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2241 - Die Todbringer

Titel: 2241 - Die Todbringer
Autoren: Unbekannt
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haben nach einem Hinweis gesucht, worum es sich bei dieser wichtigen Fähigkeit handeln könnte, die Selboo mit dem Amt des Karthog verknüpfte. Wir haben ihn gefunden."
    Er hielt ihm die aufgeschlagene Seite des Buches unter die Nase, dieses augenscheinlich uralten Folianten mit vergilbten, teilweise zerfressenen und zusammenklebenden Blättern. Die Schrift, vermutlich mit einer Art Graphit- oder Eisenmehlstift geschrieben, war größtenteils verblasst. Dennoch konnte man sie an den meisten Stellen noch lesen. „Zum Karthog wählen die Bewohner der Feste immer den Todbringer, der neben seiner körperlichen Stärke und charakterlichen Durchsetzungskraft über die stärkste Fähigkeit zur Integration verfügt. So weit ist das nichts Ungewöhnliches, du kennst das schon. Daneben wählen sie aber immer den, der zusätzlich eine Fähigkeit besitzt, die das Buch als >Sanftwoge< beschreibt. Leider fehlen weitergehende Informationen über diese Fähigkeit. Es heißt jedoch, dass sie von besonderer Wichtigkeit für uns sei und uns von allen anderen Motana-Völkern unterscheide."
    „Einen Augenblick, Freunde!" Corestaar musste sich festhalten. Ihn schwindelte. Vor seinen Augen tanzten übergangslos feurige Kreise. „Das heißt doch aber..."
    „Wir wissen nicht, was es heißt. Natürlich gehen uns Vermutungen durch den Kopf", bestätigte Selboo. „Es ist durchaus möglich, dass Tom Karthay fast gleichzeitig von zwei verschiedenen Populationen unseres Volkes besiedelt wurde. Die eine rekrutierte sich aus den Besatzungen von Trideages Flotte. Die andere waren wir."
    Wenn das zutraf, stimmte die Überlieferung nur zum Teil. Corestaar zitterte vor Erregung. „Welche Flotte war dann unsere? Was sagen die Aufzeichnungen?"
    „Nichts", fuhr Selboo fort. „Es ist auch nicht der richtige Zeitpunkt, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wir brauchen erst einmal dich, Corestaar. Bevor die Todbringer aus der Feste sich gegenseitig umbringen, muss jemand sie befrieden, ruhig stellen oder wie auch immer man es bezeichnen will."
    „Bei unserer Freundschaft, verweigere dich nicht länger", bat Yanathon.
    Corestaar humpelte zur Fensternische und zog die schweren Übergardinen zu. Jetzt fiel kein Licht mehr ins Freie.
    Zum ersten Mal sprach einer von ihnen beiden die vorhandene Freundschaft aus, ein Zeichen, wie wichtig die Angelegenheit war. „Um der Freundschaft willen, ja!", murmelte der Karthog. Im Vergleich zu ihr besaß der Gesang fast keinerlei Bedeutung. Wenn die Freundschaft es erfordert hätte, wäre Corestaar auf seinen Turm geklettert und hätte Tag und Nacht gesungen. „Ich werde tun, worum du mich bittest, Yanathon."
    Sie überrumpelten ihn, aber er nahm es ihnen nicht übel. Wie aus dem Boden gewachsen standen sie plötzlich neben den Felsbrocken oder krochen unter Überhängen hervor. Ehe er zweimal tief Luft geholt hatte, saßen sie um ihn herum. Mit geschlossenen Augen und gesenkten Häuptern intonierten sie den Choral an die Fernen Sterne, Aicha in ihrer Mitte.
    Einen Augenblick lang wollte Panik in Corestaar aufsteigen. Hastig kämpfte er sie nieder, fiel mehr auf seinen Hintern, als dass er sich setzte, und tat es den Sängern nach.
    Der Gesang von Todbringern hörte sich erfahrungsgemäß nicht besonders melodisch an. Nach den Erfahrungen in der SCHWERT wäre er deshalb nie von allein auf den Gedanken gekommen, zu dieser Gruppe männlicher Motana mit ihrem starken Aggressionstrieb zu gehören.
    Das Potenzial „Sanftwoge" macht den Unterschied.
    Erlebte er jetzt den Beweis? „Hinaus ins All, ihr Helden ..."
    Wie oft hatte er diesen Choral in letzter Zeit gehört! Immer wieder war er auf den Zentralturm gestiegen, um dem Echo zwischen den hohen Felswänden zu lauschen, ab und zu ein paar fliegenden Felsbrocken nachzusehen, wenn die Quellen ihre Kräfte ausprobierten. Manchmal schössen sie mit hoher Geschwindigkeit in den Himmel und kehrten nicht mehr wieder. Dann waren die Übungen erfolgreich verlaufen. Wenn die Quellen es mit Felsbrocken schafften, brachten sie es auch mit einem der sechzig Schiffe fertig, die unten im Tiefland auf ihren Einsatz warteten.
    Eine Woge voller Harmonie erfasste Corestaar. Von einem Augenblick auf den anderen verschwanden seine innere Unruhe und die Unrast, die ihn seit Wochen schon gequält hatten. Die Woge schwemmte ihn davon, hinein in das Dunkel des Alls, in dem die glitzernden Blasen nach und nach verblassten.
    Bei den Schutzherren'., dachte er. Es sieht aus, als würde jemand
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