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2248 - Friedenskämpfer

Titel: 2248 - Friedenskämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mehrstimmig. „Lebe wohl, Lyressea!", erklang die Stimme noch einmal. Die Schildwache glaubte, dass der Bote von ES diesmal nur zu ihr sprach. „Lebe wohl, Homunk!" Lautlos formten ihre Lippen den Satz. Sie fragte sich in dem Moment nicht nur, was die Zukunft bringen, sondern auch, wie lange sie dauern würde.
    Homunk hatte es ihr preisgegeben: Die Motana waren ebenfalls von ES erzeugte Wesen, erschaffen aus dem gleichen genetischen Pool wie sie selbst.
    ES hatte ihre Evolution hochgerechnet und fast sieben Millionen Jahre normaler Entwicklung übersprungen. Die Motana glichen jenen Wesen aufs Haar, die in noch ferner Zeit jene kleine Welt Talan bewohnen würden. Schon vor mehreren Millionen Jahren war die Insel Talanis das diplomatische Zentrum aller friedliebenden Völker von Ammandul gewesen. Homunk hatte auch davon gesprochen, dass ES vor noch viel längerer Zeit auf Talanis Zuflucht und neue Kraft gefunden hatte.
    Niemand außer Lyressea wusste bislang davon. Doch sie würde es ihren Geschwistern sagen müssen. Dass ES die auf Talanis heranreifenden Intelligenzen eines Tags als Helfer in seinen Dienst nehmen würde. Falls ein positives Testergebnis mit den Motana bewies, dass ES eine sehr gute Wahl getroffen hatte.
    Eigentlich, dachte Lyressea, kann es gar nicht anders sein.
    In den ersten Tagen auf Tan-Jamondi II hatte sie sich vor Sehnsucht nach Wanderer schier verzehrt. Vielleicht, das erkannte Lyressea im Nachhinein, war es auch die Furcht gewesen, ihrer Aufgabe nicht gewachsen zu sein.
    Als Schildwachen trugen sie und ihre Geschwister nicht nur die Verantwortung für den Fortbestand der Schutzherren von Jamondi, sondern auch für das Schicksal von Ammandul, und sie trugen die Hoffnungen der Superintelligenz ES, die im Schatten der Hohen Mächte taktierte. Ein gefährliches Spiel, den Ausgestoßenen zu helfen, eines, das sehr wohl Sanktionen gegen ES bedeuten konnte, würde es je ruchbar werden. Würden die Kosmokraten mit unnachgiebiger Härte vorgehen wie im Fall der Algorrian? Oder war diese Galaxis so unbedeutend, dass sie sich umsonst sorgte?
    Eine vage Berührung schreckte Lyressea aus ihren Überlegungen auf. Aus dem Laub über ihr war ein golden schillernder Käfer herabgefallen. Auf ihrem Handrücken krallte er sich ängstlich fest, aber er streckte bereits die Deckflügel, um den unsicheren Landeplatz wieder zu verlassen.
    Lyressea betrachtete den Käfer mit distanziertem Interesse. Er war unwichtig, selbst wenn er den Baum schädigte, indem er die frischen Blätter anfraß. Tan-Jamondi II würde sich auch weiterhin um die blaue Riesensonne drehen, egal, ob dieses kleine Lebewesen existierte oder nicht.
    Der Käfer - Lyressea erschrak über diesen Gedanken - stand sinnbildlich für die Schutzherren, die Schildwachen und die Völker von Ammandul. Und ihre Überlegungen in diesem Moment glichen vielleicht denen der Kosmokraten. Ein Käfer mehr oder, weniger, das spielte in der Tat nicht die geringste Rolle.
    War das kosmisches Denken?
    Bald werden wir wissen, was geschieht. Nach der Weihe der neuen Schutzherren.
    Dieser Termin lag noch Wochen in der Ferne. Vorher sollten sich die Schildwachen auf Tan-Jamondi II heimisch fühlen. „Wir mussten Jahrtausende auf diesen Moment des Triumphs warten", hatte der Schutzherr sch'Lerief gesagt. „Spielen da einige Tage mehr oder weniger noch eine Rolle?"
    Ein feines Flirren hing in der Luft. Die Blätter raschelten. Sonne und Wind spielten mit Uralt Trummstam -so nannten die Schutzherren den einzigen Baum im Domhof. Er war in der Tat uralt. Die Schildwachen wussten inzwischen, dass Uralt Trummstam schon während des Dombaus auf diesem Platz gestanden hatte. Mit seinen 120 Metern Höhe war der Baumriese immerhin halb so hoch wie der Dom, und seine imposante Krone durchmaß sogar noch ein wenig mehr.
    Uralt Trummstam war in die Konstruktion miteinbezogen worden. Damals, vor 30.000 Jahren, war er vielleicht erst wenige Meter hoch gewesen. Dass die Baumeister den Baum dennoch weder versetzt noch gefällt hatten, war die konsequente Umsetzung ihrer Philosophie.
    Unter den weit ausladenden Ästen lag das Versammlungsareal des Ordens, das Stam-Forum. Hier wurden die richtungweisenden Entscheidungen beraten und beschlossen. An einer Sitzung der Schutzherren hatten die Schildwachen schon teilgenommen. Einziges Thema war die Weihe jener sechs Schutzherren gewesen, die nie eine Möglichkeit gehabt hatten, ihre Aura zu erhalten.
    Lyressea erhob sich von dem Platz, den

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