2244 - Bürgergarde Terrania
er dem Computer eingegeben hatte. Vielleicht tickte die Bombe schon, und das Selbstzerstörungsprogramm arbeitete bereits ...
Greuther wollte sofort kommen. Auch die Kommandantin war unterwegs. Bernie Schneider wartete - mit einem flauen Gefühl in der Magengegend. Irgendwie fühlte er sich wie damals, als er den falschen von zwei eineiigen Zwillingen zur Operation vorbereitet hatte. Statt Miriam, die sie wirklich brauchte, hätte fast ihre zwei Sekunden ältere Schwester Simone eine neue Niere eingepflanzt bekommen.
Simone lag auf dem gleichen Zimmer wie Mirriam, wartete aber auf einen gezüchteten Lungenflügel.
Professor Spitz-Thaler hatte es erst im OP bemerkt, als Simone schon in der Narkose lag. Schneider hatte an diesem Tag den größten Ahschiss seines Lebens bekommen. Schwester Claudia hatte ihn fünf unvergessliche Stunden lang trösten müssen - aber das war eine andere Geschichte und endete mit der Suche nach einem Namen. Sie einigten sich schließlich nach beinahe neunmonatigen Diskussionen auf den Namen Alfred.
Schneider hob den Zigarrenstummel vom Boden auf und zündete sich ihn wieder an. Er schmeckte scheußlich, aber er brauchte es zur Beruhigung. Irgendwie war alles zu einfach gewesen. Und er staunte über sich selbst: Er hasste die Jünger Gon-Orbhons aus tiefster Seele -aber mit dem armen Burschen, der jetzt da vor ihm auf dem Boden lag, hatte er fast Mitleid.
Was war falsch? Tamara hätte es ihm - vielleicht sagen können. Sie hatte ihn immer verstanden und auch seine kleinen Fehler gekannt. Nichts gegen Maggie, die sich alle Mühe gab und es sicherlich noch weit bringen würde, aber Tamara fehlte ihm einfach, obwohl sie manchmal ...
Nein, er durfte ihr kein Unrecht tun. Sie war nicht radikaler gewesen als er, vielleicht nur ehrlicher.
Warum dauert das so lange?, dachte der TLD-Agent. Immer wieder sah er auf die Textzeilen auf dem Bildschirm, vor dem der mutmaßliche Attentäter gesessen hatte. Er konnte mit den einzelnen Worten und Zahlen nichts anfangen, nicht das Geringste. Es sah wirklich so aus, als wären sie von einer höheren Macht diktiert worden. „Kommt endlich!", knurrte er. Und an den zweiten Spezialisten gewandt: „Glotz mich nicht so an! Er wollte euch alle in die Luft sprengen. Ich habe es verhindert, begreifst du das nicht?"
Der Mann schüttelte stumm den Kopf. Nein, er verstand es nicht. „Alonso?", fragte die Kommandantin. Sie sah Bernie Schneider entgeistert an. „Ausgerechnet Alonso? Er ist der harmloseste Mensch, den ich kenne! Nie. im Leben käme er auf die Idee, der TOMBA einen Schaden zuzufügen, geschweige denn seinen Kameraden! Du musst verrückt sein!"
Schneider schluckte. Er wartete vergeblich auf ein Wort der Verteidigung von Chip Greuther. Sein Vorgesetzter stand mit versteinerter Miene hinter Eyla Comarro, die dem Jungen auf die Beine geholfen und ihren Arm um seine Hüfte gelegt hatte, wie um ihn zu stützen. Maggie sah verlegen auf den Boden. Einige andere Besatzungsmitglieder füllten die kleine Zentrale und blickten Schneider finster an. Er hätte sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen. War denn die ganze Welt auf einmal verrückt? „Aber er ist nicht mehr er selbst!", brach es aus ihm heraus. „Begreift das doch endlich! Nicht mehr der Alonso, den ihr kennt! Gon-Orbhon hat ihn für sich rekrutiert. Da, die wirren Worte auf dem Bildschirm! Er hat sie geschrieben! Es ist ein Programm, ganz bestimmt! Vielleicht muss es nur noch durch einen Tastendruck aktiviert werden! Oder es arbeitet schon und ... und wartet darauf, dass die TOMBA landet, um dann die Explosion auszulösen. Um Himmels willen, was machst du denn da?"
Schneider sah mit Entsetzen, wie die Kommandantin den Raumfahrer losließ, zu seinem Arbeitsplatz ging und auf eine Taste drückte. „Nein!", rief er in Panik. „Willst du uns alle ...?"
„Dieser verschlüsselte Text ist ein Tagebuch", schnitt Eyla ihm das Wort ab, „das Alonso führt, seitdem wir von Ferrol aufgebrochen sind." Wenn Blicke töten könnten, wäre Schneider spätestens jetzt eine Leiche. „Ein Tagebuch über die Gefahren der interstellaren Raumfahrt unter den Bedingungen der erhöhten Hyperimpedanz. Später einmal will er einen Reisebericht daraus machen und diesen veröffentlichen. Das tut er während seiner Dienststunden, was eigentlich nicht erlaubt ist.
Deshalb die Verschlüsselung. Nur ich weiß davon. Er hat meine ausdrückliche Erlaubnis - als seine Kommandantin und seine Mutter. Das heißt, ich war
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