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2248 - Friedenskämpfer

Titel: 2248 - Friedenskämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lang und bis zu zwölf Kilometer breit."
    Das gläserne Schiff stand nun über der Insel. Zwei kleine Kugelraumer näherten sich bis auf wenige Meter.
    Wachschiffe oder Lotsen, Lyressea konnte das nicht erkennen. Eine schwer zu interpretierende Vielfalt von Empfindungen und Gefühlen schlug über ihr zusammen. Sie spürte jedoch nicht einen Hauch von Feindseligkeit oder auch nur Unmut, sondern Neugierde und eine angespannte Erwartung.
    Für wenige Augenblicke wurde sie von einem hoch aufragenden, zapfenartigen Bauwerk abgelenkt. Alle anderen Gebäude wirkten gedrungen, nicht mehr als buckelförmige Erhebungen und scheinbar willkürlich über die Insel verstreut.
    Das gläserne Schiff landete.
    Der Verstoß der Schutzherren von Jamondi durch die Kosmokraten lässt sich vor allem dann nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass der Orden ohne die Fähigkeit, neue Schutzherren-Auren zu verleihen, bald spurlos verschwinden wird. Ich habe das bereits angedeutet.
    ES will jedoch den Orden retten, ohne selbst in Erscheinung zu treten. Die dringendste Aufgabe ist es, den letzten Schutzherren die Möglichkeit zu eröffnen, neue und vor allem wahrhaftige Auren zu verleihen. Die Entität, die einst den Dom belebte, muss demnach gleichwertig ersetzt werden.
    ES ist aber auch gezwungen, sich abzusichern. Zum einen gegen Irrwege und Fehlentwicklungen, denn die Eigenmächtigkeiten der Schutzherren von einst könnten sich auch in Zukunft zeigen und sich dann gegen ES wenden. Zum anderen benötigt ES eine Kraft, die ihm den Rücken freihält. Die Superintelligenz sieht die Gefahr, dass es ihr über einen längeren Zeitraum, ein Jahrtausend oder mehr, nicht möglich sein wird, in Ammandul einzugreifen. Weil sie vielleicht ihre Mächtigkeitsballung verlassen muss.
    Besonders wichtig erscheint es, die Entwicklungsmöglichkeiten des Genmaterials auszuloten, aus dem wir geschaffen wurden. Das soll hier geschehen. ES ist sehr angetan von jener Welt im Randgebiet von Ammandul, deren Sonne sich durch ein ungewöhnlich starkes kosmisches Kraftfeld auszeichnet. ES konnte daran wachsen.
    Diese Welt und das Leben, das sie trägt, werden eines Tags eine gewichtige Rolle für das labile kosmische Gleichgewicht spielen.
    Homunk nach der Landung auf Tan-Jamondi II Es war ein erhebendes Gefühl, eine Vollkommenheit besonderer Art schwer zu beschreiben, doch ungefähr so, als stünde sie in den leeren Straßen von Ambur-Karbush und öffnete sich der mentalen Erhabenheit, die sich in der Maschinenstadt manifestierte. Wenn sie jetzt mit beiden Händen zugriff, konnte sie einen Zipfel des Tuches lüften, das über den Geheimnissen des Universums lag.
    Lyressea fand, dass sie absonderliche Gedanken hegte. Aber zu viel stürzte plötzlich auf sie ein. Ihr Blick wanderte zum Dom Rogan hinüber, kehrte jedoch sofort zu den Schutzherren zurück. Nur Homunk und sie waren den Weg zum Dom gegangen. Ihre Geschwister waren zurückgeblieben. Weil sie die Panik schon eher gespürt hatten, die nun auch nach ihr griff? Eine eigenartige Schwäche stieg in ihr auf. Alles in ihr schrie danach, sich herumzuwerfen und davonzulaufen. Sie war unwürdig, ein künstliches Geschöpf, das sich niemals anmaßen durfte, sich mit den Schutzherren auf eine Stufe zu stellen.
    Ihr Gegenüber senkte drei seiner fünf Köpfe. Mit einer leichten Pendelbewegung kamen sie ihr auf den langen Hälsen entgegen, musterten sie gleichzeitig von verschiedenen Seiten. Lyressea fühlte sich von den Blicken aber keineswegs seziert. Auch wenn diese Augen in einem düsteren Rot glühten, fand sie in ihnen die Weisheit und Abgeklärtheit eines hohen Alters.
    Ruckartig zog sich der Fünfköpfige zurück und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er überragte Lyressea um beinahe eine Körperlänge. Der schüttere Federkranz, dort, wo die fünf Hälse in den Oberkörper mündeten, vi brierte merklich. Vielleicht, weil der Schutzherr mit den Flügelstümpfen schlug und dabei einen ohrenbetäubenden Lärm verursachte. „Das ist sein Ausdruck von Zufriedenheit." Lyressea las Homunk die Erklärung mehr von den Lippen ab, als sie seine Worte wirklich verstehen konnte. Sie nickte knapp. Ihre eigene Fähigkeit der Niederschwellen-Telepathie versagte hier; das wusste sie, ohne es überhaupt versucht zu haben. „Ich bin ro'an sch'Lerief." Der Schutzherr wandte sich Homunk zu und ließ seine Köpfe aus der Höhe hinabpendeln. Auch seine Arme mit den vielfingrigen Händen befanden sich unablässig in Bewegung.

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