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2244 - Bürgergarde Terrania

Titel: 2244 - Bürgergarde Terrania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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leise.
    Und es ließ sich einfach nicht abstellen ...
    Alles lief nach Plan. Ein neuer Tag war angebrochen. Die wenigen Schiffe und die Abfertigungsgebäude des Raumhafens warfen noch lange Schatten, und es war kühl. Ein frischer Wind aus Nordwest wehte über das Gelände, aber das störte die Raumfahrer nicht, die die Entladung der TOMBA beobachteten. Auch die zahlreichen Reporter der TV-Sender ließen sich nicht davon abhalten, mit ihren Kamerateams die Männer und Frauen zu belagern, die den weiten Weg vom Wega-System hierher hinter sich gebracht hatten.
    Eyla Comarro und ihre Mannschaft wurden als Helden gefeiert. Jeder wollte von ihnen hören, wie der Flug gewesen sei, wie die Bedingungen für die „neue Raumfahrt" waren, welchen Gefahren sie sich ausgesetzt gesehen hatten - Fragen ohne Ende, und Eyla Comarro gab sich alle Mühe, sie zu beantworten.
    Chip Greuther, Maggie Sweeken und Bernie Schneider hielten sich abseits, obwohl immer noch vor der Absperrung, hinter der sich mehrere hundert Schaulustige drängten. Sie beobachteten vor allem die Entladung, waren aber nahe genug, um Chip einen Eindruck davon zu vermitteln, wie wacker sich die Kommandantin des Frachters und ihre Leute gegen die Meute der Medienleute schlugen. So ähnlich, dachte er, musste sich Columbus vorgekommen sein, als er den ersten Schritt an Land setzte.
    Die Eingeborenen Westindiens hatten allerdings keine Mikrofone gehabt, und Eyla Comarro hatte kein Neuland betreten. Sie hatte auch keinen Entfernungsrekord zurückgelegt. Sie war mit ihrem Schiff „nur" die 27 lächerlichen Lichtjahre von Ferrol gekommen - aber sie war die erste Kapitänin eines Handelsraumers gewesen, der dies seit dem 11. September 1331 NGZ gelungen war. So gesehen war sie tatsächlich eine Heldin.
    Sie erinnerte Chip in mancher Hinsicht an seine vor 19 Jahren gestorbene Frau. Helen war ihr nicht nur äußerlich ähnlich gewesen - resolut, groß und auf eine ganz besondere Weise elegant; sie hatte auch über die Geduld verfügt, mit der Eyla alle Fragen beantwortete, und dieses ganz gewisse Lächeln, das fast so schwer zu deuten war wie das der Mona Lisa. Greuther wunderte sich, dass ihm das erst jetzt auffiel.
    Es riss Wunden wieder auf. Helen war keines natürlichen Todes gestorben. Der Mann, von dessen Schuld alle so überzeugt gewesen waren, war nach einer langen Gerichtsverhandlung, die für Chip ein einziger Albtraum gewesen war, freigesprochen worden. In dubio pro reo! Die Beweise hatten dem Gericht nicht genügt. Dabei war seine Schuld doch so eindeutig gewesen!
    Chip sah sein Gesicht wieder vor sich: bleich, eingefallene Wangen, flehende Augen. Er sah ihn vor sich und hörte sein jämmerliches Stammeln, als er um Gnade bat. Chip spürte die Waffe wieder in seiner Hand, mit der er auf ihn zielte, den Finger am Auslöser des tödlichen Strahls. Es hatten nur Sekunden gefehlt. Er hatte sich als sein Richter gefühlt. Er hatte Helens Tod rächen wollen. Er hatte geglaubt, nicht mehr leben zu können, solange ihr Mörder frei herumlief, weil die Gesetze zu schwach waren.
    Sie hatten ihn im allerletzten Moment überwältigt, und er hatte sie dafür gehasst. Hüter der Ordnung, die einen Mörder beschützten! Er hatte getobt und sich auch dann nicht beruhigen können, als sie ihm sagten, dass der Mann unschuldig war. Der wahre Mörder war gefunden worden, mit einem Strick um den Hals. Er hatte mit seiner Schuld nicht mehr leben können und ein vollständiges Geständnis hinterlassen. Die Richter hatten richtig gehandelt, und er hätte in seinem Hass, seinem Schmerz und seiner Verbitterung um ein Haar einen Unschuldigen umgebracht.
    Er hätte Gott - damals, als es noch einen Gott für ihn gegeben hatte! - dankbar dafür sein sollen, aber er war es nicht gewesen. Er hatte seine Frau über alles geliebt. Wie hatte Gott zulassen können, dass sie sterben musste, so früh und auf diese Weise? Irgendetwas war damals in ihm zerbrochen.
    Manchmal fühlte er sich allein, wenn er sich nach einer Stütze sehnte. Auf gewisse Weise beneidete er Maggie um ihren Glauben.
    Greuther wollte nicht mehr daran denken. Er drehte den Kopf und sah Schneider an, der seit der Landung kein Wort mehr gesagt hatte und dastand wie ein Häufchen Elend. Nur seine Augen blickten trotzig wie die eines unverstandenen, sich ungerecht behandelt fühlenden Kindes. Er hatte das plötzliche Bedürfnis, ihm etwas zu sagen; einige aufmunternde Worte. Aber er kam nicht mehr dazu.
    Die Explosion erfolgte an

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