Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2248 - Friedenskämpfer

Titel: 2248 - Friedenskämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
dem Bewusstseinsfragment von ES zum Ziel gehabt. An der Spitze des Ordens würden weiterhin die Schutzherren stehen, aber ohne die Schildwachen und das Paragonkreuz konnten sie nicht auf Dauer existieren.
    Lyressea und ihre Schwestern und Brüder waren demnach sehr viel mehr als nur Botschafter der Superintelligenz. Auch mehr als ein Kontrollorgan, das über die Einhaltung der Regeln zu wachen hatte. Sie waren die absolute Gewähr dafür, dass nichts den Vorstellungen der Superintelligenz zuwiderlief.
    Dafür hatte ES sie in der Maschinenstadt erschaffen.
    Alle spürten das Erhabene des Augenblicks. Die Schutzherren von Jamondi hatten ES' Vorschlag angenommen - Lyressea wusste, dass ihnen ohnehin keine andere Wahl geblieben wäre -, und die Schildwachen waren bereit, ihr Leben den neuen Bedingungen anzupassen.
    Ehrfürchtig warteten sie vor dem Dom, während sich hinter ihnen, in respektvollem Abstand, die auf Tan-Jamondi II lebenden Mitarbeiter einfanden. Zehntausend und mehr zählte die Menge bereits, aber der warme Südwind trug keine Stimmen heran. Jeder verharrte in angespannter, stummer Erwartung.
    Nur einer fehlte: Homunk. „Ich habe das Meine getan", hatte er gesagt. „Die Voraussetzungen für eine gute Zukunft sind geschaffen, mehr wurde von mir nicht erwartet. Es gilt nur noch, ES' Absichten auch im dritten Punkt zu erfüllen. Die Schutzherren wissen Bescheid. Danach verlasse ich diese Welt."
    Der dritte Punkt: das genetische Material. Lyressea fand nicht mehr die Zeit, darüber nachzudenken, denn die mentale Einheit mit ihren Geschwistern wuchs. Es war Atjaa, der ihr als Erster die Hand reichte. Augenblicke später griff Metondre nach ihrer anderen Hand, und dann war der Kreis geschlossen, alle sechs standen miteinander in körperlichem Kontakt. In dieser Sekunde wurden sie eins, ihre mentalen Kräfte potenzierten sich.
    Die Schildwachen waren bereit.
    Lyressea vernahm die Antwort als Erste. Es war nur ein innerliches Vibrieren, doch es wurde sehr schnell stärker... ... und dann materialisierte das Paragonkreuz. Es leuchtete weitaus heller als während seines ersten Erscheinens, und von ihm strahlte eine Woge der Zuversicht und des Friedens aus. Ein Raunen ging durch die Menge. Die energetische Spirale rotierte nun rasend schnell. Sie weitete sich aus, streifte die Schildwachen und die Schutzherren, und es hatte den Anschein, als durchdringe sie jeden Körper.
    Einen Augenblick lang glaubte Lyressea, alles Negative wäre aus dem Universum verschwunden. Leider war dieses Gefühl so flüchtig wie ein Atemhauch. Als es verklang, blieb eine tiefe Sehnsucht zurück. Aber auch diese Sehnsucht verwehte.
    Das Paragonkreuz schwebte jetzt dicht vor dem Dom. Es drang zwischen die Auswüchse ein und verschwand, ohne dass ersichtlich wurde, wohin es sich zurückzog. „Der Dom Rogan ist endlich wieder gesegnet!", riefen sch'Leriefs fünf Münder wie einer. „Ich weiß nun, dass ich in Frieden abtreten kann."
    „Unsere Zeit ist noch nicht gekommen", widersprach Mutter heftig. „Ich werde nicht gehen, bevor ich unsere Nachfolge in den besten Händen weiß." Sie stockte, wandte sich um und deutete mit vier Gliedmaßen in die Höhe. „Der Bote von ES ..." Mehr brauchte sie nicht zu sagen.
    Lautlos schwebte das gläserne Raumschiff auf Höhe der Domkuppe. Es hing da wie eine überdimensionale Seifenblase, filigran und zerbrechlich wirkend, dennoch im Stande, Zehntausende Lichtjahre in kürzester Zeit zu überwinden. Die über die Hülle wandernden bunten Farbschlieren konzentrierten sich für wenige Sekunden auf einem Fleck. Aus der entstehenden Öffnung löste sich ein linsenförmiger Flugkörper. Er sank tiefer und verharrte nur wenige Handbreit über dem Boden. Lyressea war sicher, dass die aufklingende Stimme nur von den Schutzherren und den Schildwachen gehört werden konnte. Allen anderen blieb das Geschehen verwehrt. „Hütet das dritte Geschenk von ES, als wäre es ein Stück von euch selbst! Es ist kostbarer als Raumschiffe und jede Technik - es ist unersetzliches Leben! Diese Geschöpfe tragen den Namen Motana. Es sind mehrere tausend Neugeborene, die der Pflege und Fürsorge bedürfen, und einige zehntausend konservierte Föten. Die Invitro-Geburt wird im Dom Rogan oder den angeschlossenen Labors problemlos möglich sein. Und dies ist nun der Abschied. Vielleicht sehen wir uns wieder, doch nicht heute oder morgen. Jahrmillionen sind wie ein Tropfen im Meer der Zeit."
    „Sie sind es", murmelte sch'Lerief

Weitere Kostenlose Bücher