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2244 - Bürgergarde Terrania

Titel: 2244 - Bürgergarde Terrania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hinaus aus dem Tempelbezirk. Nur ein allerletzter Rest von Selbstdisziplin hinderte sie daran, direkt zu starten. Sie kam sich albern vor, als wäre sie ... Ja, was eigentlich? Eine Närrin? Hysterisch? Überfordert? So kannte sie sich nicht, so war sie niemals gewesen.
    Dieser verfluchte Gon-Orbhon ..., dachte sie schaudernd und spürte plötzlich, wie vorsichtig ein Arm um sie gelegt wurde. Die Berührung tat gut.
    Bernie Schneider! Er hielt sie an sich gedrückt, mit der freien Hand strich er ihr durchs Haar. Er hatte zwei, drei gute Schlucke aus seinem Flachmann getrunken und eine entsprechende Fahne. Maggie störte sich zum ersten Mal nicht daran. Irgendwie verstand sie ihn sogar. Er hatte kein Alkoholproblem, meist war der Griff zur Flasche nur Schau, so wie seine Qualmerei. Aber jetzt hatte er es wohl wirklich gebraucht. „Wir warten auf Chip", hörte sie. ihn sagen, leise, mit einer so sanften Stimme, wie sie es ihm nie zugetraut hätte. Er gab ihr Wärme. Sie waren eine Insel inmitten eines chaotischen, schrecklichen Meeres aus Wahnsinn, Wahnsinn!
    Carlosch Imberlocks Stimme echote in ihrem Kopf, lockend, von unglaublicher Kraft. Sie sah sein Lächeln vor sich, das gütige Lächeln des silberzüngigen Teufels, der sie zu sich holen wollte, zu seiner Kirche, zu dem, für das er stand. Sie spürte seine unglaubliche Ausstrahlung noch immer, obwohl sie von ihm weg war. War es das, was die Frauen und Männer spürten, die zu seinen Jüngern wurden? Sie hatte schreckliche Angst davor. Sie wollte nicht so werden wie sie, nicht zum Werkzeug Gon-Orbhons. Sie hatte ihren Glauben. Er füllte sie aus. Sie hatte geglaubt, nichts könne diesen Glauben jemals erschüttern. Aber war das wirklich so? Sie wusste es nicht mehr! War ihr Glaube stark genug? Imberlocks Ausstrahlung! Der Prediger hatte etwas tief in ihr berührt, es gab keine Flucht.
    Maggie Sweeken, die sich in Dutzenden schwierigen Situationen bewährt hatte und allgemein für abgebrüht gehalten wurde, war auf einmal nur noch von Panik erfüllt gewesen.
    Maggies Finger krampften sich in Schneiders Arm. Er hörte auf, leise auf sie einzureden, aber sie wollte das nicht. Er war ihr Anker. Das Einzige, an das sie sich festklammern konnte, solange Chip nicht endlich zurückkehrte und sie diesen schrecklichen Ort verlassen konnten. „Sprich weiter, Bernie, bitte", flüsterte sie und drückte seinen Arm noch fester. „Sag irgendetwas. Du ... du wolltest uns doch von diesem Patienten erzählen, diesem Saftleber ... „Sac/iüeber", korrigierte er sie. „Ja, er und sein Zimmernachbar. Wie hieß er doch gleich? Ein langer Lulatsch mit Bart und Brille. Mir fällt der Name nicht mehr ein."
    „Das ist doch egal, Bernie. Was war mit den beiden?"
    Schneider lachte kurz. Dann sprach er weiter, schnell, als könne er sich so das von der Seele reden, was ihn selbst folterte. „Sie ha,ben uns eine Menge Nerven gekostet, die Ärzte und vor allem die Schwestern. Besonders Sachtleber. Bei ihm wusste man nie, ob er ernst meinte, was er sagte, oder ob er wieder eine seiner verrückten Geschichten erzählte. Die beiden taten so ziemlich alles, was sie auf keinen Fall tun sollten, aber ich glaube, Sachtleber war der Schlimmste. Er besorgte den Schnaps für ihre allabendlichen Gelage, der andere die Zigaretten."
    „Erzähl weiter", bat Maggie. Ihre Stimme zitterte immer noch. „Sachtleber war der Anstifter." Schneiders Stimme klang beruhigend, obwohl es doch auch in ihm schäumen musste. Die Erinnerung schien ihn abzulenken. „Das fing schon morgens an, noch bevor die Schwestern zum Wecken kamen. Dann stellte er den Trivid-Empfänger an, und zwar auf volle Lautstärke. Die ganze Station fiel aus den Betten. Natürlich auch sein Bettnachbar."
    „Was hat der denn gemacht, Bernie?"
    „Ausbüxen wollte er!" Schneider lachte trocken. „Einfach abhauen!"
    „Wegen Sachtlebers lautem Trivid?"
    „Nein, weil sein neues Kniegelenk rausgesprungen war und er Angst hatte, noch einmal unter den Laser zu müssen. Unser Chef war für ein paar Tage in Urlaub, und seine Frau war schon unterwegs, um ihn abzuholen. Aber ich habe ihn überreden können zu bleiben. Wir waren nämlich Brüder im Geiste des Karnevals, wie ich herausbekommen hatte, und so konnte ich ihn in unserer Geheimsprache ansprechen."
    „Geheimsprache?", erkundigte sich Maggie neugierig. „Wie klingt die denn?"
    „Früher mal soll sie sehr verbreitet gewesen sein", schränkte Bernie ein. „Da hätte sie jeder verstanden,

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