlich in seinen Bann zu schlagen. So wurde er -eigentlich ohne es zu wollen - zu einem Wortführer der Caiwanen in den Slums von Takijon.
    Zunächst hatte er die Tätowierung auf seiner Brust unter der Kleidung versteckt, doch mit der Zeit enthüllte er sie immer mehr, um sie seinen Zuhörern zu zeigen, bis sie zu einer Art Wahrzeichen für ihn geworden waren. Schließlich verzichtete er ganz auf eine Brustbekleidung und trug die Tätowierung offen zur Schau, sodass jeder ihn daran erkennen konnte. Die Bedeutung der Hautzeichnung hatte sich gewandelt. Sie war vom Schandmal zu einer Auszeichnung geworden, sodass die Arkoniden das Gegenteil von dem mit ihr erreichten, was sie beabsichtigt hatten.
    Als Dando eines Abends in Richtung Seeufer ging, um sich zu einigen Bekannten zu gesellen, kam ihm Cajja, der federlose Alte, entgegen. „Owara Asa Tagakatha will dich sprechen", sagte er und deutete zu einem der Häuser in der Nähe hinüber. „Er wartet auf dich. Du solltest schnell zu ihm gehen. Er ist ein ungeduldiger Mann."
    Der Alte begleitete ihn einige Schritte weit auf dem Weg zum Priester, wobei er respektvollen Abstand hielt. Er bewunderte ihn. „Ich habe noch nie erlebt, dass Owara jemanden zu sich gebeten hat", stammelte er. „Normal ist, dass man um eine Audienz bei ihm bittet. Nur ganz selten empfängt er jemanden zu einem persönlichen Gespräch."
    Dando hörte kaum hin. Er konzentrierte sich auf die bevorstehende Begegnung. Er konnte sich denken, weshalb der Priester ihn sprechen wollte. Es war viele Jahre her, dass Otarie mit Owara gesprochen hatte, und noch immer wusste Dando nicht genau, wie er den Priester einordnen sollte.
    Zwei Märten, kühl und distanziert wirkende Helfer des Tempelhüters, empfingen ihn am Eingang des Hauses. Sie bestanden darauf, dass er sich Gesicht, Hände und Füße wusch, und führten ihn erst danach in einen großen Raum, der mit kostbaren Wandteppichen und geschnitzten Möbelstücken aus edlem Holz ausgestattet war. Aus mehreren Gefäßen stiegen kleine Rauchwolken auf und verbreiteten den süßlichen Geruch der heiligen Kräuter aus dem Tal der Götter.
    Owara Asa Tagakatha saß in einem wuchtig wirkenden Sessel aus Holz. Seine Hände ruhten auf metallenen Wolfsköpfen, die das vordere Ende der Armstützen bildeten. Erhellt wurde der Raum von geheimnisvollen ovalen Scheiben, die sich an den Wänden

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