2244 - Bürgergarde Terrania
abschlagen ...
Und hoffen, dass es keine Hydra war.
Im Tempelbezirk versammelten sich die Jünger der Kirche Gon-Orbhons zu Tausenden. Sie standen natürlich unter Schock. Vielleicht suchten sie in der Gemeinsamkeit Geborgenheit. Und es strömten immer weitere hinzu, aus allen Teilen der Welt.
Chip Greuther hatte einen schrecklichen Verdacht. Wenn er zutraf, war die Zeit noch knapper, als er befürchtet hatte. Die Jagd auf Terrence schien aussichtslos zu werden.
Greuther klapperte alle Adressen ab, die er als Verstecke der Bürgergarde kannte. Er war nicht zimperlich, aber keiner der Gardisten konnte ihm sagen, wo sich Terrence befand. Er schien wie vom Erdboden verschwunden. Chip gab nicht auf. Er suchte bis zum Einbruch der Nacht - und weiter. Er gönnte sich keine Pause, doch wohin er auch kam, er tappte ins Leere.
Der nächste Tag brach an, und jeden Augenblick konnte es zur furchtbarsten Katastrophe kommen, die Terrania seit langer, langer Zeit erlebt hatte. Chip war verzweifelt - bis er den Anruf von Maggie erhielt.
Durfte er das?
Bernie Schneider saß in einem Sessel der üppigen Wohnlandschaft des großzügig eingerichteten Zimmers. Der Zigarrenstummel in seinem Mundwinkel war längst erloschen. Schneider kaute nervös darauf herum. Seine Hände lagen zwischen seinen gespreizten Beinen. Sie waren ruhig. In der Rechten befand sich der schussbereite Nadler. Er war auf die Tür zum Flur gerichtet.
Durfte er es? Nach dem Anschlag auf Imberlock und seine Adjunkten wusste er nicht mehr, was er denken sollte. Er hasste diese Kirche des Gottes Gon-Orbhon, tat es aus ganzem Herzen. Daran hatte sich nichts geändert. Er wusste, was die Religion den Menschen antun konnte. Er wusste, welche furchtbaren Verbrechen im Namen Gottes verübt worden waren, egal welchen Namen dieser Gott trug. Er hatte sich von der Kirche abgewandt, um zu vergessen. Und jetzt hatte es ihn wieder eingeholt, das alte Grauen. Es hatte ihm den Frieden genommen, den er zu finden geglaubt hatte.
Nicht einmal Chip Greuther wusste, dass er einmal Theologie studiert hatte. Er hatte große Ideale gehabt, war bekennender Christ in der Neuen Ökumene gewesen. Er hatte Christus verehrt, bewundert und zu seinem Leitbild gemacht -und erst während des Studiums begriffen, wie viele und welch grässliche Verirrungen an seiner Lehre die Kirche begangen hatte. Der Islam, die Juden, danach vorgebliche „Hexen" ... die Zusammenarbeit mit Diktatoren und Verbrechern, die Heuchelei gegenüber Armut und Not ... Bernie war umso enttäuschter gewesen, je mehr er erfahren hatte. Zwar war die Neue Ökumene längst anders geworden, wahrhaftiger, doch das änderte nichts an ihren Wurzeln und auch nichts daran, dass sie sich der Schuld nie wirklich gestellt hatte, die sie als Erbe mit sich führte.
Bernie Schneider hatte sich von der Kirche ab- und der Heilkunst zugewandt. Er war ein Mediker geworden, weil er an das Leben glaubte, und als er merkte, dass ihm das allein nicht genügte, hatte er sich beim TLD beworben. Leben retten, wo es um das Überleben ging ... das hatte er sich gewünscht.
Helfen - mit Herz und Hand und Heilkunst. Im TLD hatte er neue Aufgaben und Freunde gefunden und Abenteuer bestanden, von denen er bis dahin nicht zu träumen gewagt hätte.
Aber etwas fehlte ihm. Die Unrast, die sein ganzes Leben bestimmt hatte, war geblieben und sogar stärker geworden. Er hatte sich angewöhnt, seine Umwelt und Mitmenschen zu provozieren. Er hatte sich eine Maske zugelegt, den Zigarren qualmenden und Schnaps trinkenden Flegel. Er hatte es genossen, denn so wurde er unterschätzt - und seine Erfolge wirkten noch glänzender. Im TLD hatte er diese Narrenfreiheit wegen eben dieser Erfolge, die er als Agent vorweisen konnte.
Seinen Freunden konnte er nichts vormachen. Hinter der rauen Schale befand sich der weiche, gutmütige Kern. Er war ein Sucher, ein Sucher nach einer universellen Wahrheit. Er hatte ihn in der Religion zu finden gehofft und war bitter enttäuscht worden. Und nun holte sie ihn ein - auf eine Art, wie es schlimmer nicht sein konnte.
All dies ging ihm durch den Kopf, als er auf den Mann wartete, in dessen Wohnung e# eingedrungen war. Es war ihm nicht schwer gefallen. Mit seiner TLD-Ausrüstung hatte er die Tür geöffnet und die Alarmanlagen umgangen.
Das Warten wurde zur Qual. Wo blieb Darkoven alias „Ardonus"? Es war nicht leicht gewesen herauszufinden, wer sich hinter dem Tarnnamen verbarg. Schneider hatte die ganze Routine und
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