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2246 - Kavuron der Spieler

Titel: 2246 - Kavuron der Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Schönen Gruß von Reginald. Er ist in einer Krisensitzung mit seinen Experten, möchte aber dennoch wissen, ob du inzwischen Fortschritte erzielen konntest", sagte sie. „Gruß zurück. Richte ihm bitte aus: Wir arbeiten daran."
    „Tun wir das?", fragte Bounty zweifelnd, nachdem Frans Bild wieder aus dem Holo verschwunden war. „Ich denke doch. - Falls eine Nachricht eingeht, die das Wort >Kristallpalast< enthält, oder sich im Netz irgendetwas Ungewöhnliches tun sollte, gebt ihr mir bitte sofort Bescheid, okay?"
    „Klar."
    „Danke." Gucky ließ sich in die weichen Polster eines der Sofas im Besprechungsbereich fallen, rollte sich zusammen und gab vor, ein kleines Nickerchen zu halten. Von Zeit zu Zeit schielte er unauffällig auf die Ziffern seiner Uhr.
    Drei, fünf, zehn, zwanzig, fünfunddreißig Minuten verstrichen ereignislos. Der Ilt markierte den Schlafenden, obwohl er innerlich vibrierte. Untätig zu warten, das behagte ihm ganz und gar nicht.
    Nach einer Stünde glaubte Gucky, Vor Sorge zerspringen zu müssen.
    Das Specter war definitiv überfällig.
    Ungeheurer Lärm erfüllte die Fabrik.
    Sirenen heulten, Lichtbögen prasselten, übermannshohe Zahnräder kreischten. Gewaltige hydraulische Pressen stampften und malmten, stampften und malmten unablässig im Viervierteltakt einer tödlichen Schwermetall-Symphonie.
    Die Sicht reichte gerade einmal ein paar Meter weit. Siedend heiße Dämpfe vermischten sich mit Schwaden stinkender, giftiger Abgase.
    Spex blinzelte, kniff die Lider zusammen. Seine Schutzbrille war innen von Kondensfeuchtigkeit beschlagen, außen von öligem Ruß verschmiert.
    Sie abzunehmen wäre gleichwohl ein letaler Fehler gewesen. In der ultraviolett strahlenden Gluthitze erblindeten ungeschützte Augen binnen Sekunden.
    Das Förderband, auf dem Spex dahinholperte, stoppte abrupt. Ein Thermostrahl traf seinen blechernen, lächerlich dünnen Schild. Dann noch einer und noch einer. Kreuzfeuer.
    Links gähnte ein Abgrund, rechts flimmerte ein Desintegrator-Feld. Hinter ihm schlössen andere Roboter auf, justierten bereits ihre Waffenarme. Voraus rotierten Sägeblätter, mörderisch dünn und schnell.
    Sein Schild schmolz dahin. Herabtriefende Tropfen verätzten seine Vorderräder. Die Strahlenwaffen der feindlichen Robs brannten schmerzhafte Wunden in seine Karosserie.
    Ringsum die Pressen stampften und malmten, stampften und malmten, stampften und malmten. Ein kybernetisches Requiem, optisch aufbereitet mit Spezialeffekten, die wahrlich Eindruck hinterließen.
    Genug gesehen, befand das Specter und triggerte zwei weitere seiner positronischen „Requisiten".
    Das erste Hilfsprogramm entsprach einer Tarnkappe, die Unsichtbarkeit verlieh, wenngleich nur für kurze Zeit. Das zweite war ein semiautonomes Konstrukt, ein exaktes Ebenbild des Specters, genauer der Gestalt, die es, passend zur Metaphorik dieses Systems, angenommen hatte.
    Spex opferte das Konstrukt ungern, da seine Programmierung sehr zeitaufwändig gewesen war. Doch ihm blieb keine Wahl. Seine Gegenspieler hätten gewiss Verdacht geschöpft, wenn der kleine Cyborg plötzlich von der Bildfläche verschwunden wäre.
    So aber musste es für sie so aussehen, als verginge das Hybridwesen - der Oberkörper eines Menschen auf einem sechsrädrigen Mini-Schützenpanzer - im Strahlengewitter seiner Verfolger.
    Schade drum, dachte das Specter, während es sich im Schutz des Tarnfelds mit Hilfe einer Seilwinde über den Abgrund hangelte. Es musste versuchen, möglichst viel Vorsprung herauszuschinden, bevor es wieder sichtbar wurde. Ziel dieses Spieles war, als erster der Kombattanten verschiedene Kontrollpunkte auf dem infernalischen, mit Fallen gespickten Fabrikgelände zu passieren. Nur auf diesem Weg gelangte man in den nächsthöheren Level.
    Der Kick für die Spieler bestand darin, dass sie die Schäden an den Cyborg-Körpern als Nervenschmerzen verspürten, also durchaus körperlich „mitlitten". Das Specter hatte es hier unzweifelhaft mit Masochisten zu tun - die aber auch ein gerüttelt Maß an Sadismus mitbrachten. Was erst recht auf den Gestalter dieses Parcours zutraf.
    Degoutant, widerlich, gemein - Mann, muss das ein Fiesling sein!
    Er war aufgeregt wie schon lange nicht mehr.
    Der Neuzugang nötigte ihm Hochachtung ab. Niemand war je so weit vorgedrungen. Keiner der anderen derzeit anwesenden Spieler hätte es auch nur annähernd bis hierher geschafft - wenn ein ausnahmsweise gütiger Gott ihnen nicht geholfen und

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