2244 - Bürgergarde Terrania
der Milchstraße und die Lichtflecken der unzähligen fernen Galaxien, dann sah sie die Ewigkeit. Und sie fühlte sich als ein Teil von ihr, ein unglaubliches, winziges, aber lebendiges Teil, das auf eine Art und Weise, die sie in diesem Leben wohl nie begreifen würde, einen Zweck darin erfüllte. Sie war ein Atom in einem mächtigen, unfassbaren Organismus, sie war Maggie, nur Maggie. Ihr Leben, das Leben eines jeden Menschen, Tieres oder einer Pflanze, alles hatte seinen Sinn. Nichts war umsonst. Nichts geschah umsonst. Über einen Gott Gon-Orbhon, dessen einziges Ziel die Vernichtung alles Bestehenden war, das Chaos an sich, erschrak sie. Sie hatte Angst allein vor der Vorstellung.
Natürlich lehnte sie ihn ab, nur nicht so radikal wie Greuther und Schneider, die sich doch eigentlich nur in der Frage unterschieden, wie man dem Spuk ein Ende setzen sollte. „Habe ich euch schon von Sachtleber erzählt?"
„Saftleber?", fragte Greuther.
Schneider nahm die Zigarre aus dem Mund und verdrehte die Augen. „Keine Saftleber! Ein Patient von mir, Mann! Er hieß Sachtleber. Sacht wie leise. Er war von Beruf Sportlehrer an einer privaten Universität, und stellt euch vor, er kam ganz aus meiner Nähe. Sachtleber hatte ein neues Hüftgelenk bekommen und ..."
„Bernie!", unterbrach Maggie ihn. „Warum hältst du nicht einfach mal die Klappe? Und wenn du Perry Rhodan persönlich auf deiner Station gehabt hättest - uns interessiert das nicht!"
„Aber ...!"
Ihr Monitor meldete ein eintreffendes Signal. Nacheinander blinkten neun Buchstaben auf: Tiritomba.
Schneider sprach weiter, doch sie hörte ihn gar nicht mehr. Für einige Sekunden leuchtete das Symbol des TLD auf einem Bildschirm. Dann machte es dem dreidimensional abgebildeten Gesicht von Noviel Residor Platz.
Maggie setzte sich auf, streckte die Hand aus und sorgte dafür, dass auch Greuther und Schneider den Chef auf ihren Schirmen hatten. Schneider unterbrach sich mitten im Satz. Greuther beugte sich vor. „Das Warten hat ein Ende, Leute", sagte Residor ernst. Greuther lächelte, nur ganz kurz, aber er wirkte für einen Augenblick wie jemand, dem eine Zentnerlast von der Seele fiel. Soeben verkündete der einsame, unnahbare Mann an der Spitze des Geheimdienstes: „Chip, du kannst deinen Leuten jetzt alles erklären. Es geht los ..."
Eine Stunde später wurde es auf allen Nachrichtenkanälen der Erde gemeldet. Es war das alles beherrschende Thema. Es gab Sondersendungen ohne Ende: Ein Schiff von „außerhalb" hatte das Solsystem erreicht - zum ersten Mal seit sieben Monaten, seit dem Hyperimpedanz-Schock!
Was vor dem 11. September des letzten Jahres keiner Erwähnung wert gewesen wäre, geriet zur Sensation. Das 500-Meter-Kugelschiff TOMBA kam nicht nur von irgendwo aus dem interstellaren Raum. Es hatte nicht nur ein, zwei oder auch drei Lichtjahre zurückgelegt, sondern kam vom 27 Lichtjahre entfernten Planten Ferrol im System der Sonne Wega - früher ein kosmischer Katzensprung, heute eine fast unüberwindlich scheinende Entfernung.
Und es brachte Güter für die solare Menschheit, die seit dem Hyperimpedanz-Schock von allem galaktischen Fernhandel abgeschnitten gewesen war. Auf Terra und den anderen bewohnten Planeten hatte man sich mit den neuen Verhältnissen arrangiert und sich darauf eingestellt. Was den Verkehr zwischen dem Solsystem und der restlichen Milchstraße betraf, hatte das nicht gegolten -bis zu diesem Tag. Der 18. April 1332 NGZ war ein historisches Datum. Die TOMBA würde ihre Güter im Solsystem abliefern und mit neuen Waren an Bord wieder nach Ferrol zurückfliegen.
Es war nur ein Schiff, aber ein Anfang.
Der 18. April geriet zum Freudentag für die Menschheit. Er markierte nichts anderes und nicht weniger als die Rückkehr zum interstellaren Handel. Die Kommentatoren der großen Sender wurden nicht müde, dies entsprechend hervorzuheben und immer wieder zu betonen. Es gab wieder Kontakt! Es gab neue Hoffnung, dass die TOMBA nicht das letzte Schiff von außerhalb war, sondern nur das erste. Die Menschen feierten, sie versammelten sich spontan in den Städten und scharten sich um die mittlerweile dank Positronikelementen wieder verfügbaren Trivid-Empfänger. Fremde fielen einander in die Arme. Es kam zu rührenden Szenen.
Schneider versuchte, sich das alles einzureden, doch ein ungutes Gefühl blieb -und auf seinen Instinkt hatte er bislang immer noch stolz sein können. Irgendwo hörte er eine Bombe ticken, leise, ganz
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