2243 - Die Mediale Schildwache
Motana nicht lange würde entziehen können.
Wenn es jemals in Zephydas Leben einen Moment gegeben hatte, innezuhalten und das Erreichte zu feiern, war er jetzt gekommen.
Und was tat sie? Sie hastete von Besprechung zu Besprechung, pausenlos verlangte man von ihr Entscheidungen, zu jeder Stunde... „Zephyda!", unterbrach sie eine Stimme. „Gut, dass ich dich finde!"
Eine der Kreuzer-Kommandantinnen stand im Türrahmen der Hütte, in die sich Zephyda verkrochen hatte, um einige Augenblicke Schlaf zu finden, bevor die Erschöpfung sie mitten im Satz umkippen ließ.
Zephyda brummte unwillig.
Die Kommandantin schien es nicht zu bemerken - oder nicht zu bemerken wollen. „Ist dein Funkgerät defekt?", fragte sie. „Ich habe versucht, dich zu erreichen, aber du hast dich nicht gemeldet..."
„Mein Funkgerät ist in Ordnung." Zephyda versuchte, die bleierne Müdigkeit abzuschütteln. Ihr Kopf dröhnte. Schuld stieg in ihr auf. Sie hätte das Funkgerät nicht abschalten dürfen. Die Motana aktivierte es und fragte: „Was ist?"
„Es geht um die Evakuierung. Wir sind bereit."
„Gut." Gut. Sie benutzte das Wort in letzter Zeit oft. „Gut", lobte sie, wann immer eine Motana eine Aufgabe erledigt hatte. „Gut", lobte sie auch, wenn die Betreffende nur mittelmäßige Arbeit verrichtet hatte.
Mittelmäßig, hatte Zephyda gelernt, war oft gut genug. Musste gut genug sein. „Gut", lobte Zephyda mittlerweile selbst dann, wenn die Arbeit ungenügend war und sie denselben Auftrag unter der Hand ein zweites Mal einer anderen Motana gab, damit er zufrieden stellend erledigt wurde. Gut. In diesem Fall meinte sie es. Die Evakuierung war ihre einzige Hoffnung, damit die denkbare Rückeroberung Baikhal Cains nicht in einem Blutbad an den Motana endete.
Zephyda trat hinaus in die grelle Mittagssonne. Die Hütte, in die sie sich verkrochen hatte, lag am Rand des Landefelds. Sie war aus einfachem Holz gezimmert und musste lange vor dem Raumhafen von Baikhalis existiert haben. Wahrscheinlich hatte sie einem Obstbauern gehört. Früher, hatte sie einmal an einem Lagerfeuer gehört, waren die Vay Shessod nicht auf das Eis des Landes Keyzing beschränkt gewesen. Ganz Baikhal Cain hatte ihnen gehört.
Mehrere Bionische Kreuzer waren in weitem Abstand auf dem Feld gelandet. Ihre geschwungenen Formen ließen sie wie gewaltige Tiere erscheinen, die sich zur Rast niedergesetzt hatten. Zwischen den Kreuzern und um das Landefeld herum drängte sich Zephydas größtes Problem - und zugleich der Keim seiner Lösung.
Das Landefeld und die Hügel, die es umgaben, waren mit Motana übersät. Es mussten Zehntausende sein, und stündlich schwoll ihre Zahl an. Weite Teile des Landefelds waren unbenutzbar, weil Gruppen von Motana auf ihm kampierten und sich standhaft weigerten, ihre Plätze aufzugeben.
Die ehemals in der nahen Mine des Heiligen Berges versklavten Motana waren die Ersten gewesen, die gekommen waren. Die geschwächten Arbeiter hatten nicht einmal den Versuch unternommen, ihre alten Wohnorte zu erreichen, als spürten sie, was sie nicht wissen konnten, aber Zephyda mit eigenen Augen aus dem Orbit gesehen hatte. Nämlich, dass ihre Heimatorte nicht mehr existierten. In ihrer wahnwitzigen Jagd nach Motana-Sklaven hatten die Kybb-Cranar zügellos auf Baikhal Cain gewütet. Die ausgedehnten Wälder, die Heimat der Motana, waren zu Inseln in einem immer noch rauchenden Meer aus Asche geschrumpft. Die Kybb-Cranar hatten mit Hilfe ihrer Strahler Waldstück um Waldstück verbrannt, um die Motana, die sich darin vor ihnen versteckten, herauszutreiben.
Viele der Arbeiter waren auf dem Marsch zum Landefeld gestorben. Die Anstrengung war nach den Entbehrungen in der Mine zu groß gewesen - ein weiteres Problem für Zephyda, mussten sie doch einen Teil der knappen Ressourcen für die Beseitigung der Toten verwenden, um den Ausbruch von Seuchen zu verhindern.
Dann waren die Motana aus den Gefangenenlagern der Kybb-Cranar um Baikhalis zum Raumhafen geströmt, die meisten von ihnen in nur marginal besserer Verfassung als die Exsklaven. Auch von diesen Motana waren viele gestorben.
Und dann, als Zephydas Ressourcen eigentlich schon komplett ausgeschöpft waren, hatte der eigentliche Zustrom eingesetzt. Die Motana verließen überall auf Baikhal Cain ihre Verstecke und zogen zum Raumhafen von Baikhalis, wo die Bionischen Kreuzer waren, ihre Befreier. „Wie viele sind es?", fragte Zephyda die Kreuzer-Kommandantin. Sie kannte ihren Namen
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